TV-Premieren im Juli
und von den Wiederholungen nur das Beste
05.07.2025
20:15
One
Reihe
Hochmair, Guenther, Mückstein/Chaabane. In den ARD-Euro-Krimi eingemeindet
Mit der dritten Episode, „Der Feuerteufel von Wien“, ist „Blind ermittelt“ (Degeto / ORF / Mona / Tivoli) viel zu schnell im Krimialltag angekommen. Dabei war der Auftakt von Jano Ben Chaabane gerade im Rahmen der Donnerstagskrimis im „Ersten“ durchaus ungewöhnlich, und das keineswegs allein wegen der Hauptfigur: Alex Haller, ehemaliger Wiener Chefinspektor, hat bei einer Bombenexplosion sein Augenlicht verloren, was ihn nicht davon abhält, gemeinsam mit seinem Freund und Seh-Ersatz Niko als Sonderermittler tätig zu werden. Im ersten von zwei neuen Filmen, „Tod im Fiaker“, führt Regisseurin Katharina Mückstein die Reihe zur ursprünglichen Qualität zurück: Die Handlung im Wiener Kutschermilieu ist interessant, die Bildgestaltung besonders; die Regisseurin wollte ihrem TV-Debüt ein „Kinogefühl“ geben. „Lebendig begraben“, erneut von Chaabane, setzt allerdings noch eins drauf, zumal die Geschichte wieder stärker Hallers Schicksal in den Mittelpunkt rückt: Ein Mann will sich an allen rächen, die seiner Ansicht nach Schuld am Tod seines Bruders haben; auch Haller steht auf der Liste. Chaabanes Inszenierung ist noch dichter; schwungvolle Kamerafahrten, ausgefallene Perspektiven und eine ungewöhnliche Musik heben den Film deutlich über den Durchschnitt der zumeist guten Donnerstagskrimis.
05.07.2025
21:45
ARD
Reihe
Claudia Eisinger, Hülk, Ulli Stephan, Anno Saul. Die Frau, die den Molekülen vertraut
Regisseur Anno Saul hat offenbar dafür gesorgt, dass sich sein Kameramann Martin L. Ludwig in die masurische Landschaft verliebt: Gerade im ersten der beiden „Masuren-Krimis“ (Degeto / Odeon) sind viele Aufnahmen bildgewordene Gedichte. Die Geschichte ist allerdings auch ziemlich gut, zumal das Drehbuch (Ulli Stephan) nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern die biografischen Details der Hauptfigur erst nach und nach preisgibt: Nach dem Tod des Onkels reist die Berliner Kriminaltechnikerin Viktoria Wex in ihre alte Heimat, um den Nachlass zu regeln, und gerät prompt in einem Mordfall. Claudia Eisinger entpuppt sich als Glücksgriff für die Rolle der brillanten Wissenschaftlerin, die im Umgang mit ihren Mitmenschen wenig Wert auf Konventionen legt. Die Fortsetzung ist fast zwangsläufig nicht mehr ganz so fesselnd, weil die Hauptfigur enträtselt ist. Der Reiz von „Fangschuss“ muss daher größtenteils aus der Krimi-Ebene resultieren, und die bewegt sich auf solidem Niveau. Filmästhetisch knüpft der zweite Film allerdings nahtlos an „Fryderyks Erbe“ an.
05.07.2025
22:20
rbb
Kinofilm
Kalkbrenner, Harfouch, Stöhr. Techno, Wahnsinn, Pillen & alles, was Leben ausmacht
„Berlin Calling“ erzählt von Techno-DJ Ickarus, seiner Musik, seinen Ängsten, seinem Absturz. In der Psychiatrie soll er wieder „runterkommen“. Doch der Rausch lockt weiter… Hannes Stöhr ist ein eindringliches, dokumentarisch anmutendes Musiker-Porträt gelungen, das Produktionsverhältnisse wie Partyszene ausleuchtet. Eine Metapher für die Sucht-Gesellschaft. Tragikomisch & tief bewegend. Sehr überzeugend: Paul Kalkbrenner.
