TV-Premieren im Juli
und von den Wiederholungen nur das Beste
02.07.2025
11:15
HR
Fernsehfilm
Ernst Stötzner, Christina Große, Silke Steiner, Herling. Hintergründig komisch
Der Titel bringt es auf den Punkt: „Opa wird Papa“ (Degeto / Neue Schönhauser Filmproduktion) erzählt in einer schönen Mischung aus Heiterkeit und Tiefgang von Anton, einem Mann, der mit 62 Jahren in zweiter Ehe noch mal Vater wird. Weil er sich nicht dazu durchringen kann, seine Firma dem erwachsenen Sohn zu überlassen, versucht er zunächst, sich als Teilzeitpapa durchzulavieren, aber dann wird der kleine Otto zu einem Projekt, auf das er sein ganzes Dasein ausrichtet. Dank der Besetzung mit Ernst Stötzner wirken selbst die Missgeschicke, die Anton unterlaufen, nicht klamottig; die Komödie hat im Gegenteil auch immer wieder nachdenkliche Momente. Der kleine Otto ist ein Wonneproppen und macht große Lust auf Nachwuchs, ganz gleich, ob aus Eltern- oder Großelternperspektive.
02.07.2025
14:00
Arte
Fernsehfilm
Jörg Schüttauf, Valerie Koch, Karin Kaçi, Uljana Havemann. Die Mühen der Wahrheitssuche
Eine Ehe vor Gericht: Der reale Prozess gegen einen ehemaligen Bürgermeister, der seine Frau ermordet haben soll, wird in dem Fernsehfilm „Der Fall Marianne Voss“ (ZDF, Arte / Senator Film) auf packende Weise „fiktionalisiert“, wie es in einer Einblendung zu Beginn heißt. Im Wechsel aus Szenen im Gerichtssaal und Rückblenden sezieren Karin Kaçi (Buch) und Uljana Havemann (Regie) das tragische Scheitern einer Ehe und transportieren dabei auch ein Gefühl für die Zeit in einer brandenburgischen Kleinstadt in den 1990er Jahren. Jörg Schüttauf und Valerie Koch spielen in dem Drama, das die aktuelle „True-Crime“-Welle reitet und zugleich das Interesse an historischen Wende-Stoffen bedient, groß auf.
02.07.2025
14:00
One
Fernsehfilm
Marlene Morreis, Stephan Kampwirth, Hardi Sturm, Anna Justice. Auf zu neuen Ufern
Die frisch vom Gatten (Stephan Kampwirth) verlassene Linda (Marlene Morreis) will gemeinsam mit dem Nachwuchs in die Herbstferien fahren, aber die Kinder haben andere Pläne; also entwerfen sie ein romantisches Komplott, um die Mutter zu verkuppeln. Das klingt nach einer unbeschwerten Komödie mit heiteren Missverständnissen und komischen Blind Dates, und die hat „Neben der Spur ist auch ein Weg“ (Degeto / Odeon) in der Tat auch zu bieten, doch die Szenen mit dem getrennten Paar sind pures Drama. Die Dialoge sind ein Genuss, die Handlung ist reich an Überraschungen, und ganz besonders sehenswert ist das Ensemble. Respekt gebührt dabei vor allem den jungen Mitwirkenden. Eine Besonderheit sind auch die Begleitumstände: Regisseurin Anna Justice ist nach den Dreharbeiten verstorben. Ihr Freund und Kollege Ed Herzog hat den Film fertiggestellt.
02.07.2025
15:30
ARD
Fernsehfilm
Riemann, Tezel, Krappen & Steurer. Zwei Bäuche, zwei großartige Komödiantinnen
In „Kleine Schiffe“ trifft die Hysterie einer Spätgebärenden auf die Frohnatur eines chaotischen Teenagers. Als ob Diane Keatons Annie Hall („Der Stadtneurotiker“) aufgespalten worden wäre in ein jüngeres und ein älteres Alter Ego, so zappeln und hibbeln Katja Riemann und Aylin Tezel durch diesen ungemein unterhaltsamen ARD-Freitagsfilm, der den neuen Schwung bei der Degeto spürbar macht. Autor und Produzent Volker Krappen konzentriert sich auf charakterstarke Situationen und spritzige Dialoge; Matthias Steurers Regie setzt auf Tempo & Timing und auf zwei Hauptdarstellerinnen, die ausgezeichnet harmonieren.
02.07.2025
15:30
Arte
Kinofilm
Lena Urzendowsky, Geitmann, Veihelmann, Sarah Neumann. Tod oder Freiheit
„Jenseits der blauen Grenze“ (SWR, Arte / Wood Water“) erzählt zwar keine „Wendewundergeschichte“, ist aber ein gerade von den jungen Mitwirkenden sehr intensiv gespieltes Jugenddrama über eine lebensgefährliche Flucht aus der DDR. Hauptfigur dieses Debütfilms nach dem gleichnamigen Roman von Dorit Linke ist Hanna (Lena Urzendowsky), eine ostdeutsche Schwimmerin, die ehrgeizig für ihren Traum vom Olympiasieg trainiert. Weil ihr unangepasster bester Freund Andreas im DDR-System auf Dauer zugrunde gehen würde, will er über die Ostsee in den Westen fliehen. Ohne Hannas Hilfe wird er die fünfzig Kilometer lange Strecke jedoch nicht überleben.
02.07.2025
22:00
SWR
