Vampire in Mainhattan. Sie gehören zur Oberschicht, die sich am wertvollsten Kapital einer prekären Mehrheit labt: ihrem Blut. Als sich ein Blutsauger-Beau und eine arme Schausteller-Boxerin ineinander verlieben, schweben beide bald in Lebensgefahr. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das ZDF das altehrwürdige B-Movie-Genre in zeitgemäßem Dämmerlicht erstrahlen lassen würde. Anders als im klassischen Vampirfilm hat in „Love sucks“ (Studio Zentral, U5 Filmproduktion) jede Figur ihr Geheimnis, und es gelingt ein wohl dosiertes, ernsthaftes(!) Miteinander aus (Melo-)Drama-Momenten und filmischer Atmosphäre. In den Schreckensszenen halten sich Schock-Ästhetik und rasende Spannung die Waage. Emotional funktioniert das Ganze so gut, weil man mit den Liebenden mitfiebert, und weil selbst die „Bösen“ für Überraschungen gut sind. Erleuchtung ist kein Privileg der Guten. Alle Gewerke arbeiten aufs höchstem Niveau, und die Besetzung ist bis in die Nebenrollen superb. Eine High-End-Serie für die ZDF-Nische, nach der sich Netflix die Finger lecken dürfte.
Ein Killer tötet zwei Menschen in einem Fitnessstudio, darunter den Leiter der kleinen LKA-Abteilung Cyber-Kriminalität. „Borowski und das dunkle Netz“ ist ein visuell herausragender „Tatort“ (Bildgestaltung: Benedict Neuenfels), ein fantasievoll überzeichneter Mix aus spannendem Krimi, leichtfüßiger Komödie und blutigem Horror. Mit Animationen, skurrilen Nebenfiguren, groteskem Humor und einer schlagkräftigen Kommissarin Brandt (Sibel Kekilli) im Zentrum, die männliche Vorurteile Lügen straft und außerdem noch die Drecksarbeit macht. Zudem ist David Wnendt und Thomas Wendrich ein IT-Film gelungen, der fachkundig aufklärt und dennoch nicht langweilt. Der Umgang mit dem Thema Darknet bleibt widersprüchlich, immerhin wird es nicht ausschließlich kriminalisiert.
Im BR-„Tatort – Wir kriegen euch alle“ (ARD / Tellux Film) kommt der Weihnachtsmann im Sommer – und er hinterlässt eine dicke Blutspur. Ein narrativ raffinierter, thematisch doppelbödiger Thriller mit gesellschaftsrelevantem Mehrwert ist dieser 80. Fall für das Duo Batic/Leitmayr. Die Autoren Comtesse & Proehl lassen ein „ehemaliges“ Missbrauchsopfer mit Hilfe einer Smartpuppe das Recht selbst in die Hand nehmen. Eine kluge Dialektik findet in dem Buch ihren Niederschlag, und man hat nie den Eindruck, das Missbrauchsthema werde selbst missbraucht, um den Film künstlich zu emotionalisieren. Es wird erzählt von Kindern, die ihren Vätern sexuell „gefällig“ sind, doch die Autoren setzen weniger auf wohlfeile Wut- und Mitleidseffekte, sondern stellen den Missbrauch in einen größeren gesellschaftlichen und emotionspolitischen Zusammenhang. Darüber hinaus ist dieser von Sven Bohse elaboriert inszenierte, top fotografierte „Tatort“ ein spannender, dramaturgisch dichter Genrefilm.
Ein Arbeitsloser bekommt Arbeit, weil andere ihre Arbeit verlieren. Er wird als Liquidator angeheuert. Schuldgefühle plagen ihn – vom Büro aus trägt er das Verderben in die Welt. „Der letzte Angestellte“ leuchtet die Stufen eines Niedergangs gnadenlos aus. Was kafkaesk beginnt steigert sich zu einem intellektuellen Horrorfilm, der viel zu erzählen weiß über die schreckliche Wirklichkeit. Beeindruckend die Atmosphäre, bizarr die Optik, suggestiv die Montage, Lynch-like der Score. Preiswürdig: Christian Berkel. Aber wer vergibt hierzulande schon Preise an einen Film, der am Ende mit wohl dosierten Splatter-Effekten schockt!?