05.07.2025
23:15
BR
Fernsehfilm
Karl Fischer, Bock, Schütz, Pistorius, Winkenstette. Drei Rentner und ein Baby
„Rückkehr nach Rimini“ (Degeto / Lieblingsfilm) ist eine wunderbar gespielte, heiter-melancholische Tragikomödie über einen Witwer (Karl Fischer), der nach dem Tod seiner Frau erfährt, dass er nicht der Erzeuger seiner Tochter ist, und gemeinsam mit seinen beiden ältesten Freunden (Rainer Bock, Bernhard Schütz) nach Rimini reist, wo vor 50 Jahren alles begann. Das Tempo ist dem Alter der Herren angemessen, aber die Geschichte ist dank der vielen Haken, die sie schlägt, überaus abwechslungsreich und entsprechend kurzweilig. Der ARD-Samstagsfilm wechselt ohnehin mehrfach sein Vorzeichen: Er beginnt als Road-Movie, wandelt sich zur Urlaubskomödie und wird gegen Ende überraschend romantisch.
06.07.2025
00:45
BR
Reihe
Uwe Ochsenknecht, Jörn Hentschel, Aram Arami, Hagen Bogdanski. Mit Herz & Moral
Auch in den neuen Episoden der ARD-Freitagsreihe „Die Drei von der Müllabfuhr“ (Bavaria Fiction) wird wieder abendfüllend geholfen, der Kiez gefeiert und der Wert der Freundschaft beschworen – allerdings nicht mehr ganz so locker, beiläufig und quasi im Vorbeifahren wie in den ersten beiden Filmen. In „Mission Zukunft“ ist die Themen-Verknüpfung von Müllabfuhr und Klimawandel gut gedacht, gerät aber schnell aus dem Blick. „Kassensturz“ ist besser, weil es um das Eckkneipensterben und damit um die Identität eines Stadtteils wie Moabit geht; aber auch die Szenen sind launiger und die dramaturgischen Stereotypen des Wohlfühlfilm-Genres werden in dieser Episode eleganter bedient. Uwe Ochsenknecht bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieser Reihe, ein nostalgiebeseelter Hans Dampf in allen Gassen. Die noch stärkere Fokussierung auf ihn und seinen herzensguten kleinen Mann ist die halbe Miete für diese Reihe. Der sozialromantische Zuckerguss verdeckt allerdings gelegentlich die schönen, kleinen Augen-Blicke. Denn das Besondere dieser sympathischen Komödien-Reihe bleibt die Nähe zum Alltag, das Faible fürs Episodische und der Hang zur Spontaneität.
06.07.2025
01:15
ARD
Fernsehfilm
Silke Bodenbender, Gernot Krää, Roland Suso Richter. Im Namen von Nemesis
Bodenständige Freiburger Jugendrichterin gerät auf der Suche nach ihrem Sohn in ein Geheimdienstkomplott: Der Handlungskern von „Spurlos in Athen“ (Degeto / Lailaps) klingt nach Räuberpistole, entpuppt sich aber als temporeicher Thriller; mit Autor Gernot Krää hat Regisseur Roland Suso Richter bereits bei „Spurlos in Marseille“ zusammengearbeitet. Silke Bodenbender ist die perfekte Besetzung für die Rolle der Mutter, die zum eigenen Verdruss ein Gesetz nach dem anderen verletzen muss. Herausragend ist auch die Bildgestaltung durch Andrés Marder. Dynamische Drohneneinsätze, ständige Schauplatzwechsel und viele Außenaufnahmen zeigen ein überaus facettenreiches Bild von Athen und lassen die Produktion deutlich aufwändiger als andere Degeto-Auslandsproduktionen wirken.
06.07.2025
02:50
ARD
Reihe
Claudia Eisinger, Hülk, Ulli Stephan, Anno Saul. Die Frau, die den Molekülen vertraut
Regisseur Anno Saul hat offenbar dafür gesorgt, dass sich sein Kameramann Martin L. Ludwig in die masurische Landschaft verliebt: Gerade im ersten der beiden „Masuren-Krimis“ (Degeto / Odeon) sind viele Aufnahmen bildgewordene Gedichte. Die Geschichte ist allerdings auch ziemlich gut, zumal das Drehbuch (Ulli Stephan) nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern die biografischen Details der Hauptfigur erst nach und nach preisgibt: Nach dem Tod des Onkels reist die Berliner Kriminaltechnikerin Viktoria Wex in ihre alte Heimat, um den Nachlass zu regeln, und gerät prompt in einem Mordfall. Claudia Eisinger entpuppt sich als Glücksgriff für die Rolle der brillanten Wissenschaftlerin, die im Umgang mit ihren Mitmenschen wenig Wert auf Konventionen legt. Die Fortsetzung ist fast zwangsläufig nicht mehr ganz so fesselnd, weil die Hauptfigur enträtselt ist. Der Reiz von „Fangschuss“ muss daher größtenteils aus der Krimi-Ebene resultieren, und die bewegt sich auf solidem Niveau. Filmästhetisch knüpft der zweite Film allerdings nahtlos an „Fryderyks Erbe“ an.
