TV-Premieren im Juni
und von den Wiederholungen nur das Beste
16.06.2025
02:45
SWR
Fernsehfilm
Kalenberg, Panzner, Korneev, Beatrice Meier, Nana Neul. Monogam auf Lebenszeit?
Treueschwüre und Hochzeitsmythos sind lebendiger denn je. Schön, dass „Eine Sommerliebe zu dritt“ die ewige Illusion von der romantischen Liebe nicht mitmacht und amourös-erotische Alternativen zur Zweisamkeit ins Spiel bringt. Schön auch, dass Autorin Beatrice Meier und Regisseurin Nana Neul die Zuschauer nicht bekehren wollen. Alle haben selbst die Wahl: die Charaktere, wie sie leben und lieben wollen, und die Zuschauer, was sie alles in diesem Film sehen wollen. Es ließe sich einiges entdecken: ein ideal gecastetes & aufeinander eingespieltes Trio, die beiläufigen Zeichen, die Blicke und Bilder, die mehr erzählen als jede Dramaturgie. Dieser Film erklärt wenig, zeigt viel und will den Zuschauer in Versuchung führen.
16.06.2025
03:35
One
Reihe
Zuercher, Schuler, Braunschweig, Arens, Cathomas, Japp, Illien, Ineichen. Nicht immer wird ein Zopf draus
Der neunte Fall aus Zürich spielt mit märchenhaften Motiven, bleibt inhaltlich aber dem Hier und Jetzt verhaftet. Die Ermittlungen im Mordfall einer jungen Frau fördern zutage, was im modernen Verbrechen dazugehört: Brüchige Familienstrukturen und frei drehende Egoisten auf der Suche nach dem großen Geld. Dazwischen dringt „Tatort – Rapunzel“ (SRF, ARD / Hugofilm features) in die Nischen zwischen Arm und Reich – dorthin, wo das Böse lauert. Das hat im Schweizer „Tatort“ ebenso Tradition wie die eher kühle Art, mit der das Team spiegelt, was Menschen zum Verbrechen verführt. Im letzten Drittel verliert der Fall an Stringenz und hantiert mit einer wenig überzeugenden Täterfigur. Das Zusammenspiel von verbissenem Ernst und spielerischen Märchenmotiven stößt hier an seine Grenzen.
16.06.2025
04:25
WDR
Fernsehfilm
Lisa Wagner, Thieme, Szymanski, Tiefenbacher. Dem Schicksal spielerisch begegnen
Eine junge, zielstrebige Frau. Ein Vater, der seine Tochter von sich stößt. Ein Liebhaber, der versucht, jener von Bindungsängsten geplagten Frau das leichte Leben beizubringen. „Gestern waren wir Fremde“ besticht durch seine fein akzentuierte, sehr offene Dramaturgie, die realistisch sprunghaft, zugleich dramaturgisch konzentriert wirkt und fast schon Kinopoesie besitzt. Lisa Wagner verkörpert einen faszinierenden Charakter – und sie ist eine ungemein kraftvolle Schauspielerin. Die Genauigkeit im Detail verhindert, dass der dramatische Überbau der Geschichte die kostbaren kleinen Momente dieses wunderbaren TV-Films zerstört.
16.06.2025
22:00
rbb
Reihe
Krassnitzer, Neuhauser, Schwarz, Zeiler, Gerald Liegel. Cooles Comeback, krasse Story
Das Beste vorweg: Inkasso Heinzi ist wieder da! Der Wiener Stritzi kehrt nach vier Jahren Pause zurück. Im „Tatort – Alles was Recht ist“ (ORF / KGP Filmproduktion) sitzt er im Knast, ist aber in gewisser Weise mit dem aktuellen Fall von Bibi Fellner und Moritz Eisner verknüpft. Den Autoren Karin Lomot und Robert Buchschwenter, die bereits den Austria-„Tatort – Pumpen“ verfasst haben, ist eine Story mit Wow-Effekt gelungen. Ein scheinbar glasklarer Fall bekommt bereits nach kurzer Zeit eine völlig überraschende Wendung: Der geständige Mörder wird von einem gefürchteten Staranwalt verteidigt und freigesprochen. Wenig später wird der Anwalt erschossen und der Freigesprochene ist spurlos verschwunden. Weitere überraschende Wendungen folgen. Das 28. Krassnitzer-Neuhauser-Doppel ist ein packender und bildstarker Krimi mit fein dosiertem Witz und Tiefgang.
