Die TV-Highlights im Januar
01.02.2025
02:25
One
Reihe
Jacob, Stötzner, Knaup, Schlothauer, Euler, Rauhaus, Seume. Mehr als eine Alles-wird-gut-Dramedy
Anna ist eine Verfechterin der Liebe. Die Ehe und die Männer sieht sie eher kritisch. Der Schwiegersohn in spe besteht schon mal den ersten Eignungstest, der Schwiegervater indes fällt krachend durch. Der ist ein selbstherrlicher Sonnengott in Weiß, ein narzisstischer Soziopath, der alles und jeden nur kleinmacht. Das weckt natürlich Annas Angriffslust. Und so bleibt die Frau, die sich so gern einmischt, wenn sie Ungerechtigkeit oder toxische Männlichkeit wittert, sich auch in „Plötzlich Schwiegermutter“ (ARD Degeto / Calypso Entertainment) treu, der vierten Episode von „Anna und ihr Untermieter“. Gleiches gilt für Martin Rauhaus und seine vielschichtigen Dialoge; sie sind neben den überzeugenden Schauspielern, die seine Worte in den Mund gelegt bekommen, das Herzstück dieser Komödie, in der es durchaus um menschliche Werte geht. In dieser Form macht Haltung in einem Unter-Haltungs-Film Spaß.
01.02.2025
02:55
ARD
Fernsehfilm
Lucie Heinze, Golo Euler, Nemec, Lorenz, Kezele, Fink. Mehr als eine Sommerliebelei?
„Ich versuche, aus jedem Moment das Schönste zu machen.“ Diese lustbetonte Lebens-Philosophie der männlichen Hauptfigur färbt auch auf die Stimmung ab, die der ARD-Fernsehfilm „Eine Liebe später“ (Degeto / Hager Moss Film) vermittelt. Der Autorin Dominique Lorenz („Sturköpfe“), der Regisseurin Michaela Kezele und dem vielfach preisgekrönten Kameramann Holly Fink gelingt es, trotz eines Toten, der noch immer die Beziehungen einer Familie bestimmt, neunzig Minuten einen leichten, lockeren, luftigen Tonfall vorherrschen zu lassen. Die Kennlern- und Verliebtheitsphase eines Paares, dem so allerlei Hindernisse in den Weg zum Glück gelegt werden, wird in wunderschöne, mal sonnendurchflutete, mal nächtlich kontrastreiche Bilder von München getaucht. Selbst für den abgedroschenen Begriff vom Nicht loslassen können finden die Macher eine ausdrucksvolle Metapher. Die Dramaturgie schlägt keine Saltos, sorgt letztlich aber dafür, dass die Handlung angenehm in der Schwebe bleibt. Der sehr sympathische Eindruck, den dieser Film vermittelt, ist untrennbar mit den beiden Hauptdarstellern Lucie Heinze und Golo Euler verbunden.
01.02.2025
Der ARD-Fernsehfilm „Sturköpfe“ erzählt von zwei Menschen, die nicht sehen wollen, dass sie sich an einem Scheideweg befinden. Ein Geschäftsmann um die 60, der sein Augenlicht verloren hat, was ihn verbittert und einsam macht. Eine Reha-Lehrerin um die 30, die noch immer bei ihrer lebensunfähigen Mutter lebt und die mit dem Umsorgen anderer ihre eigenen Ängste verdrängt. Der Film von Pia Strietmann nach dem lebensklugen Buch von Dominique Lorenz umgeht das Erwartbare und hütet sich vor wohlfeilen (Läuterungs-)Lösungen. Diese Degeto-Tragikomödie ist filmästhetisch meisterlich, Peter Haber und Alwara Höfels sind eine Traumbesetzung und das Ende ist ein großer FernSeh-Hör-Moment. TV mit Nachhall!
