Eine leidenschaftliche Affäre zwischen einem Star und einem Sternchen geht zu Ende. Bei einem letzten Treffen der beiden, kommt es zu einer brisanten intimen „Situation“. Was für die Frau eine Vergewaltigung ist, hält der Mann allenfalls für ein Missverständnis in der Kommunikation. Anfangs hätte möglicherweise noch eine Entschuldigung genügt, mit der Anzeige der Frau aber kommt ein unaufhaltsamer, öffentlicher Eskalationsprozess in Gang. An dem Fall werden sich in der ARD-Serie „37 Sekunden“ die Geister scheiden; auch die Zuschauer:innen werden möglicherweise hin- und hergerissen sein. Und wie soll ein Gericht ein gerechtes Urteil fällen, über einen so intimen Augenblick einer Beziehung, in der immer noch Liebe im Spiel ist? Dass die Serie von Bettina Oberli (Regie) und Julia Penner & David Sandreuter (Buch) viereinhalb Stunden lang fesselt, ist neben der durchdachten Dramaturgie, dem alltagsnahen Spiel des Top-Ensembles und der zwischentonstarken Inzenierung auch dem narrativ dichten Dreiklang aus Familie, Affäre und Freundschaft zu verdanken: Die Kommunikationsmöglichkeiten sind dadurch sehr viel größer, das Spannungsfeld breiter, die moralischen Zwischentöne vielfältiger. Das Ergebnis: ein absolutes Serien-Highlight!
Ein Ehemann und Vater, der Frau und Tochter wie Leibeigene behandelt, sie schlägt, brutal bedroht und die Tochter sexuell missbraucht, ist der Motor der Geschichte, die Fred Breinersdorfer und Bernd Schadewald auf der Grundlage des sogenannten „Arnsberger Prozesses“ entwickelt haben. Zwei Menschen müssen einen Mord begehen, um weiterleben zu können, um nicht aufgefressen zu werden von ihrer Angst. Angst ist die zweite Triebkraft, und „Angst“ (1994) ist auch der Titel des Films, der die Vorgeschichte der Bluttat erzählt. Ein Meta-Thriller & Fernsehfilm-Klassiker, der die Angst nicht wie ein Genrefilm (be)nutzt.
Das Loveparade-Drama „Das Leben danach“ erzählt von der Wut einer Überlebenden, die schwer traumatisiert, auch nach Jahren nicht zurück ins Leben findet. Man spürt bei diesem Ausnahme-Fernsehfilm die Verantwortung gegenüber der Wirklichkeit, man erkennt aber auch „eine fiktive Geschichte, die nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit“ erhebt. Und die Liebe(sgeschichte) ist hier sehr viel mehr als der übliche Versuch, eine gesellschaftliche Tragödie auf ein privates Drama herunterzubrechen. Die Situationen im Film sind oft schwer auszuhalten. Der Film selber ist es nicht. Weil er eine klare (Erzähl-)Haltung besitzt, ein Drehbuch voller Zwischentöne, eine präzise, die Geschichte miterzählende Filmsprache, weil Haase & Ljubek eine vielschichtige Kombi sind oder weil starke Nebenfiguren für Entlastung sorgen. Dass der Film eine Versöhnung in Aussicht stellt, ist nur ein Grund von vielen.
Ein Mädchen ist verschwunden. Es gibt keine Leiche, nur einen vermeintlichen Mörder. Nach einer wahren Begebenheit erzählen Friedrich Ani, Ina Jung und Dominik Graf ihre fiktionalisierte Version jenes Falls aus Oberfranken, hinter dem zumindest ein Polizei- und Justizskandal stecken dürfte. Der Film geht mit seiner Kritik am bayrischen Demokratie-Verständnis noch einen Schritt weiter. Weit geht er auch ästhetisch und dramaturgisch. Noch nie waren deutsche Polizisten so böse, Opfer so unberechenbar und Helden so gewaltbereit. Noch nie wurde das Thema Kindersex so schonungslos und unaufgeregt dargestellt. Ein temporeiches, hoch dynamisches Krimidrama in rauen Bildern und mit einer Montage, die noch wirklich etwas erzählt. Eine Wucht: Ulrich Noethen und Silke Bodenbender.