16.06.2025
23:30
MDR
Reihe
Schönemann, Klinge, Lohse, Holle/Schmidt. Mal beschaulich, mal absurd, mal spannend
In der neuen Staffel von „Nord bei Nordwest“ (Degeto / Aspekt Telefilm, triple pictures) geht zu Beginn jeder der drei Episoden alles einen besonders entspannten Gang. Jule ist nun Tierärztin, Hauke Jacobs muss nicht mehr um sein Leben bangen und Hannah Wagner scheint in Schwanitz endgültig angekommen zu sein. Doch diese Ruhe ist mal wieder trügerisch… Die Krimiplots sind diesmal etwas softer, tendieren eher zum Komisch-Skurrilen, weniger zur gewalthaltigen Lakonie oder zum Schwarzhumorigen. Eine Killerin, die aussieht wie Mutti von nebenan gibt es dennoch; die auffälligste Figur aber ist „Andy von nebenan“, ein geistig zurückgebliebener, erdrückend herzlicher Koloss. Das gekonnte, fließende Wechselspiel zwischen Krimi & Komödie, Charakterstärke & Plot-Spannung gehört nach wie vor zum dramaturgischen Markenzeichen der Reihe. Das verspielt-verdruckste Umeinander-Kreisen der beiden Veterinäre bereitet in allen Episoden große Freude. Die besondere Stärke der Filme von Nina Wolfrum, Markus Imboden und Christiane Balthasar nach den Büchern von Niels Holle und Holger Karsten Schmidt ist die Genre-Variation & Tonlagenvielfalt. Jeder Film ist ein Unikat, erzählt seinen Krimi anders, das macht Laune und Lust auf den nächsten.
16.06.2025
23:59
ZDF
Kinofilm
Ella Frey, Martin Wuttke, Wolkan, Lazarescu. Auf einen Kaffee mit dem Tod
„Glück ist was für Weicheier“ (ZDF / Walker+Worm) erzählt eine tieftraurige Geschichte als Komödie mit Trauerflor: Die zwölfjährige Jessica sucht verzweifelt nach einem Weg, wie sie ihrer unheilbar kranken älteren Schwester helfen kann. Die vermeintliche Lösung findet sie in einem Buch über Rituale zur Schadensabwehr. Obwohl der Film im Grunde nur eine Aneinanderreihung einzelner Vorfälle und Erlebnisse ist, gelingt es Anca Miruna Lăzărescu in ihrer ruhig erzählten zweiten Regiearbeit, einen harmonischen Handlungsfluss herzustellen. Dafür steht vor allem die junge Hauptdarstellerin Ella Frey, die auch die kleine, aber für das Gesamtgefüge des Films ungemein wichtige komödiantische Ebene trägt. Der Film eröffnet die Reihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“, aber leider erst um 23.15 Uhr. Die Tragikomödie hätte sicher auch um 20.15 Uhr funktioniert.