01.02.2025
12:15
ZDF
Fernsehfilm
Christoph Maria Herbst, Marc Terjung, Rasper. Ein Geist, der nicht ins Jenseits findet
„Lehrer kann jeder!“ (ZDF / Real Film) ist eine sehenswerte Gute-Laune-Komödie über einen arbeitslosen Mathematiker, der von seiner Frau, einer Lehrerin, vor die Tür gesetzt worden ist. Um sie zurückzugewinnen, nimmt er an der gleichen Schule einen Job als Quereinsteiger an. Mag sein, dass Erfolgsautor Marc Terjung auch mit gängigen Vorurteilen aufräumen wollte, weshalb Richard erkennen muss, dass er die Herausforderung maßlos unterschätzt hat. Sehenswert ist der durchgängig heitere Film aber vor allem wegen des ausnahmslos guten Ensembles, zumal die Mitwirkenden dafür sorgen, dass sich ihre Rollen alsbald von den Stereotypen emanzipieren. Gerade die Jugendlichen hat Regisseur Ingo Rasper vorzüglich geführt. Unangefochtener Star ist dennoch Christoph Maria Herbst, der die ständigen Missgeschicke der Hauptfigur in bester Clown-Tradition verkörpert.
01.02.2025
15:25
One
Serie & Mehrteiler
Heinz Schubert, Wolfgang Menge. Ekel Alfred = Sinnbild des reaktionären Spießers
Wolfgang Menge WDR-Serie „Ein Herz und eine Seele“ besitzt eine Ausnahmestellung in der deutschen Fernsehgeschichte. Sie war ein Politikum, spiegelte Anfang der 70er Jahre die gesellschaftliche Politisierung und sie war hierzulande (für lange Zeit) die erste deutsche Sitcom. Ein Unsympath als TV-Held: Alfred Tetzlaff wettert gegen die SPD-Regierung, gegen Ausländer, Gastarbeiter, Juden und den linken Schwiegersohn. Ekel Alfred macht das Wohnzimmer zum Stammtisch, die Salatschüssel zur Fußbadewanne, die „Bild-Zeitung“ zur Schule des Wissens. Und er führte „Scheiße“ & „Arschloch“ ins Serienvokabular ein.
01.02.2025
20:15
BR
Reihe
Herbert Knaup, Alex Buresch, Lars Montag. Düster, abgründig & mit trockenem Witz
Mankell goes Allgäu: „Herzblut. Ein Kluftingerkrimi“ schickt den Allgäuer Ermittler in düstere Abgründe. Kluftinger wird von Visionen und Angstzuständen geplagt. Und sieht sich mit einer grausamen Mordserie konfrontiert. Morden und den Opfern das Herz heraus schneiden, das passt eigentlich gar nicht zu den eher bedächtigen Fällen des Provinz-Kommissars. So etwas kennt man in seiner Drastik aus den Skandinavien-Thrillern. Die vierte Verfilmung der Kultbuch-Reihe ist düster, ein Stück härter als die Vorgänger – und der Held in Filzpantoffeln ein Stück nachdenklicher. Das hat auch damit zu tun, dass er glaubt, todkrank zu sein.
01.02.2025
21:45
BR
Reihe
Herbert Knaup, Jockel Tschiersch, Johannes Allmayer. Mal lächerlich, mal schlau
„Ocean‘s Eleven“ im schönen Allgäu: „Schutzpatron. Ein Kluftingerkrimi“ ist eine raffinierte Diebesgeschichte um eine kostbare Reliquie, die zweimal gestohlen wird. Ein Heimatkrimi mit viel Witz und gut dosierter Spannung, der von den schrägen Figuren, dem (nicht immer leicht zu verstehenden) Dialekt und kleinen, feinen Nebengeschichten lebt. Wer den sehr speziellen Kommissar mag wird von der fünften Verfilmung der Buchreihe bestens unterhalten.