06.07.2025
Aus der vermeintlichen sozialsatirischen Zeitgeist-Komödie ist über die Jahre ein Lehrstück über menschliche Dekadenz & zynische Medienmacht geworden. „Kir Royal“ schafft Minaturen der Comédie humaine und die Serie ist nicht deshalb ein Klassiker, weil sie 1986 den Grimme-Preis bekam, sondern weil sie jedem Jahrzehnt eine etwas andere Lesart ermöglicht: eine gesellschaftskritische, eine beziehungsorientierte, eine emanzipatorische, eine fernsehästhetische. tittelbach.tv zeigt, was man über „Kir Royal“ wissen & lesen sollte.
06.07.2025
15:30
MDR
Reihe
Matthias Brandt, Sergej Moya, Alissa Jung. Schönes Paar & quengelnder Kaiser
In seiner Adaption des berühmten Andersen-Märchens „Des Kaisers neue Kleider“ nimmt sich Autor David Ungureit einige Freiheiten, gibt der Geschichte damit einen angenehm heutigen Anstrich, ohne den Geist der Vorlage zu beschädigen. Für Puristen mögen die Dialoge allerdings gerade angesichts des spätmittelalterlichen Ambientes mitunter zu modern klingen. Mehr als ein Kindermärchen, von Matthias Brandt und Regisseur Hannu Salonen in Richtung Parodie getrieben. Laune macht aber auch das sympathische gespielte Liebespaar.
06.07.2025
20:15
HR
Fernsehfilm
Schubert, Elkin, Murnberger. „In der Fremde werden Fremde schneller Freunde“
Nach zwei Monaten durchweg sehenswerter Freitagsfilme ist „Saronya Loreley“ (Tivoli Film) der bisherige Höhepunkt auf dem ARD-Fiction-Termin für leichte Unterhaltung in diesem Jahr. Eine Frau steht mit Mitte 40 mitten im Leben – und doch glücklos daneben: Ihr Koffer auf dem Weg nach Tokio, die Mutter im Koma, das Bargeld futsch, das Konto gesperrt. Eigentlich wollte sie mit ihrem Hunsrücker Frauenchor in Japan ein paar Konzerte geben. Jetzt sitzt sie fest in Rüdesheim am Rhein. Dass der Film bestens funktioniert, auch ohne dass sich in den ersten 30 Minuten ein klassischer dramatischer Plot abzeichnen würde, geht neben dem charakterstarken Drehbuch in ganz besonderem Maße auf das Konto von Katharina Marie Schubert. Der Film von Wolfgang Murnberger trägt weder seine Emanzipations-Geschichte vor sich her, noch bemüht er abgegriffene dramaturgische Muster oder Genre-Klischees. Dieser HR/Degeto-Koproduktion gelingt das seltene Kunststück, auf intelligente Weise unterhaltsam zu sein. Dazu gehört, dass die Macher die Geschichte mit Momenten von gesellschaftlicher Relevanz und aktuellen Bezügen unterfüttern. Immer beiläufig, nie ausgestellt. „Sayonara Loreley“ ergeht sich nicht in billigem Rhein-Nostalgie-Bashing. Rüdesheim bleibt Kulisse für einen Sehnsuchtsort und Symbol für Deutschland, dessen Volkswirtschaft ohne seine ausländischen Mitbürger oder Saisonkräfte verloren wäre.
Vergangene Ausstrahlungen im Juli
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Eine Weihnachtswunder-Komödie: witzig, märchenhaft schön, clever konzipiert & originell. Kalenberg, Malton & Amft in „Zitronenherzen“