17.06.2025
00:40
ARD
Reihe
Zuercher, Schuler, Braunschweig, Arens, Cathomas, Japp, Illien, Ineichen. Nicht immer wird ein Zopf draus
Der neunte Fall aus Zürich spielt mit märchenhaften Motiven, bleibt inhaltlich aber dem Hier und Jetzt verhaftet. Die Ermittlungen im Mordfall einer jungen Frau fördern zutage, was im modernen Verbrechen dazugehört: Brüchige Familienstrukturen und frei drehende Egoisten auf der Suche nach dem großen Geld. Dazwischen dringt „Tatort – Rapunzel“ (SRF, ARD / Hugofilm features) in die Nischen zwischen Arm und Reich – dorthin, wo das Böse lauert. Das hat im Schweizer „Tatort“ ebenso Tradition wie die eher kühle Art, mit der das Team spiegelt, was Menschen zum Verbrechen verführt. Im letzten Drittel verliert der Fall an Stringenz und hantiert mit einer wenig überzeugenden Täterfigur. Das Zusammenspiel von verbissenem Ernst und spielerischen Märchenmotiven stößt hier an seine Grenzen.
17.06.2025
20:15
BR
Reihe
Krassnitzer, Neuhauser, Henning. Spannend & düster zurück in den Kalten Krieg
Ein vermeintlicher Routinefall konfrontiert Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser im neuen ORF-„Tatort: Grenzfall“ mit einem erschütternden Drama über Täter und Opfer diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs. Rupert Henning erzählt einen leisen, aber überaus packenden Geschichtskrimi nach einer wahren Begebenheit vor der malerischen Kulisse des niederösterreichischen Waldviertels, den man, wenn man eine entschleunigte, dichte Inszenierung & herrlich trocken-witzige Dialoge mag, auf keinen Fall versäumen sollte.
17.06.2025
20:15
WDR
Reihe
Behrendt, Bär, Wilson, Grove, Rotter, Ko. Wasser, Blicke, Verzweiflung & der Jazz
Die Differenzen zwischen den Ermittlern sind seit jeher typisch für den „Tatort“ Köln. Auch in „Mitgehangen“ (WDR / Bavaria Fiction) gehen die beiden ihre eigenen Wege. Autor Rotter & Regisseur Sebastian Ko bedienen dieses Interaktionsmuster sehr viel diffiziler als üblich, und Ballaufs Sinnkrise besitzt ungewohnte Tiefe, ja, sie trifft den existentiellen Kern der Polizeiarbeit. Die Geschichte einer Familie, für deren materielles Wohlergehen der Vater einen hohen Preis bezahlt, weiß auch film(ästhet)isch zu bestechen. Ins Auge fallen vor allem die Farbdramaturgie und eine oft schroffe Montage, die das Raue, die unkonventionelle visuelle Lösung bevorzugt. Dazu sehr passend: der eigenwillige Score. Das vielleicht Nachhaltigste aber ist, wie Rotters Plot und Kos Besetzung Erwartungen der Zuschauer wecken, um sie ohne großes Bohai zu unterlaufen. Ein leiser Meta-Krimi, ein Kölner „Tatort“-Highlight!
17.06.2025
20:15
ZDF
Reihe
Heerwagen, Mittermeier, Held, Binder/Ani, Jan Fehse. „Tot sein ist wie deppert sein“
Die bayerischen Kellerkommissare ermitteln in einem Bestattungsfamilienbetrieb – das lässt so einiges erwarten für „Was vom Leben übrig bleibt“, die zehnte Episode der etwas anderen ZDF-Samstagskrimireihe „München Mord“ (TV60Film). Und so haben die Autoren Moritz Binder und Friedrich Ani ihren drei Protagonisten etwas mehr mitgegeben vom Bewusstsein für die Endlichkeit des weltlichen Daseins. Setzt der Jubiläumsfilm von „München Mord“ auch vieles von den Eigenarten der Kommissare fort und enthält er auch zwei, drei schön schräge Szenen, so dringt überraschenderweise das Schwarzhumorige, das der Berufsstand in Kombination mit diesem Reihen-Personal doch birgt, eher unspektakulär an die Oberfläche. Der Film macht zwar immer noch Laune, die Narration dieses Whodunit ist dicht, die Beziehungen sind einigermaßen komplex, und Fehses Inszenierung kann sich sehen lassen – aber vom gewissen Etwas dieser Reihe hat diese Episode etwas weniger als sonst üblich.