01.02.2025
23:05
One
Reihe
Schönemann, Klinge, Lohse, Holle/Schmidt. Mal beschaulich, mal absurd, mal spannend
In der neuen Staffel von „Nord bei Nordwest“ (Degeto / Aspekt Telefilm, triple pictures) geht zu Beginn jeder der drei Episoden alles einen besonders entspannten Gang. Jule ist nun Tierärztin, Hauke Jacobs muss nicht mehr um sein Leben bangen und Hannah Wagner scheint in Schwanitz endgültig angekommen zu sein. Doch diese Ruhe ist mal wieder trügerisch… Die Krimiplots sind diesmal etwas softer, tendieren eher zum Komisch-Skurrilen, weniger zur gewalthaltigen Lakonie oder zum Schwarzhumorigen. Eine Killerin, die aussieht wie Mutti von nebenan gibt es dennoch; die auffälligste Figur aber ist „Andy von nebenan“, ein geistig zurückgebliebener, erdrückend herzlicher Koloss. Das gekonnte, fließende Wechselspiel zwischen Krimi & Komödie, Charakterstärke & Plot-Spannung gehört nach wie vor zum dramaturgischen Markenzeichen der Reihe. Das verspielt-verdruckste Umeinander-Kreisen der beiden Veterinäre bereitet in allen Episoden große Freude. Die besondere Stärke der Filme von Nina Wolfrum, Markus Imboden und Christiane Balthasar nach den Büchern von Niels Holle und Holger Karsten Schmidt ist die Genre-Variation & Tonlagenvielfalt. Jeder Film ist ein Unikat, erzählt seinen Krimi anders, das macht Laune und Lust auf den nächsten.
01.02.2025
23:10
BR
Reihe
Elena Uhlig, von Thun, Gotha, Weinges, Tsitos, Kaufmann. Wer’s glaubt, wird selig
Das verblüffendste an den beiden neuen Episoden der ARD-Degeto-Reihe „Zimmer mit Stall“ (Roxy Film) ist der reibungslose Wechsel der Hauptdarstellerin: Elena Uhlig hatte nur eine Woche Zeit, sich vorzubereiten, nachdem sich Vorgängerin Aglaia Szyszkowitz einen Bandscheibenvorfall zugezogen hatte. Das Ensemble hat die Nachfolgerin anscheinend mit offenen Armen empfangen; gerade die Szenen mit Friedrich von Thun und Filmtochter Carolin Garnier wirken, als hätte das Trio schon immer zusammengespielt. Die Geschichte des ersten Films ist ebenfalls interessant: Kaum droht Pensionswirtin Sophie die Privatinsolvenz, ereignet sich auf dem Fuchsbichlerhof ein religiöses Wunder, sodass sie dank umgehend erhöhter Preise aller Sorgen ledig ist. Leider hat das Autorenduo Gotha & Weinges in seinem episodisch konzipierten Buch weitgehend auf Ironie verzichtet. Der von Rainer Kaufmann inszenierte zweite Film, „Kuhhandel“, wirkt insgesamt flüssiger; diesmal erfährt die Bürgermeisterin am eigenen Leib, wie sich ein Leben im Rollstuhl anfühlt.
02.02.2025
Der ARD-Fernsehfilm „Sturköpfe“ erzählt von zwei Menschen, die nicht sehen wollen, dass sie sich an einem Scheideweg befinden. Ein Geschäftsmann um die 60, der sein Augenlicht verloren hat, was ihn verbittert und einsam macht. Eine Reha-Lehrerin um die 30, die noch immer bei ihrer lebensunfähigen Mutter lebt und die mit dem Umsorgen anderer ihre eigenen Ängste verdrängt. Der Film von Pia Strietmann nach dem lebensklugen Buch von Dominique Lorenz umgeht das Erwartbare und hütet sich vor wohlfeilen (Läuterungs-)Lösungen. Diese Degeto-Tragikomödie ist filmästhetisch meisterlich, Peter Haber und Alwara Höfels sind eine Traumbesetzung und das Ende ist ein großer FernSeh-Hör-Moment. TV mit Nachhall!
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