„Das weiße Kaninchen“ ist ein Glücksfall für den Fernsehfilm: ein doppelbödiger, hoch spannender, gesellschaftlich relevanter Cyber-Thriller, sogar noch mit einem möglichen medienpädagogischem Mehrwert. Eine 13jährige droht, gleich doppelt zum Opfer zu werden. Cyber-Grooming, sexuell motivierte Internet-Anbahnung, bietet den thematischen Unterboden für diesen wendungs-, subtext- und bilderreichen Genrefilm, der vielschichtig von der mal perfiden, mal faszinierenden Kraft der Verführung erzählt: Da ist ein Mädchen-Versteher um die 40, da ist ein schöner Jüngling, da ist das Netz mit seinen emotionalen Versprechungen, und da sind die Macher, die nicht weniger zu verführen wissen mit ihrem Film, der bereits einen Preis für sein Drehbuch bekommen hat. Es wird nicht die letzte Ehrung bleiben.
Ein Polizist in der Schuldenfalle, ein Familienmensch als Bankräuber und Serienmörder. Das mehrfach preisgekrönte Tatsachen-Drama „Der Hammermörder“ (1990) entwickelt eine Chronologie der fatalen Ereignisse und entwirft so ein Psychogramm eines seelisch gestörten Kleinbürgers und ein Soziogramm einer Familie, die von der ständigen Angst ums Geld systematisch zerstört wird. Die Titelfigur ist ein Sonderling, ein Gefühlskrüppel, der nur für das Bild, das die Familie nach außen abgibt, zu leben scheint. Es ist die Spannung zwischen dem Ehepaar und die Frage „Wann und wie kommt die Frau dem Mann auf die Schliche?“, die den Film antreibt. Diesem „Hammermörder“ kann man sich auch 2017 nicht entziehen!
„Der letzte Kurier“ (1996) erzählt die Geschichte einer gutsituierten jungen Frau, die erfahren muss, dass ihr Mann offensichtlich schon seit Jahren ein Doppelleben führt. Nach außen der friedvolle Kunsthändler, im Verborgenen ein Mann, der in den Kreisen der Russen-Mafia verkehrt und weitere dunkle Seiten zu haben scheint… Eine drastische Geschichte um Kinderschänder und Russenmafia hat Autor Matthias Seelig zu einer stimmigen Genre-Erzählung verdichtet. Alles in diesem Zweiteiler von Kinofan Adolf Winkelmann, die brillante Technik, die authentische Optik, die glaubhaften Schauspieler, die Story um Moral und Geschäft, all das fügt sich zu einem stimmigen Ganzen, das die Sinne betört und den Verstand kitzelt. Ein authentisches Genre-Meisterwerk, das auch noch nach 20 Jahren überzeugt!
Alle 45 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Ein tabuisiertes Thema, auch im Fernsehfilm. „Der letzte schöne Tag“ erzählt davon, was der Selbstmord für die Hinterbliebenen bedeutet. Ein wahrhaftiger Film, der das Erzählte vom Ballast dramaturgischer Wendungen befreit, der davon lebt, dass er den erzählten Zeitrahmen klein hält und sehr genau hinschaut. Er findet eine emotionale Gemengelage vor aus Trauer, Selbstvorwürfen, Ohnmacht, Einsamkeit und Wut. Paradebeispiel für situativen Realismus & kreative Empathie seitens des Zuschauers. Perfektes Buch, überragende Schauspieler, sensible Regie.
Die Entführung des Industriellensohnes Richard Oetker von 1976 ist das spektakulärste Verbrechen dieser Art in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. 21 Millionen Mark wurden gefordert und gezahlt, doch mit der Freilassung des Entführten fing die Geschichte erst richtig an… Ein Stoff, der nach Verfilmung schrie. 180 Minuten Spannung auf den unterschiedlichsten Ebenen. Todesangst, Panik, Verzweiflung beim Opfer dominieren Teil 1; Teil 2 ist ein meisterliches Duell zwischen Täter und Polizist. Ein unwiderstehliches Trio: Sebastian Koch, Tobias Moretti, Christoph Waltz. Filmisch perfekt. Ein Preisabräumer!
