Ein Jurist, psychiatrische Vorgeschichte, längere Zeit arbeitslos, bekommt noch einmal eine Chance. Ausgerechnet als Liquidator. Er kriegt Arbeit, weil andere ihre Arbeit verlieren. Eine der Entlassenen ist verzweifelt und sucht die Nähe des Mannes, der Tag für Tag in einem leeren Großraumbüro versucht, seinen Job zu machen. Sie bedrängt ihn, sie terrorisiert ihn und verfolgt ihn in seine Träume – dann hängt sie sich auf. Jetzt hat diese traurige Frau vollends Besitz ergriffen von dem psychisch labilen Konkursverwalter. Seine Schuldgefühle wachsen sich aus zu Angst und Panik. Seine alte Krankheit bricht wieder auf – und auch die Familie wird mitgerissen vom Wahn(sinn) des letzten Angestellten.
Foto: ZDF / Jutta Pohlmann
Ein Mann trägt vom Büro aus das Verderben in die Welt. Wenn das keine Metapher ist! „Der letzte Angestellte“ leuchtet die Stufen eines Niedergangs grell und gnadenlos aus. Die grellweißen Bürowände strahlen, die Neonröhren flackern, nervtötende Geräusche steigern die Verunsicherung des Bedrängten. Das Bürohaus liegt in der Stadtlandschaft wie ein Unheil bringendes Monster. Hinter den Fenstern lauert der Schrecken. Was kafkaesk beginnt steigert sich konsequent zu einem intellektuellen Horrorfilm, für den Autorenfilmer wie Polanski („Der Mieter“) oder Cronenberg Pate standen. Und am Ende sieht sogar die Ehefrau Gespenster.
Von der Arbeitskraftentsorgung bis zum Burn-out-Syndrom, vom Arbeitswahn, der das Familienleben (zer)stört, bis hin zum typischen Entfremdungsszenario – die Interpretationsmöglichkeiten sind vielfältig. „Der letzte Angestellte“, der zweite Kinofilm vom langjährigen „Nur“-Autor Alexander Adolph („So glücklich war ich noch nie“), hat die Wirklichkeit im Sinn – und ist doch zugleich ein echter Horrorfilm. Beeindruckend die Atmosphäre, bizarr die Optik, suggestiv die Montage, Lynch-like der Score. Gefangen in den Bildern: ein überragender Christian Berkel – ein Gesicht, an dem der Zuschauer den jeweiligen Stand des Schreckens ablesen kann. Mal ist der Blick verzweifelt, verunsichert und um Gnade flehend, mal wild entschlossen. Am Ende scheint er gegenüber seinem Wahn wehrlos zu sein. Das Unbehagen wächst sich aus zu bösen Splatter-Effekten. Kernige Schocks zum Finale. Die Nackenhaare richten sich auf und das Blut spritzt… (Text-Stand: 24.3.2013)