Reihe
Nemec, Wachtveitl, Rudnik, Christian Jeltsch, Fratzscher. Allein in der großen Stadt
Im „Tatort: Liebe, Sex, Tod“ nach dem Drehbuch von Christian Jeltsch geht es um die „Versingleichung“ und die Einsamkeit des modernen Großstädters. Ein Sex-Killer geht um im sommerlichen München. Die Temperaturen steigen, Sinne und Seele kochen. Leitmayr und Batic geraten mittenrein in die konsumgeilen Auswüchse des postmodernen Single-Daseins, in Flirtschulen, Abenteuerprostitution oder Therapieparties gegen Impotenz. Der Krimi-Plot ist etwas abgekupfert vom coolen Kino. Dennoch zeigt Jeltsch schon 1997 sein Potenzial.
02.07.2025
22:25
3sat
Serie & Mehrteiler
Petra Schmidt-Schaller, Stetter, Britta Stöckle, Alexander Dierbach. Der Liebesverrat
Als Jana ein langes blondes Haar auf dem Schal ihres Mannes bemerkt, beginnt sie an der Treue ihres scheinbar so perfekten Gatten zu zweifeln und spioniert ihm hinterher. Überall sieht sie plötzlich potenzielle Konkurrentinnen, findet aber (erst mal) keine Beweise… Wie eine erfolgreiche Frau, die in ihrer Ehe glücklich ist und mit beiden Beinen fest im Leben steht, mehr und mehr den Boden unter den Füßen verliert, davon erzählt die vierteilige Mini-Serie „Ein Schritt zum Abgrund“ (Degeto / ITV Studios Germany). Der Titel legt nahe, dass etwas dran sein muss an dem Verdacht. Und er legt auch nahe, dass sie nicht weggucken, sondern irgendwann die Konfrontation suchen wird, und dass das Ganze wohl kaum mit Versöhnung enden dürfte. Bei dieser Geschichte nach einer britischen Vorlage, konzentriert geschrieben (Buch: Britta Stöckle) und kongenial feinfühlig inszeniert (Regie: Alexander Dierbach), kann man lange Zeit nicht sicher sein, wohin die Reise geht. Will Jana ihr Recht oder nur Rache? Petra Schmidt-Schaller als absolute Identifikationsfigur, aber auch als ambivalent gezeichnete Ehefrau, die kein Opfer sein will, liefert eine ihrer bisher reifsten Leistungen, auch Florian Stetter überzeugt als Sunnyboy in der Midlife-Krise. Drei Stunden anschlussfähige, emotionale Hochspannung ohne Mord, Todschlag und ohne Polizei!!!
03.07.2025
00:30
BR
Kinofilm
Katharina Marie Schubert in Oliver Haffners gelungener Working-Class-Komödie
Oliver Haffner hat sich mit seinem zweiten, vielfach preisgekrönten Langfilm an eine besondere Herausforderung gewagt: „Ein Geschenk der Götter“ ist ein Ensemblewerk mit acht Hauptfiguren. Doch die Umsetzung ist ebenso geglückt wie die Geschichte: Eine Schauspielerin ohne Engagement gibt einer Gruppe Langzeitarbeitsloser Schauspielunterricht. Weil die Männer und Frauen unterschiedlichen Alters eigentlich einen Computerkurs belegt hatten, hält sich ihre Begeisterung zunächst in Grenzen, aber dann wachsen alle über sich hinaus. Ein würdiger Auftakt der „Debüt-im-Dritten“-Reihe (2015) des SWR.
03.07.2025
11:15
HR
Fernsehfilm
Kalenberg, Panzner, Korneev, Beatrice Meier, Nana Neul. Monogam auf Lebenszeit?
Treueschwüre und Hochzeitsmythos sind lebendiger denn je. Schön, dass „Eine Sommerliebe zu dritt“ die ewige Illusion von der romantischen Liebe nicht mitmacht und amourös-erotische Alternativen zur Zweisamkeit ins Spiel bringt. Schön auch, dass Autorin Beatrice Meier und Regisseurin Nana Neul die Zuschauer nicht bekehren wollen. Alle haben selbst die Wahl: die Charaktere, wie sie leben und lieben wollen, und die Zuschauer, was sie alles in diesem Film sehen wollen. Es ließe sich einiges entdecken: ein ideal gecastetes & aufeinander eingespieltes Trio, die beiläufigen Zeichen, die Blicke und Bilder, die mehr erzählen als jede Dramaturgie. Dieser Film erklärt wenig, zeigt viel und will den Zuschauer in Versuchung führen.
03.07.2025
20:15
ARD
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.



Vergangene Ausstrahlungen im Juli
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Feministischer Racheengel: Marie Bloching in der preisgekrönten RTL-Serie „Angemessen Angry“. MeToo-Geschichte im Genre-Gewand!

Ein Serien-Highlight im Dezember 2024: „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ (ARD) mit Petra Schmidt-Schaller & Sascha Geršak

Sogar im ZDF sind jetzt die Vampire los. Mehr als ein stilvolles Horror-Teenie-Drama: „Love sucks“ mit Damian Hardung & Havana Joy

Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“