Die fünfteilige Serie „Deutsches Haus“ (Gaumont / Disney+) erzählt von einem historischen Einschnitt: 20 Jahre nach dem Holocaust werden die ungeheuerlichen Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands endlich umfassend und unleugbar in der breiten Öffentlichkeit der BRD thematisiert. Berichte in Zeitungen und Rundfunk vom ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-65) tragen Zeugenaussagen über den Alltag der KZ-Häftlinge, über bestialische Foltermethoden und den Massenmord in den Gaskammern in die Familien. „Deutsches Haus“ handelt von den Erschütterungen, die das Aussprechen und Erkennen der Wahrheit bei den Tätern, Mitläufern, Opfern und ihren Kindern auslöst. Annette Hess schrieb das Drehbuch nach ihrem eigenen, 2018 erschienenen Roman mit der Figur einer jungen Dolmetscherin im Mittelpunkt. Neben Katharina Stark spielt ein zum Teil prominent besetzter Cast (Altaras, Tambrea, Engelke, Wagner, Seifried, Prenn, Hübchen, Berben, Dwyer, Lauterbach) groß auf. Die Serie ist Familien-, Generationen- und Emanzipations-Drama, Zeit-Porträt und Gerichts-Thriller gleichermaßen, schonungslos und beklemmend, aufklärerisch und ungemein packend. Randa Chahoud und Isabel Prahl (Regie) verzichten auf Rückblicke mit KZ-Bildern, Nazi-Klischees und romantischen Kitsch.
„Die fremde Familie“ erzählt vom Abenteuer der häuslichen Pflege in den Zeiten der Patchworkfamilie. Wie alle Filme des Dream-Teams Krohmer-Nocke ist dieses Familiendrama ein Ensemble-Stück, bei dem die Interaktion, die Rituale, die Rollenspiele, die Selbstlügen der Figuren die Handlung bestimmen. Oft hat man das Gefühl, mit am Küchentisch zu sitzen, sich den Kopf zu zerbrechen, mitzudiskutieren, zu streiten oder einfach nur da zu sitzen und mitzufühlen. Die Dialoge sind dem Alltag abgelauscht, konzentriert, komprimiert, dazu lebensecht gespielt – bis in den kleinsten Nebensatz, den Kloß im Hals, das Grummeln im Bauch – von fünf großartigen Schauspielern. Spannender kann Realismus nicht sein!
Dominik Graf gelingt mit dem Kinofilm „Die geliebten Schwestern“ eine sehr frische und modern anmutende Aneignung des Klassikers Friedrich Schiller. Der Film ist kein in Ehrfurcht erstarrtes filmisches Heldendenkmal, sondern ein moderner, essayistisch anmutender Film über die Liebe, den Alltag und die „Medien“ in den Zeiten des Sturm und Drang, in denen aber noch die höfische Gesellschaft das Sagen hat. Es ist ein angenehm undramatischer Film, kein melodramatisches Ausstattungsstück, das einem emotionalen Höhepunkt zusteuert, sondern ein vielschichtiger historischer Film, top besetzt und stimmig-stimmungsvoll inszeniert.
Die Heldin in „Die Hebamme – Auf Leben und Tod“ ist eine Reisende zwischen den Welten und den Zeiten. Zwischen den Autoritäten anno 1813, der Kirche und der Wissenschaft, bleibt Rosa Koelbl eine Fremde. Die Zeit ist noch nicht reif für die Werte, die diese Frau verkörpert. Der Film erzählt eine Geschichte. Er plottet nicht. Das Erzählte lebt durch die Erzählweise. Das Medium heißt nicht umsonst Fern-Sehen. Jo Heims Kameraarbeit ist von einer Präzision und von einer ästhetischen Raffinesse, wie man es lange nicht gesehen hat. Und Brigitte Hobmeier ist eine Offenbarung. Ein Gesicht wie aus jener Zeit. Ein sinnlicher Hochgenuss – und zugleich ein historischer Film, der etwas vermittelt über seine Zeit.
