Die Adaption des berühmten Andersen-Märchens ist der vierte Beitrag von David Ungureit zu den ARD-Märchen. Wie schon bei „Rumpelstilzchen“ oder den „Bremer Stadtmusikanten“ nimmt sich der Autor einige Freiheiten, die den Geist der Vorlage nicht beschädigen, der Geschichte aber einen modernen Anstrich geben. Außerdem steht zwar der Selbstbetrug des Kaisers und seiner Getreuen im Zentrum, aber Ungureit erzählt das Märchen als romantische Komödie: Mindestens so wichtig wie das Geschäft mit dem Staatsoberhaupt, dessen Eitelkeit das Volk in bittere Armut stürzt, ist die Liebesgeschichte zwischen dem Helden und einer Näherin, die er kurzerhand samt kleiner Schwester mit ins Schloss nimmt. Außerdem harmonieren Sergej Moya und Alissa Jung wunderbar miteinander, zumal die hübsche Maja dem cleveren Jakob eine ebenbürtige Partnerin ist. Für Puristen mögen die Dialoge allerdings gerade angesichts des spätmittelalterlichen Ambientes mitunter zu modern klingen.
„Des Kaisers neue Kleider“ in Film und Fernsehen:
1961 drehte die DEFA den Spielfilm „Das Kleid“ unter der Regie von Konrad Petzold, der an Andersens Märchen angelehnt ist. Unter der Regie von Juraj Herz entstand 1992-1994 der Film „Des Kaisers neue Kleider“ mit Harald Juhnke in der Hauptrolle. Für die ProSieben-Märchenstunde wurde 2006 die Komödie „Des Kaisers neue Kleider – Mode, Mob und Monarchie“ produziert.
Im Zentrum der Handlung steht naturgemäß der Kaiser. Sorgt schon der Beziehungsstrang dafür, dass „Des Kaisers neue Kleider“ keineswegs bloß ein Kinderfilm ist, so lässt spätestens Matthias Brandts großartige Verkörperung der Titelfigur die von Hannu Salonen inszenierte Geschichte an den Rand der Parodie grenzen. Wie ein großes, ständig unzufriedenes Kind quengelt und nörgelt Friedhelm der Fesche an allem herum, nichts können ihm seine Untergebenen recht machen. Als ihm Jakob Kleidung verspricht, die nur erkennt, wer nicht dumm oder seines Amtes unwürdig ist, freut sich Friedhelm schon darauf, seinen Hofstaat entrümpeln zu können; bis er erkennen muss, dass er wohl selbst nicht in sein Amt gehört.