Es gibt keine Vampire, aber es gibt Menschen, die an Vampire glauben. Mit dieser Prämisse arbeitet Autor-Regisseur Philip Koch in seinem „Tatort – Blut“. Pünktlich zu Halloween mischt nun zum zweiten Mal ein ARD-Sonntagskrimi das Genre in Richtung Horrorfilm auf. Nicht das Übernatürliche triumphiert, sondern die angstbesetzten Vorstellungen, die sich Menschen von den Blutsaugern machen. Die Schockszenen entbehren jeden Budenzaubers. Und das Wesen, das zur Bestie werden kann, trägt auch menschliche Züge. Dass man als Zuschauer mehr als nur einen Blutstropfen Mitleid für das Monster übrig hat, liegt vor allem an der einzigartigen Lilith Stangenberg, die mal wieder so richtig „wild“ sein darf. Dieser „Tatort“ ist ein sehr gelungener, mit ästhetischer Ironie unterfütteter Genre-Mix: ein morbides Drama, ein unheimlicher, verstörender Krimi, ein Horrorfilm über die Einsamkeit. Ein Film über das Leben im Dunkeln. Ein filmischer Alptraum. Ein „Tatort“, der den Zuschauer herausfordert, indem er lieb gewonnene Sehgewohnheiten nicht bedient. Eine Schlechte-Nacht-Geschichte, deren Bilder und Antagonistin man so schnell nicht vergessen wird.
Auf den ersten Blick erweckt „Borowski und das Haus der Geister“ (NDR / Nordfilm) den Anschein, als habe auch der NDR mal einen „Tatort“ als Horrorfilm drehen wollen. Doch selbst wenn sich der Titelheld gegen Ende auf eine Séance einlässt: Die Spukgestalten, die einer Frau das Leben schwer machen, sind irdischen Ursprungs. Trotzdem bedient sich Regisseur Elmar Fischer gekonnt vieler Versatzstücke des Genres. Abgesehen von wenigen kleinen Ausreißern nach unten, zu denen auch besagte Geisterbeschwörung zählt, knüpft der 32. „Tatort“ aus Kiel an das durchgehend hohe Niveau der letzten Filme an, zumal Fischer und Kameramann Philipp Sichler für einen reizvollen Kontrast gesorgt haben: Nachts ist der Krimi zum Fürchten, aber die Tagszenen sind die pure Sommerfrische. Und dann ist da noch Almila Bagriacik bei ihrem ersten Auftritt als Borowskis neue Mitarbeiterin Mila Sahin. Eine gemeinsame Szene genügt, um zu verdeutlichen, dass der erfahrene Kommissar und die junge Kollegin ein ganz anderes Verhältnis haben werden als Borowski und ihre Vorgängerin.
Der „Tatort” aus Dresden hat die Heiterkeit der Anfangszeit schon mit den letzten Filmen hinter sich gelassen, aber „Das Nest“ (MDR / Wiedemann & Berg) stößt in eine neue Spannungsdimension vor: Die Ermittlerinnen jagen einen Serienmörder, der den Spieß umdreht. Die siebte Episode ist die erste für Cornelia Gröschel als Nachfolgerin von Alwara Höfels: Leonie Winkler steht als Tochter eines Polizisten unter besonderem Druck; prompt versagen in einem entscheidenden Moment ihre Nerven. Für die herausragende Qualität des Krimis stehen vor allem drei Namen. Bei Erol Yesilkaya ist das keine Überraschung, er gehört seit Jahren zu den besten „Tatort“-Autoren. Regie führte jedoch ein Newcomer: Alex Eslam erfüllt mit diesem Film das Versprechen, das er 2015 mit seinem Debüt „Bissige Hunde“ gegeben hat; schon damals hat Carlo Jelavic für eine Top-Bildgestaltung gesorgt.
