In einer besseren Welt würden alle Wesen einträchtig neben- und miteinander leben, aber was schon in der Wirklichkeit nicht funktioniert, klappt in Filmen selbstredend erst recht nicht. Um das Dasein im Wiener Paralleluniversum dieser Amazon-Serie dennoch so harmonisch wie möglich zu gestalten, soll die Bundeskreaturenbehörde eine einigermaßen friedliche Koexistenz von Menschen und Mutanten gewährleisten. Das gelingt im Großen und Ganzen überraschend gut. Im Angesicht eines Zombies, der einem nach dem Leben trachtet, fällt es allerdings schwer, sich in Erinnerung zu rufen, dass auch diese Wesen Rechte haben. Mit der Zombie-Epidemie beginnt „Beasts like us“ auch, was dramaturgisch ein gewisses Risiko darstellt, denn die ersten beiden Folgen sind völlig überdreht. Erst mit der dritten Episode nimmt die Serie sich selbst und ihre Figuren ernst. Die Umsetzung bleibt zwar vorwiegend heiter, wirkt aber ähnlich wie die in der Machart ganz ähnliche Prime-Produktion „Mandy und die Mächte des Bösen“ (2023) nun nicht mehr wie eine Parodie. Hier wie dort geht es um nichts Geringeres als die Weltherrschaft; und ausgerechnet ein unscheinbarer junger Mann soll verhindern, dass finstere Mächte die Menschheit unterjochen.
Zunächst erzählen Peter Bruck und Ernst Golda (Buch) sowie Marc Schlegel (Regie) jedoch die ganz gewöhnliche Geschichte einer einseitigen Zuneigung: Der schmächtige Simon (Jakob Schmidt) liebt Natalie (Cosima Henman), doch die spielt in einer ganz anderen Liga, weshalb ihre Freundin Raffi (Jing Xiang) auch keinerlei Verständnis dafür hat, dass sie Simon eingeladen hat. Er erscheint in Begleitung von Lukas (Benedikt Kalcher), Typ Posterboy. Es entspinnt sich eine typische Sitcom-Szenerie von vier Mittzwanzigern mit allerlei Geplänkel und diversen Dialogen, die mitunter allzu sehr um Originalität bemüht sind. Für eine erste Irritation sorgt die Nachricht, dass draußen ein „Z-Virus“ ausgebrochen sei, die Regierung verhängt einen Lockdown, die Pizzabotin entpuppt sich als Zombie, Lukas verwandelt sich in einen irre kichernden Dämon.
Bis zu diesem Moment ist „Beasts like us“ auf dem Weg zur hoffnungslos überfrachteten und allzu albernen Slapstick-„Zomedy“. Trotzdem lohnt es sich, dran zu bleiben, denn alles, was bisher geschah, war bloß Vorgeplänkel, denn die beiden Freundinnen sind nicht, was sie scheinen: Natalie entpuppt sich als Mutantin, deren telekinetische Fähigkeiten ein Eigenleben entwickeln, und Raffi sieht für eine Frau, die schon seit weit über zweihundert Jahren tot ist, bemerkenswert gut aus. Außerdem ist sie in Natalie verliebt, was die Dinge erwartungsgemäß kompliziert. Die Freundin ist Praktikantin in der Kanzlei Wolf & Fleder, die sich um die Belange nichtmenschlicher Kreaturen kümmert. Zu ihren wichtigsten Klienten zählen Vampire, die sich in der Mitte der Gesellschaft etablieren und eine Partei gründen möchten. Tatsächlich wollen sie das System von innen zerstören; es braucht nicht viel Fantasie, um in den Plänen Parallelen zu aktuellen rechtsextremistischen Bewegungen zu erkennen.
Darüber hinaus enthalten die Drehbücher zu den acht im Schnitt knapp 25 Minuten langen und entsprechend kurzweiligen Folgen eine Vielzahl von Anspielungen auf die Popkultur, mit klarem Schwerpunkt bei Horror, Science Fiction und Fantasy; für Genre-Fans ist „Beasts like us“ schon allein deshalb ein großer Spaß. Die Mitwirkenden hatten augenscheinlich ebenfalls viel Vergnügen an dieser österreichisch-deutschen Produktion, zumal die Mitglieder des vierköpfigen Kern-Ensembles im Rahmen ihrer Figuren immer wieder aus der Rolle fallen dürfen: Kreaturenrechtlerin Natalie erkennt, dass sie auch mal gegen ihre Prinzipien verstoßen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Raffi, trockene Vampirin und Tochter des Oberhaupts aller Blutsauger, soll das Gesicht der Kampagne werden, arbeitet jedoch auch als V-Frau für die Bundeskreaturenbehörde. Lukas wird aufgrund der Nebenwirkungen eines Anti-Liebes-Zaubertranks Experiment zum Werwolf, und Simon wandelt sich zwischendurch als sein eigener Doppelgänger zum Womanizer; Jakob Schmidt durfte schon als Antiheld in Schlegels sympathischer Außenseiterkomödie „Sommer auf drei Rädern“ (2022) über sich hinaus wachsen. Ein kleiner Coup ist die Besetzung von Graf Dracula: Armin Rohde mag nicht den erotischen Charme von Christopher Lee haben, aber als Kopf der Verschwörung ist er perfekt. Masken-, Szenen- und Kostümbild erfreuen ohnehin durch eine außerordentliche Liebe zum Detail. Die Serie endet wie jede der acht Episoden mit einem Cliffhanger; Fortsetzung folgt hoffentlich.