Laila Stieler und Andreas Dresen erzählen in “Die Polizistin” von der anderen Seite des Berufs, dem Alltag, der Routine, den sozialen Ordnungsdiensten am Rande der Gesellschaft. Das, was in Krimis ausgespart bleibt, fängt der wegweisende WDR-Film beinahe dokumentarisch ein. Die Kamera bleibt den Figuren auf den Fersen. Ein Hauch von “Dogma” weht durchs Grobkorn des Bildes. So viel Realität war selten im Fernsehen! Ein TV-Meilenstein
Eine turbulente, schrecklich komische, auf liebenswerte Weise anstrengende Familie, das sind „Die Zweiflers“ (ARD Degeto, HR / Turbokultur) aus Frankfurt am Main. Der Sechsteiler über den „Delikatessen-König“ Zweifler und die großen und kleinen Dramen seiner jüdischen Familie, bestehend aus Holocaust-Überlebenden, ihren Kindern und Enkelkindern, ist erstklassiges Serienfernsehen aus Deutschland – sorgfältig, authentisch und ausgesprochen unterhaltsam. Showrunner David Hadda, Produzent der mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten „Freitagnacht Jews“ (WDR), gelingt es, aus der Perspektive mehrerer Generationen humorvoll und schonungslos, differenziert und sinnlich (das Essen!) von kulturellen Identitäten, von Religion und Tradition zu erzählen. Zugleich geht es um Themen, die in allen Familien eine Rolle spielen: um Eheprobleme und eine neue Liebe, um Geburt und Tod, um Konflikte zwischen Eltern und ihren Kindern. Die Regisseurinnen Anja Marquardt und Clara Zoe My-Linh von Arnim sorgen für Tempo, Spannung und die richtige Balance aus pointierter Komödie und emotionalem Drama. Hier stimmt das ganze Paket, die Vielfalt an tollen Figuren, der großartige Cast, Bildgestaltung, Szenenbild, Musik. „Die Zweiflers“ sind angesichts des grassierenden Antisemitismus hoch relevant, aber ganz unabhängig von aktuellen gesellschaftlichen Stimmungen wahrlich eine Fernseh-Delikatesse, die in diesem Jahr beim Festival Canneseries auch als beste Serie ausgezeichnet wurde.
Ein Luxuswarenhaus im Berlin der 1920er Jahre, eine pulsierende Metropole, eine „Stadt der Frauen“. Die Weimarer Republik verspricht Hungerjahre, Inflation, den Aufstieg der NSDAP, eine Radikalisierung der Straße, Antisemitismus, Arisierung, Enteignung, Exil. Die Historie ist aber nur die halbe Wahrheit von „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“ (Degeto, RBB / Constantin Television, UFA Fiction). Der Sechsteiler von Julia von Heinz gibt über die geschichtlichen Gewissheiten hinaus ein Versprechen auf mehr: Nicht die Reproduktion eines Jahrzehnts bestimmt die Erzählung, die Charaktere sind der Kern, vier junge Menschen, die auf dem Vulkan tanzen und die ihre Liebe und Glückssuche nicht von den gesellschaftlichen Umständen allein abhängig machen wollen. Es ist eine Reise ins Utopia der Liebe & Triebe, der Sehnsüchte & Hoffnungen, der weiblichen Identität & Intimität. An dieser Miniserie, in der eine (innere) Haltung, eine Vision und vor allem ein Streben nach Wahrhaftigkeit spürbar werden, stimmt ästhetisch alles. Darin unterscheidet sie sich von vielen anderen TV-Großprojekten. Aus der gemeinsamen Anstrengung zweier Produktionsfirmen entstand die beste deutsche Serie seit langem. In dem Sechsteiler treffen sich Kino-Arthaus-Ästhetik & ein kluger subjektiver (weiblicher) Blick mit der Dringlichkeit modernen Serienerzählens.