Vergangene Ausstrahlungen im Juni
15.06.2025
00:40
SWR
Reihe
Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel, Daniel Rodic. Mit Schnauze, Herz und Hirn
Endlich eine Unterhaltungsfilmreihe, in der anders geholfen wird als in den Fernsehkliniken, -praxen und -beratungsstellen: nicht professionell, sondern im Vorbeigehen – oder besser: im Vorbeifahren. In „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Degeto / Bavaria Fiction) sind kernige Typen in orangefarbenen Overalls am Werk, die mit offenen Augen durch Berlin fahren. Der Arbeitsplatz als ein Ort der Gemeinschaft, der Kiez als Biotop für Nächstenliebe, Moral & gesunden Menschenverstand, dazu drei Helden als eine Art zwischenmenschliche Feuerwehr: Das alles versprüht mehr als nur einen Hauch von Sozialromantik – und das Ganze hätte leicht auch naiv & kitschig werden können. Doch in dieser neuen Freitagabend-Reihe stimmen narrative Komposition und filmische Anmutung gleichermaßen. Es ist hier die gelungene Mischung aus Alltagsthemen und einer beiläufigen Erzählweise, die die Musik macht. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten in „Dörte muss weg“ & „Baby an Bord“ auch Kamera und Schnitt. Herzstück aber ist die stimmige Besetzung rund ums Zugpferd Ochsenknecht.
15.06.2025
01:15
ARD
Reihe
Stadelmann, Führmann, Fischer, Wendel, Markus Sehr. „Die Mauer muss weg“
Western Time im Ersten! „Harter Brocken – Der Goldrausch“ ist der achte Harz-Krimi um den eigenwilligen, stoischen Dorfpolizist Koops, der eine Killerin jagt und einen Goldschatz sucht. Es geht um Gier, unabhängig vom politischen System, hüben wie drüben, damals wie heute. Und wie weit Menschen gehen, diese zu stillen. Markus Sehr hat seinen dritten „Harter Brocken“-Krimi inszeniert. „Der Goldrausch“ bietet ein Katz- und Mausspiel mit cleveren Protagonisten: Aljoscha Stadelmann als Dorfsheriff gegen „Die Füchsin“ Lina Wendel als Ex-Stasi-Offizierin. Humoriger Höhepunkt des Psycho-Duells: Ein Tresen-Zweikampf mit viel Alkohol, K.o.-Tropfen und vertauschten Gläsern, in dem die Killerin dem Cop absolut das Wasser (oder Bier!) reichen kann. Thriller, Abenteuer, Comedy in einem: passt!
15.06.2025
02:50
ARD
Reihe
Claudia Eisinger, Hülk, Ulli Stephan, Anno Saul. Die Frau, die den Molekülen vertraut
Regisseur Anno Saul hat offenbar dafür gesorgt, dass sich sein Kameramann Martin L. Ludwig in die masurische Landschaft verliebt: Gerade im ersten der beiden „Masuren-Krimis“ (Degeto / Odeon) sind viele Aufnahmen bildgewordene Gedichte. Die Geschichte ist allerdings auch ziemlich gut, zumal das Drehbuch (Ulli Stephan) nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern die biografischen Details der Hauptfigur erst nach und nach preisgibt: Nach dem Tod des Onkels reist die Berliner Kriminaltechnikerin Viktoria Wex in ihre alte Heimat, um den Nachlass zu regeln, und gerät prompt in einem Mordfall. Claudia Eisinger entpuppt sich als Glücksgriff für die Rolle der brillanten Wissenschaftlerin, die im Umgang mit ihren Mitmenschen wenig Wert auf Konventionen legt. Die Fortsetzung ist fast zwangsläufig nicht mehr ganz so fesselnd, weil die Hauptfigur enträtselt ist. Der Reiz von „Fangschuss“ muss daher größtenteils aus der Krimi-Ebene resultieren, und die bewegt sich auf solidem Niveau. Filmästhetisch knüpft der zweite Film allerdings nahtlos an „Fryderyks Erbe“ an.