Kommissar Brix hätte sich mal besser darüber informiert, in was für ein Haus er da vor einigen Jahren gezogen ist. Ein Fluch liegt auf dem ehemaligen Waisenhaus. Und so stört der spukende böse Geist einer Toten die Ermittlungsarbeit in einem Todesfalls von vor 60 Jahren. Der „Tatort – Fürchte dich“ bietet nicht nur Abwechslung vom Ermittlungskrimi-Einerlei, sondern funktioniert ganz prächtig als kriminalistische Schauergeschichte – weil die Macher nicht bloß den Krimi aufpeppen wollen, sondern weil sie sich ernsthaft auf die Narration und Ikonografie des Genres einlassen. Es ist alles drin, was den gothischen wie den postmodernen „Poltergeist“-Horror auszeichnet. Man kann sich ein bisschen gruseln, muss aber nie wirklich Angst haben. Die Kommissare machen das schon. Für Kinder ab 10 durchaus geeignet.
„Parasomnia“ (MDR / MadeFor) ist nicht nur ein Krimi mit Horror-Elementen, der „Tatort“ von Sebastian Marka nach dem Drehbuch von Erol Yesilkaya bricht auch deutlich aus dem dramaturgischen Konzept eines Ermittlungskrimis aus. Im Zentrum steht die Arbeit mit einer Augenzeugin eine Mordes. Eine 16-Jährige leidet unter Parasomnie: Sie verdrängt belastende Situationen, sieht aber auch Dinge, die andere nicht sehen. An den Mord mag sie sich nicht erinnern, statt dessen wird sie von aggressiven Geistern verfolgt. Auch ohne diese Wahrnehmungsstörung kann man sich fürchten in diesem schrecklichen Haus, das neben der großartigen Hannah Schiller die zweite Episodenhauptrolle in diesem „Tatort“-Highlight spielt. Obwohl der Film auf Spannungsmomente setzt, die aus der Psyche des Mädchens hervorgehen und ohne Geisterbahneffekte auskommen, zuckt man als Zuschauer immer wieder zusammen. Gruseln mit Gefühl, Anspielungen auf das politische Vergessen, eine klare, konzentrierte Narration und eine bilderstarke, sehr atmosphärische Inszenierung sorgen dafür, dass man sich als Zuschauer noch lange an den Film und dessen Bilder erinnern wird.
Der letzte „Tatort” aus Frankfurt, „Fürchte dich“ (10/2017), hat viele Zuschauer irritiert und einige buchstäblich verschreckt. Im Vergleich dazu wirkt Hermine Huntgeburths „Unter Kriegern“ (ARD / Hessischer Rundfunk) auf den ersten Blick wie ein klassischer Krimi. Schaut man jedoch genau hin, ist auch der siebte Fall für das Duo Janneke/Brix, das bei seiner Suche nach dem Mörder eines Kindes an eine furchtbare Familie gerät, ein Horrorfilm. Das Ensemble ist ausnahmslos vorzüglich, aber ein kleiner Junge ragt heraus: Juri Winkler, der „Oskar“ aus den „Rico & Oskar“-Filmen, spielt seine Rolle teuflisch gut. Vorzüglich ist auch die Bildgestaltung, die die verschiedenen Stimmungsschwankungen plakativ illustriert.
„Beasts like us“ (Prime / Rundfilm) ist eine anfangs allzu überdrehte, dann aber zunehmend originelle und sehr witzige Horror-Comedy-Serie über eine Wiener Parallelwelt, in der Menschen und Mutanten Seite an Seite leben – bis Graf Dracula die Herrschaft übernehmen will. Im Grunde erzählt das Drehbuchduo Peter Bruck und Ernst Golda jedoch eine Beziehungsgeschichte: Der schmächtige Simon liebt Natalie, doch die spielt in einer ganz anderen Liga. Jakob Schmidt durfte schon als Antiheld in der ebenfalls von Marc Schlegel inszenierten sympathischen Außenseiterkomödie „Sommer auf drei Rädern“ (2022) über sich hinaus wachsen, Cosima Henman ist mit ihrer Energie das perfekte Pendant.
