TV-Premieren im Juni
und von den Wiederholungen nur das Beste
15.06.2025
20:15
ARD-Mediathek
Reihe
Streaming-Premiere
Zuercher, Schuler, Braunschweig, Arens, Cathomas, Japp, Illien, Ineichen. Nicht immer wird ein Zopf draus
Der neunte Fall aus Zürich spielt mit märchenhaften Motiven, bleibt inhaltlich aber dem Hier und Jetzt verhaftet. Die Ermittlungen im Mordfall einer jungen Frau fördern zutage, was im modernen Verbrechen dazugehört: Brüchige Familienstrukturen und frei drehende Egoisten auf der Suche nach dem großen Geld. Dazwischen dringt „Tatort – Rapunzel“ (SRF, ARD / Hugofilm features) in die Nischen zwischen Arm und Reich – dorthin, wo das Böse lauert. Das hat im Schweizer „Tatort“ ebenso Tradition wie die eher kühle Art, mit der das Team spiegelt, was Menschen zum Verbrechen verführt. Im letzten Drittel verliert der Fall an Stringenz und hantiert mit einer wenig überzeugenden Täterfigur. Das Zusammenspiel von verbissenem Ernst und spielerischen Märchenmotiven stößt hier an seine Grenzen.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Gastdorf, Challah, Becker, Ferres, Ben Braeunlich, Lutz Heineking jr. Der Ernst des Lebens
Von Mohrenköpfen und anderen Verstößen gegen die politische Korrektheit: „Andere Eltern – Die 1. Klasse“ (ZDF / eitelsonnenschein) ist die filmische Fortsetzung der 2021 bei Neo ausgestrahlten und als Doku-Serie getarnten Realsatire auf das Leben in Political Correctness. Um nach der Kita-Zeit weiterhin alles unter Kontrolle zu haben, übernehmen die Eltern kurzerhand eine Grundschule und auch den Unterricht. Die größtenteils improvisierte Komödie ist nicht mehr ganz so böse, lebt aber wie die Serie davon, dass alle Mitwirkenden sämtliche Absurditäten mit heiligem Ernst verkörpern.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Helgi Schmid, Lucie Heinze, Trauttmansdorff, Schüttauf, Julia Becker. Der schlimmste Geburtstag seines Lebens
In dem ausgezeichnet gespielten Ensemble-Film „Feste Feiern“ (ZDF / Oma Inge Film) gerät eine Überraschungsparty komplett aus den Fugen und eine Beziehung an den Rand des Abgrunds, als ein versehentlich geöffneter Brief zu einem tiefen Riss führt. Julia Becker (Buch und Regie) ist mit Hilfe von Zuspitzungen, vielen kleinen Heiterkeiten, aber auch einer zunehmend verletzenden Boshaftigkeit eine bissige Tragikomödie gelungen, in der nicht nur die Generationen aufeinanderprallen.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Bodenbender, Erdmann, Plaß, Schüttauf, Schönemann, Husmann, Meletzky. Viel Geschrei um nichts?
Damit alles so bleiben kann, wie es ist, muss sich so einiges in Waldsee ändern. So sieht es die Bürgermeisterin, doch viele sehen das anders. Gegen ein Pilotprojekt mit indischen IT-Kräften regt sich deutlich Widerstand im Ort. Dann legt auch noch ein Hackerangriff die Computer der Stadt lahm und machen zwei sehr spezielle Kriminelle „das verpennte Kaff“ unsicher. „Ein ganz großes Ding“ (ZDF / MadeFor Film) ist eine echte Komödie, kein Film, der unter dem Deckmäntelchen der Dramödie Moral predigt. Zeitgeist-Phänomene wie Digitalisierung oder Spaltung der Gesellschaft werden beiläufig in den schön chaotischen Plot integriert. Die Dialoge sind Ralf-Husmann-like das komödiantische Herzstück dieses 90-Minüters, besonders die Ehe-kritischen. Und das spielfreudige Ensemble um Silke Bodenbender weiß viel damit anzufangen.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Streaming-Premiere
Laura Storz, Holle Kirck, Ekrem Bora, Scotti-Rosin, Tüllmann. Aus dem Leben einer Rabentante
Die ZDF-Komödie „Die Kinderschwindlerin“ (ITV) ist ein großer Spaß für alle Eltern, die wissen, dass der Nachwuchs auch eine Landplage sein kann. In der Geschichte leiht sich Kinderhasserin Nina Nichte und Neffen aus, um sich eine nur an Familien vermietete Wohnung zu erschwindeln. Das klappt zwar, aber nun hat die 14-jährige Frieda sie in der Hand. Natürlich macht die Tante eine Läuterung durch; trotzdem verrät der Film seine Hauptfigur nicht. Sämtliche Mitwirkenden spielen sehenswert, die Dialoge sind witzig, und dank immer neuer Lügen ergeben sich viele heitere Situationen.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Tyrell Otoo, Anouk Elias, Fürmann, Roggan, Matschenz, Evans, Ritter, Laura Fischer. Hormone statt Paragrafen
Planung ist das halbe Leben. An der anderen Hälfte schnuppert Simon nach dem Abitur, im Sommer 1999. Daraufhin schießt er sein Jurastudium für die Liebe und ein anderes Leben in den Wind. „Für immer Freibad“ (good friends) ist ein sympathischer Wohlfühlfilm, der locker und luftig Elemente einer Coming-of-Age-Dramedy mit der klassischen Dramaturgie einer Romantic Comedy verbindet. Und so geht es in der ZDF-Komödie nicht nur um das leicht-lockere Sommer-Feeling, die ersten Schmetterlinge im Bauch, sondern auch um das, was die Charaktere im Innern bewegt. Und weil die Jahrtausendwende ansteht, diskutiert die coole Freibad-Belegschaft, die zu Simons Ersatzfamilie wird, auch immer wieder über Träume und Lebensziele. Wie das gut besetzte Ensemble den Komödien-gemäß typisierten Figuren „Glaubwürdigkeit“ verleiht, und wie es Regisseurin Laura Fischer gelingt, mit einfachen Mitteln (zeitgeschichtliche) Gefühlswelten sinnlich zu erschließen, das kann sich sehen lassen – und macht Laune.
