
Für den letzten „Tatort“ mit Meret Becker als Kommissarin Nina Rubin hat sich der Autor Günter Schütter viel vorgenommen. „Das Mädchen, das allein nach Haus‘ geht“ (RBB / Provobis) dringt noch einmal tief in die Psyche dieser außergewöhnlichen Reihenfigur ein, erzählt eine auf vier Hauptfiguren reduzierte Krimihandlung, gibt dem Ganzen in der zweiten Hälfte eine Drei-gegen-alle-Thriller-Struktur, macht Ausflüge ins Beziehungsdrama, ja setzt sogar auf melodramatische Momente und sucht nach einem psycho- und genrelogisch überzeugenden Ausstand für die Kommissarin. Mit diesem ausgeklügelten Genre-Mix, mit seinem psychologischen Tiefgang und mit der existentiellen, empathiesatten Hochspannung ist dieser „Tatort“ nicht nur ein außergewöhnlicher, sondern auch ein überragender Sonntags-Krimi. Das hat viel mit Regisseur Ngo The Chau zu tun: Der preisgekrönte Kameramann, der hier erst seinen vierten Film vorgelegt hat (sein erster Krimi!), veredelt das sehr gute Drehbuch nicht nur, sondern er verleiht diesen zum Teil atemberaubenden 90 Filmminuten einen unverkennbaren visuellen Stil. Für jede Situation, für jede Stimmung, für jeden Genre-Ausflug findet der Vietnamese betörend schöne Bilder. „Das Mädchen, das allein nach Haus‘ geht“ steckt wie das „reine Herz“ Nina Rubin voller Gefühle. Ein würdiger Abgang!