„Ende der Saison“ ist kein klassischer Themenfilm, keine Sterbegeschichte, weder Krebs- noch Mutter-Tochter-Drama, aber auch kein Melodram der großen Gefühle. Stefan Krohmer hat Hannelore Elsners Hang zu Pathos und Pose geschickt ausgebremst und Autor Daniel Nocke hat die Voraussetzung dafür geschaffen, indem er die Tochterfigur in den Mittelpunkt der Geschichte rückte. Der Film holte 2002 vier Grimme-Preise mit Gold, für Buch, Regie und die beiden Hauptdarstellerinnen. Anneke Kim Sarnau ist die Entdeckung des Films. „Ende der Saison“ gehört dramaturgisch und filmästhetisch zu den einflussreichsten TV-Filmen der letzten 20 Jahre, ist Wegbereiter eines alltagsnahen Realismus ohne Drama-Klischees.
Zwei Menschen hatten eine flüchtige und doch nachhaltige Begegnung. Sieben Jahre später kommen sie sich wieder näher, sich zu öffnen aber fällt beiden schwer. „Grenzgang“, entstanden nach dem Roman von Stephan Thome, ist ein Film über die Bedingungen, die die Liebe ermöglichen oder – besser – erschweren können, in einem Lebensabschnitt, in dem die ersten Träume zerplatzt sind. Der Film von Brigitte Maria Bertele ist kein Themenfilm, steckt aber voller wahrhaftiger Lebenssituationen: Angst vor Enttäuschung, Angst vorm Alleinsein, Tod, das Absterben der Gefühle, der Wille zur Veränderung. Dramaturgisch & inszenatorisch der außergewöhnlichste TV-Film 2013. Und Claudia Michelsen ist zum Niederknien.
Deutsche Bank, Mauerfall, RAF und die Frage, wer die Macht im Kapitalismus hat: „Herrhausen – Der Herr des Geldes“ (ARD Degeto, rbb, HR, SWR / Sperl Film- und Fernsehproduktion) ist ein packendes Biopic im Stile eines historischen Thrillers. Das vielschichtige Drehbuch von Thomas Wendrich schildert die letzten beiden Lebensjahre Alfred Herrhausens, der als Vorstandssprecher der Deutschen Bank und enger Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl Ende der 1980er Jahre kräftig in der Politik mitmischt. Zugleich steht der Top-Manager für eine Zeitenwende im Bankenwesen. Oliver Masucci ist der Dreh- und Angelpunkt in einem umfangreichen, internationalen Ensemble und die perfekte Besetzung für den charismatischen Banker. Pia Strietmann inszeniert die vierteilige Mini-Serie, die im Ersten als Zweiteiler ausgestrahlt wird, als temporeichen Machtkampf auf verschiedenen Ebenen, auf der Vorstandsetage der Deutschen Bank, in den politischen Hinterzimmern und Geheimdienst-Zentralen sowie im Lager der Terroristen.
Ein Mitschüler kommt an ein intimes Video von Filmfreak Jakob. Die Hormone laufen Amok. Er weiß, was sich mit dem „Material“ alles machen lässt. Die Kamera, die dem 15-Jährigen die „böse Welt“ auf Distanz hielt, wird Jakobs größter Feind. „Homevideo“ erzählt von medialem Mobbing und einer Form der Mediatisierung von Wirklichkeit, die „wertvolle“ Sozialpraktiken schleichend verändert. Der Film erzählt aus der Opfer-Perspektive. Darüber, was den Jugendlichen im Film fehlt, Empathie, wird der Zuschauer in die Geschichte hineingezogen. Diese Tragödie konsequent subjektiv zu erzählen, nicht vornehmlich einen sozialkritischen Diskurs zu führen und ebenso auf eine genrehafte Zuspitzung zu verzichten – das macht „Homevideo“ eine Spur radikaler als „Wut“ oder „Ihr könnt euch niemals sicher sein“.