Ein Scharfschütze (Robin Sondermann) geht um im Spreewald. Die Polizistin Luise Bohn (Alina Stiegler) ist sein erstes Opfer; die junge Frau hat überlebt, liegt aber im Koma. Der Kollege Fichte (Thorsten Merten) und Thorsten Krüger (Christian Redl) ahnen noch nicht, dass auch sie auf einer Todesliste stehen. Und so macht sich Fichte vor allem Sorgen um seine gerade erst Mutter gewordene Tochter Fina (Mercedes Müller), die zum Zeitpunkt des Anschlags mit Luise Bohn spazieren war. Was, wenn der Schütze auch sie im Visier hat? Und tatsächlich, im Unterschlupf des Mannes, der offenbar einen Rachefeldzug plant, hängt auch ein Foto von Fina. Doch erst mal findet dieser keine weitere Gelegenheit für einen ungestörten Anschlag. So kann Krüger, der im Zentrum des perfiden Racheplans steht, seiner Vergesslichkeit nachgehen. Eine schleichende Demenz? „Irgendwie verrutscht mir die Zeit.“ Er erlebt Situationen doppelt, bekommt einen Brief, bevor er abgeschickt wurde. Auf dem Friedhof erscheint ihm seine tote Freundin Marlene (Claudia Geisler-Bading), die ihm den Rat gibt, nur an sich selbst zu glauben. Trotzdem befragt er einen Astrophysiker, der im Ort einen Vortrag über das Faszinosum Zeit gehalten hat. Der kann Krüger einerseits beruhigen, doch andererseits bringt das Buch, das ihm der Professor empfiehlt, Krüger noch mehr durcheinander.
Foto: ZDF / Arnim Thomaß
„Böses muss mit Bösem enden“, der siebzehnte „Spreewaldkrimi“, der nicht nur Schiller zitiert, beginnt mit Auslassungen über die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die besagter Professor – Einstein wäre begeistert – für eine Täuschung hält. Ein menschliches Konstrukt. „Jetzt ist jetzt schon vorbei.“ Es klingt fast so, als ob die menschliche Wahrnehmung das alles bestimmende Phänomen ist. Das würde ja passen zu dieser außergewöhnlichen Krimi-Drama-Reihe, in deren Narration immer wieder die Zeiten durcheinanderwirbeln, um die Wahrnehmung des Zuschauers herauszufordern und das vermeintlich objektiv Erzählte zu hinterfragen. Parallel zu diesem Vortrag mit dem Titel „Vergeht die Zeit – wenn ja, warum?“ (Precht lässt schön grüßen!) laufen die Vorbereitungen zum Anschlag. Da alle Hauptfiguren gezeigt werden, ist zunächst nicht klar, wer das Opfer sein wird. Der Finger am Abzug – und der Professor kommt zum Thema Vorherbestimmung. „Doch wenn alles nur Schicksal ist, wo bleibt da die Möglichkeit der freien Entfaltung?“ Sekunden danach löst sich der Schuss – und das Projektil fliegt durch Zeit und Raum. Wenig später folgen Krügers neuerworbene hellseherische Fähigkeiten. Visionen hatte er ja schon immer. Doch jetzt sind es möglicherweise Aussetzer. Ein neurologisches Problem? Der Professor glaubt, nein. Nur warum ausgerechnet jetzt, wo sich der einst von seinen Dämonen verfolgte, grimmige Einsiedler ausgeglichener denn je fühlt. Er liest Philosophisches, trinkt Tee, kommuniziert mit seiner Buchhändlerin (Charlotte Puder), so locker & entspannt wirkte er noch nie.
Auch sein Boot lenkt der stets nachdenkliche Ex-Kommissar anfangs mit weniger Selbstzweifeln durchs Fließ, so wirkt es jedenfalls. Denn auch die Musik verleiht den Bildern etwas Majestätisches. Doch die Zweifel an sich und der Welt kommen zurück. Die Verunsicherung durch die „Zeitreisen in die Zukunft“ wächst. Die Angst ist wieder da. Und dann dieses vermaledeite Buch: „Wahrnehmung. Zwischen Hell und Dunkel“. Immer, wenn er darin gelesen hat, kamen ihm die Zeiten durcheinander. Er verbrennt das Buch. Offenbar keine gute Idee. Denn jetzt schlägt das Schicksal wieder zu. Der Racheengel streicht ein weiteres Foto seiner Zielobjekte durch. Die Trauer überkommt Krüger. Doch dann hat er einen Plan. Vielleicht kann er ja doch Einfluss auf die Zukunft nehmen? Doch Jan Fehses Fernsehfilm nach dem Drehbuch von Nils Morten-Osburg und Wolfgang Esser ist nicht „Zurück in die Zukunft“, und der Prof. Levi A. Than hat da am Ende auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Foto: ZDF / Arnim Thomaß
In „Böses muss mit Bösem enden“ spielen Osburg und Esser mit den Möglichkeiten der Zeit anders als Thomas Kirchner in früheren Episoden der Reihe. Man vermutet zu Beginn, dass hier keine mystisch-metaphysischen Nebelkerzen abgebrannt werden wie in den aktuellen Mystery-Serien, sondern dass die Geschichte zumindest mit astrophysisch-philosophischen Thesen spielerisch unterfüttert wird. Mit der Logik von Superheldenserien oder Fantasy-Dystopien hat dieser „Spreewaldkrimi“ tatsächlich nicht viel gemein. Die Handlung nimmt bizarre Wendungen, mit denen sich der Erzähler als Herrscher über die Narration – gefühlt – etwas viel herausnimmt. Da kommt Krüger, aber sicher auch ein Teil der Zuschauer, nicht mehr mit. Wer 90 Minuten lang alles ganz genau verstehen möchte, für den kann es anstrengend werden. Wer indes Geduld hat, die „Handlung“ zwischenzeitlich als Gedankenexperiment begreift, dem wird dieser Hokuspokus Vergnügen bereiten.