„Der Upir“ (Joyn / UFA Fiction) ist eine sehr vergnügliche und äußerst kurzweilige achtteilige Horrorserie mit Fahri Yardim als Berliner Burgerbuden-Besitzer, der von Vampir Igor (Rocko Schamoni) gebissen wird. Seine Verwandlung vom Menschen zum Blutsauger kann er nur verhindern, indem er Igor als Zwischenwesen zwischen Mensch und Vampir bedingungslos zu Diensten steht. Der einst in eine Falle gelockte Vampir wiederum will seine frühere Macht zurückerobern, was zu einigen skurrilen Begegnungen mit seiner abtrünnigen Gefolgschaft führt. Peter Meister (Buch/Regie) hat auf plakative Comedy verzichtet; zwar sind viele Szenen witzig, aber die Konflikte der beiden Hauptfiguren nimmt die Serie durchaus ernst. In der zweiten Hälfte kommt ihr der Biss etwas abhanden. Kein Wunder, da das ungleiche Duo mit der Zeit Freundschaft schließt – und somit auch „Jerks“-Fans unterhalten dürfte.
Die sechsteilige Joyn-Serie „Katakomben“ (Neuesuper) erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Bei einem illegalen Rave unter dem Münchener Hauptbahnhof treffen verwöhnte „Rich Kids“ aus der Oberschicht auf die Bewohner der Unterwelt. Als erst ein Feuer und dann Panik ausbricht, können sich die meisten Jugendlichen in Sicherheit bringen, aber drei bleiben verschwunden. Geschickt verteilen die kreativen Köpfe hinter der Produktion, Regisseur Jakob M. Erwa sowie Koautor und Produzent Florian Kamhuber, die Erzählung auf die Perspektive mehrerer Figuren. Die zentralen Rollen sind eine Prinzessin und ihr düsterer Gegenentwurf; die beiden jungen Frauen sind mit Lilly Charlotte Dreesen und Mercedes Müller perfekt besetzt. Auch das weitere Ensemble ist ausgesprochen namhaft. Die Geschichte ist zwar in erster Linie ein Drama, aber Erwa bedient sich bei seiner Umsetzung auch bei den Genres Horror und Mystery.
„Pauline“ (Disney / bildundtonfabrik) ist eine sechsteilige Mystery-Serie über eine Abiturientin, die nach einer flüchtigen Begegnung schwanger wird und übernatürliche Kräfte entwickelt: Der Erzeuger ist der Sohn des Teufels; genauer gesagt, der Teufelin (Andrea Sawatzki). Was die für „How to Sell Drugs Online (Fast)“ vielfach ausgezeichnete Produktionsfirma btf aus dem eigentlich simplen klassischen Horrormotiv gemacht hat, ist erstaunlich. Sira-Anna Faal und Ludger Boekelmann in den Hauptrollen sind mehr als sehenswert, die Bildgestaltung, insbesondere die Lichtarbeit und die Ausstattung sind beeindruckend; selbst die Spezialeffekte können internationalen Standards standhalten.
Parapsychologische Phänomene in Stuttgart. Ein Jungbulle & zwei Geisterjäger erhalten übersinnliche Botschaften aus dem Dritten Reich. „Schreie der Vergessenen“ ist krude, gewagt – ein TV-Experiment. Pro Sieben lässt „junge Leute“ der Filmakademie Ludwigsburg einfach mal machen. Das Ergebnis, ein perfekt besetztes Kammerspiel mit Action-Einlagen, kann sich tricktechnisch sehen lassen. Da wurde mit viel Phantasie und filmsprachlichem Geschick gearbeitet. Nicht mit Hollywood vergleichen, sondern einfach gespannt sein!