19.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Reihe
Streaming-Premiere
Sawatzki, Milberg, Löbau, Grossmann, Wöhler, Winter, Kuhlmann, Meyer Price. Nix wie weg
Im heiteren neunten Film der ZDF-Reihe mit Andrea Sawatzki und Axel Milberg als Ehepaar in der Dauerkrise schlägt der Gatte zwecks Krisenbewältigung einen Campingausflug vor, doch das entpuppt sich bloß als Vorwand. Der Rest der Mischpoke findet natürlich ebenfalls auf dem Zeltplatz ein. „Wir machen Camping“ (Ziegler Film) bietet die gewohnte Mischung aus boshaften Dialogen und witzigen Situationen, aber selten schimmerte die Tragödie des Ehelebens so sehr durch wie diesmal.
20.06.2025
05:30
ARD-Mediathek
Serie & Mehrteiler
Streaming-Premiere
Schalko, Hübner, Sawatzki, Mädel, Waldstätten, Palfrader, Schubert, Buck. In sechs Horrorkomödien durch die Gegenwart
Vom Wohnzimmer-Konzert bis zum Restaurant-Besuch: In den sechs Kurzfilmen seiner Anthologie-Serie „Warum ich?“ (ARD Degeto / Superfilm) erzählt David Schalko kurzweilige Horrorkomödien, in denen zumeist alltägliche Situationen absurde und tragische Wendungen nehmen. Erneut beweist der Österreicher in dieser Inszenierung voller skurriler Typen und Dialoge seinen Sinn fürs Abgründige. Die Szenenbilder, die den Horror ahnen lassen, noch ehe er eintritt, sowie die Spielfreude des illustren Ensembles runden das Vergnügen ab. „Warum ich?“ ist anspruchsvoll, kreativ, ohne enormen Aufwand, verspielt und immer ein bisschen rätselhaft. So etwas sieht man nicht alle Tage.
22.06.2025
20:15
ARD-Mediathek
Reihe
Streaming-Premiere
André Kaczmarczyk, Gisa Flake, Hanno Koffler, Christian Werner. Zwei, die immer auch Mensch sind
Der „Polizeiruf 110 – Spiel gegen den Ball“ (rbb / Eikon Media) ist nur auf den ersten Blick ein handelsüblicher Whodunit. Eine ermordete deutsche Staatsbürgerin auf polnischem Boden, das ist heikel. Dass man nicht den Eindruck bekommt, es werde hier ein Verdächtiger nach dem anderen durchs deutsch-polnische Grenzgebiet gejagt, ist den Autoren zu verdanken, liegt aber auch an der sympathischen Art des Ermittelns. Bei diesem Fall, der sich im Schlussdrittel zu einem intensiven Krimi-Drama entwickelt, benötigen Ross & Luschke alias André Kaczmarczyk & Gisa Flake ein besonders großes Einfühlungsvermögen. Nach ihrem zweiten gemeinsamen Einsatz gehören sie bereits zu den angenehmsten ARD-Ermittlerduos. Christian Werners kunstvoll kunstlose Inszenierung und Eva Katharina Bühlers feinsinnige Bildgestaltung machen aus „Spiel gegen den Ball“ spätestens auf den zweiten Blick einen überdurchschnittlichen „Polizeiruf“.