15.06.2025
03:45
SWR
Fernsehfilm
Tim Oliver Schultz, Paula Kalenberg, Dydyna/Klehmet/Oetker, Thiel. Mitten ins Herz
Es fällt nicht schwer, bei „Song für Mia“ (Degeto / Constantin Television) Ansatzpunkte für Kritik zu finden. Die Figuren sind klischeehaft, die Handlung ist dünn und vorhersehbar, die Bildgestaltung lässt keinerlei Zweifel daran, welche Lebensentwurf der richtige ist, und die Botschaft aus dem „Kleinen Prinzen“ wirkt auch nicht gerade originell: Ein angehender junger Popstar verliert sein Augenlicht und ist auf die Hilfe seiner sympathischen Pflegerin angewiesen, die ihm beibringt, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Dass der Film trotzdem Spaß macht, liegt an Paula Kalenberg und Tim Oliver Schultz, die ihre Hauptfiguren richtig gut spielen, zumal der Star aus „Club der roten Bänder“ den Sinneswandel glaubwürdig vermittelt. Außerdem überzeugt er auch als Sänger der eigens für den Film geschriebenen Songs. Jetzt muss diese Liebesgeschichte nur noch das ARD-Publikum finden.
15.06.2025
Aus der vermeintlichen sozialsatirischen Zeitgeist-Komödie ist über die Jahre ein Lehrstück über menschliche Dekadenz & zynische Medienmacht geworden. „Kir Royal“ schafft Minaturen der Comédie humaine und die Serie ist nicht deshalb ein Klassiker, weil sie 1986 den Grimme-Preis bekam, sondern weil sie jedem Jahrzehnt eine etwas andere Lesart ermöglicht: eine gesellschaftskritische, eine beziehungsorientierte, eine emanzipatorische, eine fernsehästhetische. tittelbach.tv zeigt, was man über „Kir Royal“ wissen & lesen sollte.
15.06.2025
12:00
Kika
Reihe
Ruby O. Fee, Kempter, Großmann. Es darf schon mal ein bisschen schaurig sein
„Wahre Schönheit kommt von innen“ – eine Moral, die gerade heutzutage Kindern nicht früh genug nahegebracht werden kann. Die ARD-Märchenverfilmung „Prinz Himmelblau und Fee Lupine“ sorgt mit ihrem Hexenzauber & der hippieesken Feen-Welt, mit den dramaturgischen & bildgestalterischen Ideen aber auch für reichlich Dramatisches und hat auch ästhetisch einiges anzubieten. Die Hell-Dunkel-Kontraste und eine kluge Montage geben diesem Sechzigminüter eine klare Handschrift, und die Besetzung (teilweise gegen die Erwartungen) mit Ruby O. Fee, Friederike Kempter und Mechthild Großmann ist 1A. Ein guter Kompromiss in Hinblick auf die Zielgruppe: Märchen sind nicht nur ein Genre für Vorschulkinder!
15.06.2025
14:15
SWR
Fernsehfilm
Kalenberg, Panzner, Korneev, Beatrice Meier, Nana Neul. Monogam auf Lebenszeit?