Die Jugend liebt Mystery & Horror. Da mit diesen Genres das Primetime-Publikum aber wenig anfangen kann und umgekehrt die 14- bis 29-Jährigen noch weniger mit linearem Fernsehen, ist es eine gute Idee, mit einer Serie wie „Was wir fürchten“ (ZDF / Bavaria Fiction) jüngere Zuschauer in die Mediathek zu locken. Umso besser, wenn dabei wie hier spannende Unterhaltung mit psychologischem Mehrwert entsteht. Der Sechsteiler setzt auf Krimi-, Mystery- und Horrorelemente, ohne das Drama, die Konflikte der jugendlichen Charaktere mit ihren Eltern, als dramaturgisches Fundament zu vernachlässigen. Außerdem sind komplexe, anschlussfähige Themen unaufdringlich in die Narration eingebunden: Mobbing unter Schülern, Ausgrenzung als pädagogische Strategie, der Glaube als Freibrief für unmenschliches Verhalten, dargestellt an einer sektiererischen religiösen Gemeinschaft, die jungen Männern ihre Homosexualität abzutrainieren versucht.
Deutschland ist nach einer Seuche von Zombies bevölkert. Allein im Osten sind zwei Städte von der Pandemie verschont worden. Als sich zwei junge Frauen von Weimar nach Jena durchschlagen wollen, müssen sie sich allerlei Angriffen erwehren; aber die wahren Dämonen lauern in ihren Köpfen. „Endzeit“ (ZDF, Arte / grown up films) basiert auf einem Comic von Olivia Vieweg, die auch das Drehbuch geschrieben hat. Caroline Hellsgård bedient sich bei ihrer Umsetzung diverser klassischer Genrezutaten, doch im Grunde erzählt der Film die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Die idyllischen Naturaufnahmen bilden einen reizvollen Kontrast zu dem Grauen, das hinter den schönen Bildern lauert. Die kritische Botschaft des Films entspricht jener zivilisationskritischen Haltung, wie sie solchen Produktionen seit der Gründung dieses Horror-Subgenres durch George A. Romero („Die Nacht der lebenden Toten“) zu eigen ist.
In drei Tagen bist du tot! – diese SMS ist kein Witz, sondern blutiger Ernst. Fünf Abiturienten bleibt wenig Zeit, sich über die bestandene Prüfung zu freuen. Ein bisschen Teenie-Slasher-Thrill und sehr viel Atmosphäre machen aus dem von David Slama exzellent fotografierten Horrorfilm (Regie: Andreas Prochaska) einen Pflichtfilm für Fans des Genres.
Ein schurkischer Dämon will die Welt unterjochen: Das klingt nach einem Fall für den Groschenromanhelden John Sinclair oder die „Ghostbusters“. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, eine derartige Geschichte zu erzählen: als ernsthaft konzipiertes, im Zweifelsfall jedoch auch unfreiwillig komisches B-Movie, dessen Ambitionen am knappen Budget scheitern; oder als Parodie. „Mandy und die Mächte des Bösen“ (Prime Video / Caligari Film, Samsara Film) ist eine gelungene Mischung aus beidem: Autorin Elisabeth Schmied nimmt die Handlung und vor allem ihre Heldinnen durchaus ernst, erzählt die Geschichte jedoch mit einem Augenzwinkern. Ehemann Andreas Schmied und Ko-Regisseurin Franziska Meyer Price haben aus dem mutmaßlich überschaubaren Budget dank fantasievoller Bild- und Toneffekte eine Menge herausgeholt, aber sehenswert sind vor allem die beiden jungen Hauptdarstellerinnen Eli Riccardi und Bayan Layla als Duo, das der Finsternis trotzt.
Wenn das Sujet des Übersinnlichen in Geschichten und Welten eindringt, die als realistisch empfunden werden und in denen Alltag und (Dreiecks-)Beziehung wie ein wiederkehrendes Ritual durchgespielt werden, wie das in „Nord bei Nordwest“ (NDR, Degeto / triple pictures) der Fall ist, erweist sich diese Kombi als schwierig, widersetzen sich doch die paranormalen Kräfte der Krimi-Logik. Wie löst man solche Geschichten auf? Wie kommt man glaubwürdig raus aus der Geister-Nummer, ohne dass „Das Nolden-Haus“ wie ein Kartenhaus der Effekte zusammenfällt? Wer den gewagten Genre-Mix nicht hinterfragt, wird 90 Minuten abwechslungsreich, aber mit weniger Beziehungswitz als gewohnt unterhalten. Dafür erzählt der Fall von Liebe – von enttäuschten Gefühlen und übernatürlicher Leidenschaft.