Vergangene Ausstrahlungen im Juni
09.06.2025
20:15
ARD-Mediathek
Reihe
Streaming-Premiere
Hartmann, Reinsperger, Lause, Bauer, Zimmler, Busch, Neul. Zerstörerische häusliche Gewalt
Der Tod einer Frau bei einem Zimmerbrand ist der Ausgangspunkt für ein bitteres Familiendrama im Dortmunder „Tatort“. Die Episode „Feuer“ (WDR / Pandora Film), in dem Kommissarin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) zeitweise verdeckt in einem Frauenhaus ermittelt, handelt von den zerstörerischen Folgen häuslicher Gewalt, insbesondere auch für die Kinder. Gleichzeitig setzen Markus Busch (Drehbuch) und Nana Neul (Regie) die komplexe horizontale Erzählung über das Dortmunder Team mit wohlgesetzten Akzenten fort, ohne Antworten auf die durchaus zahlreichen offenen Fragen zu geben. Die Erzählung bleibt also im Fluss, auch die Krimi-typische Erlösung, der Sieg des Guten über das Böse, stellt sich nicht wirklich ein. Dafür zeigt der zuletzt unter Mordverdacht geratene Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ungewohnt empathische (Vater-)Seiten. Ein insbesondere von Hartmann und Reinsperger überzeugend gespieltes, leider lebensnahes Drama mit tragischer Pointe.
07.06.2025
23:35
ARD-Mediathek
Fernsehfilm
Streaming-Premiere
Johann von Bülow, Jeanette Hain, Martin Brambach, Martin Weinhart. Vom Tabu zum Trauma
Das Dokudrama „Robert Lembke – Wer bin ich?“ (SWR, NDR, ORF / megaherz) beleuchtet eine weitgehend unbekannte Seite des beliebten Quizmoderators: Der Gastgeber von „Was bin ich?“ wurde im „Dritten Reich“ als „Halbjude“ eingestuft und verfolgt. Mit seiner Familie hat er offenbar nie darüber gesprochen. Das verschwiegene Trauma belastet seine Nachkommen bis heute. Martin Weinharts Film ergänzt viele Ausschnitte aus der Quizsendung um zeitgenössisches Dokumentarmaterial, aber anstelle von szenischen Rekonstruktionen lässt er die Vergangenheit mit Hilfe von Johann von Bülow als Lembke, Jeanette Hain als Tochter und Martin Brambach als tyrannischer Stiefvater in Interviews lebendig werden.
06.06.2025
Der Erste hat Erektionsprobleme, der Zweite „genießt“ alle Lüste in vollen Zügen, der Dritte findet sich unattraktiv. Verunsichert sind sie alle drei, die Bewohner einer Berliner Männer-WG in der fünfteiligen Serie „Softies“. Und auch über die eigenen Probleme reden ist für keinen eine Option – bis schließlich auf einer Party das Verdrängte an die Oberfläche gespült wird. Endlich mal eine Comedy, bei der es um etwas geht, die entsprechend ohne (auf)gesetzte Pointen auskommt und sich nicht auf Kosten der Figuren lustig macht. Also eher eine Dramedy – eine, die jede Menge wunder Punkte der twentysomethings anspricht und die Lösungen aufzeigt, ohne dabei uncool zu wirken. Die Serie ist dramaturgisch angenehm kompakt und auch inszenatorisch & besetzungstechnisch eine runde Sache.
06.06.2025
10:00
ZDF-Stream
Serie & Mehrteiler
Streaming-Premiere
Diyar Ilhan, Shadi Eck, Themann, Schiller, Schuster, Heineking jr. Toxische Männlichkeit
In der sechsteiligen Teenager-Serie von Lutz Heineking jr. verlieben sich zwei Außenseiter in eine neue Mitschülerin. Sie nehmen Testosteron, um möglichst rasch echte Kerle zu werden, aber die Pillen haben fatale Nebenwirkungen. Anfangs wirkt „Club der Dinosaurier“ (ZDF / Syrreal Entertainment, eitelsonnenschein) wie eine typische Pubertäts-Dramedy. In der zweiten Hälfte wird die Geschichte dank zunächst wohldosierter Horror-Elemente immer spannender, um schließlich in ein fesselnd und furios gefilmtes Thriller-Finale zu münden. Gerade die jungen Mitwirkenden spielen famos.
01.06.2025
20:15
ARD-Mediathek
Reihe
Streaming-Premiere
Krassnitzer, Neuhauser, Scherrer, Kramar, Warta, Rupert Henning. Wiener Blick auf unheimliche Zeiten
Der Abschieds-Countdown für das wunderbare Wiener Ermittler-Duo Moritz Eisner und Bibi Fellner läuft. Fall Nr. 36 führt die beiden in ein Geflecht aus militantem Protest, internen Konflikten und dreisten Umsturzfantasien. Bei einer Demo gibt es einen Toten. Wurde er von der Polizei niedergeknüppelt oder zur Zielscheibe in den eigenen Reihen? Autor-Regisseur Rupert Henning hat seine brisante Geschichte als temporeichen Thriller inszeniert. Er dreht dabei am großen gesellschaftlichen Rad; gegen Ende gerät es ein wenig zu groß. Dennoch: Der „Tatort – Wir sind nicht zu fassen!“ (ORF / Rundfilm) bietet spannende Unterhaltung mit Polit-Touch.
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