Treueschwüre und Hochzeitsmythos sind lebendiger denn je. Schön, dass „Eine Sommerliebe zu dritt“ die ewige Illusion von der romantischen Liebe nicht mitmacht und amourös-erotische Alternativen zur Zweisamkeit ins Spiel bringt. Schön auch, dass Autorin Beatrice Meier und Regisseurin Nana Neul die Zuschauer nicht bekehren wollen. Alle haben selbst die Wahl: die Charaktere, wie sie leben und lieben wollen, und die Zuschauer, was sie alles in diesem Film sehen wollen. Es ließe sich einiges entdecken: ein ideal gecastetes & aufeinander eingespieltes Trio, die beiläufigen Zeichen, die Blicke und Bilder, die mehr erzählen als jede Dramaturgie. Dieser Film erklärt wenig, zeigt viel und will den Zuschauer in Versuchung führen.
15.06.2025
Der sehenswerte ARD-Thriller „Helix“ (WDR / Near Future) nach dem Bestseller von Marc Elsberg verknüpft auf fesselnde Weise den Kinderwunsch einer Personenschützerin mit dem Thema Humangenetik: Als sich herausstellt, dass der Bundesminister für Wirtschaft und Umwelt mit exakt jener Methode ermordet wurde, die der an einer Erbkrankheit leidenden BKA-Polizistin zum ersehnten Nachwuchs verhelfen soll, steht sie vor einem echten Dilemma. Jörg Tensing hat die Romanvorlage rigoros reduziert, Elmar Fischer hat die vielschichtige Mischung aus Wissenschaftskrimi, Polit-Thriller und Familiendrama sehr dicht umgesetzt. Dank Svenja Jung, Marie Bloching und Mina Tander ist der Film auch darstellerisch sehenswert, selbst wenn dem Gaststar Hannes Jaenicke nur wenige Minuten vergönnt sind.
15.06.2025
15:30
Arte
Reihe
Ferch, Gedeck, Röder, Imboden. Kräftezehrende Ermittlungen am Niederrhein
In seinem vierten Fall ruft Sonderermittler Ingo Thiel (Heino Ferch) die „SOKO Amelie“ ins Leben. Auf der Suche nach der vermissten jungen Frau rennt ihm wie immer die Zeit davon. Mit jedem Tag stößt Thiel ob karger Mittel und Personalnotstand an Grenzen. Alles wie gehabt. Auch das Team hinter der Kamera ist mit den Gegebenheiten in Gladbach vertraut. Zum zweiten Mal führt Markus Imboden in der losen Krimireihe Regie. „Wo ist meine Schwester?“ (Lailaps Films) ist längst nicht so komplex wie der „Fall Mirko“ zum Einstand der Reihe. Dem Konzept der schnörkellosen Ermittlungsarbeit treu bleibend, gewinnt der Fall durch die Besetzung der Episodenhauptrolle. Martina Gedeck verkörpert als Mutter der Vermissten eine Frau, die im Zuschauer ambivalente Gefühle weckt und Chefermittler Thiel auf Augenhöhe begegnet. Schimmernder Stern in einem allzu überschaubaren Kosmos.
15.06.2025
20:15
ARD
Reihe
TV-Premiere
Zuercher, Schuler, Braunschweig, Arens, Cathomas, Japp, Illien, Ineichen. Nicht immer wird ein Zopf draus
Der neunte Fall aus Zürich spielt mit märchenhaften Motiven, bleibt inhaltlich aber dem Hier und Jetzt verhaftet. Die Ermittlungen im Mordfall einer jungen Frau fördern zutage, was im modernen Verbrechen dazugehört: Brüchige Familienstrukturen und frei drehende Egoisten auf der Suche nach dem großen Geld. Dazwischen dringt „Tatort – Rapunzel“ (SRF, ARD / Hugofilm features) in die Nischen zwischen Arm und Reich – dorthin, wo das Böse lauert. Das hat im Schweizer „Tatort“ ebenso Tradition wie die eher kühle Art, mit der das Team spiegelt, was Menschen zum Verbrechen verführt. Im letzten Drittel verliert der Fall an Stringenz und hantiert mit einer wenig überzeugenden Täterfigur. Das Zusammenspiel von verbissenem Ernst und spielerischen Märchenmotiven stößt hier an seine Grenzen.
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Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“