Und auch wenn Filme, die am Ende viel erklären müssen, nur selten zu den guten gehören – für „Böses muss mit Bösem enden“ gilt diese Regel nicht. Retrospektiv wird der seltsame Verlauf der noch seltsameren Geschichte zurechtgerückt. Die Erklärungen helfen dem Betrachter bei der Erzähllogik, bleiben allerdings im Genre des Fantastischen. Gleich zu Beginn sieht man ein echsenartiges Urwesen ins Fließ eintauchen, ein Hinweis auf den mythologischen Stoff. Am Ende dann – wie zu Beginn – viele Worte. Aus dem Mund von Fabian Hinrichs hat dies einen verführerischen Duktus: jede Menge Rhetorik, klingt aber gut – und deutet möglicherweise in die „Spreewaldkrimi“-Zukunft. Da Alina Stiegler lieber künftig als Hauptfigur im ARD-„Brandenburg-Krimi“ ermittelt, könnten Krüger beziehungsweise Christian Redl wieder mehr zu tun bekommen. „Sie müssen den Kampf wieder aufnehmen“, rät ihm der Professor. Oder ist diese Szene längst Vergangenheit und es wartet auf die ZDF-Ausnahmekrimi-Drama-Reihe eine ganz andere Zukunft? Dass zu dieser offensichtlich Mercedes Müller gehören wird, ist schon mal vielversprechend.
Foto: ZDF / Arnim Thomaß
7 Antworten
Dieser 17. Spreewald-Krimi und seine Auflösung sind mir dann doch etwas zu viel Spreewald-Mystik.
Die folgende Passage aus der obigen Rezension bringt es auf den Punkt:
«Die Handlung nimmt bizarre Wendungen, mit denen sich der Erzähler als Herrscher über die Narration – gefühlt – etwas viel herausnimmt. Da kommt Krüger, aber sicher auch ein Teil der Zuschauer, nicht mehr mit. Wer 90 Minuten lang alles ganz genau verstehen möchte, für den kann es anstrengend werden.»
«Anstrengend» ist der falsche Ausdruck. Ich halte «ärgerlich» für den zutreffenden Ausdruck, weil außer einer prähistorischen Echse im Wasser am Anfang des Films nichts näher dazu beiträgt, diese seltsame Mystik halbwegs verständlich zu erklären.
Solche Krimi-Storys, die sich durch ALLES IRRSINNIGE erklären lassen, mag ich nicht und verärgern mich im Nachhinein.
Absolut daneben.
Zeitverschwendung.
Null Sterne
Spreewald Krimi 24..02.2025 ZDF 20:15 Uhr ist der Grotten Schlechteste aller Zeiten
Eine einzige Zumutung. Das kuckt man nur zu 2/3 an, weil man sich nicht vorstellen kann, das im ZDF solch ein Schwachsinn gesendet wird. Das ist nur was für Bekloppte. Dazu sollte es Warnhinweise geben, dass man sich sowas nur völlig besoffen ansehen kann. Ich bin großer Krimifan und mag auch Fantasy-Filme. Aber das hat weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas zu tun.
Das Phänomen Zeit ist im Film immer ein Balanceakt zwischen Naturwissenschaft und Übersinnlichkeit. Hier im ZDF sind wir weniger im science fiction wie The Arrival, sondern mit realem Setting näher an Deja vu. Jedoch: der twist im plot, der zur Lösung führt, ist exakt der gleiche wie in The Arrival, eine Information aus der Zukunft führt aus der scheinbar ausweglosen Situation. Gut gemacht, aber doch ein bisschen geklaut.
Ein Krimi der besonderen und anspruchsvollen Art. Mir hat der Film sehr gefallen. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute.
Der schlechteste Spreewaldkrimi!! Seit Jahren sind wir grosser Fan der Spreewald krimireihe und fanden fast alle immer sehr gut. Aber hier einfach nur grauenvoll . Es wird im Krimi philosophische Aspekte über die Zukunft und das verändern der Zukunft als Hauptthema gemacht. Die eigentliche krimiHandlung ist extrem banal und langweilig . Es folgen ständig Zeitverschiebung und Einbildung von Krüger durch den ganzen Film. Der Höhepunkt des Grauenvollen der Kommentar von einem Ständigen imaginären Begleiters Krüger der Satz: make Krüger Great again! Einfach nur schrecklich. Wie kann man so eine tolle Krimiserie so versauen? Bitte den Drehbuchautor schnellsten entlassen! Gebe 1 Punkt von 10 für schöne Landschaftsaufnahme und Musik. Sonst nichts !