Die TV-Highlights im Februar
Solide Reihen, ein paar Krimi-Dramen der Extra-Klasse und der Sechs-Sterne-Zweiteiler "Spuren"
(tit.) Nach dem denkwürdig durchschnittlichen Januar mit entsprechend überdurchschnittlichen Einschaltquoten (dazu hier mehr) sind die Premieren auch im Februar in ihrer Gesamtheit allenfalls solide. Hinzu kommt, dass aufgrund der Bundestagswahl weniger Programmplätze als gewöhnlich für die Fiktion zur Verfügung stehen. Wann gab es überhaupt schon mal in einem Monat nur zwei Sonntagskrimis? Nur einen ARD-Fernsehfilm am Mittwoch, das ist leider keine Besonderheit mehr: „Querschuss“ (12.2.) mit Christian Berkel, Bibiana Beglau & Andrea Sawatzki, ein Film, bei dem eine dysfunktionale Sippe nach allen Regeln der Familiendrama-Kunst ihre Wunden leckt, wäre auch prompt der 90-Minüter des Monats geworden; hätte er nicht bereits auf Arte Premiere gehabt. Wenigstens sind die beiden „Tatorte“ neu. „Herz der Dunkelheit“ (2.2.) ist Karin Hanczewskis Abschied aus Dresden, eine filmisch & dramaturgisch gelungene Krimi-Tragödie, die kein gutes Licht auf die Generation Z wirft. Der Reihen-Krimi des Monats kommt aus Berlin: Mark Waschke & Corinna Harfouch bestätigen mit dem temporeichen Politthriller „Vier Leben“ (16.2.) ihre Spitzenstellung unter den „Tatort“-Teams.
Bleiben wir bei den Krimis. Da gibt es zumindest einige Dauerbrenner, die über dem Gebrauchskrimi-Standard liegen: „Helen Dorn – Mordsee“ (ZDF, 1.2.), „Wilsberg – Achtsam töten“ (ZDF, 8.2.) und „Wolfsland – Schwarzer Spiegel“ (ARD, 27.2.). Wolfgang Stumph, der womöglich letzte deutsche Volksschauspieler, nimmt nach fast 30 Jahren Abschied von „Stubbe“ (ZDF, 22.2.), seiner erfolgreichsten Figur. Etwas enttäuschend, weil man mehr erwartet hätte, ist „Lillys Verschwinden“ (ZDF, 17.+19.2.), Thomas Bergers Zweiteiler, der an dessen „Nordholm“-Reihe erinnert, nicht nur wegen Heino Ferch. Mehr als solide sind zwei Reihen jüngeren Datums: „Die Jägerin“ (ZDF, 3.2.) und „Die Bestatterin“ (ARD, 20.2.); für Nadja Uhl als Staatsanwältin ist es ebenso wie für Anna Fischer als Aushilfsbestatterin der vierte Fall. Die Krimi-Highlights im ZDF sind zwei beziehungsreiche Krimi-Dramen: „Die Stille am Ende der Nacht“ (10.2.) mit Henry Hüben und Kim Riedle, der Abschluss der Kommissar-Fischer-Trilogie, und der siebzehnte „Spreewaldkrimi“ (24.2.), ein fantastisches Gedankenexperiment zwischen Astrophysik, Philosophie und Teufelswerk. Die Drehbücher zu beiden Filmen schrieb Nils-Morten Osburg.
Wiederholungen

Alles State of the Art. Was bringt das neue tittelbach.tv?
Es ist so weit. Das neue tittelbach.tv geht an den Start. Es ist eine völlig andere Seite: Content-Management-System, Webdesign, inhaltliche Struktur, die Startseite, die optische Anmutung der Kritiken, die Nutzungs-Optionen – alles neu, alles State of the Art. Das Relaunch musste sein. Der 2009 konzipierte „fernsehfilm-beobachter“ war üersichtlich und handlich, aber auch starr, unbeweglich, inhaltlich überfüllt und: eine digitale Zeitbombe! Die neue Seite ist reduziert, flexibel und endlich auch ein Genuss für Smartphone- und Tablet-Nutzer. Ich habe die neue Form schnell akzeptiert. Ihnen/Euch wird es ähnlich gehen. Hat man erst mal die für sich angenehmste Seitendarstellung gefunden, sich mit dem neuen Aufbau vertraut gemacht, wird sich bald ein Gewöhnungseffekt einstellen. Denn die Vorteile überwiegen deutlich.

TRAILER aktuell laufender Top-Produktionen
Wem Bilder mehr sagen als viele Worte… Auf DIESER Seite gibt es TRAILER von aktuell in den Mediatheken, bei den Streamern oder im Free-TV laufenden Filmen/Serien. Darunter können auch Produktionen (z.B. Kinofilme) sein, die wir nicht besprochen haben, die wir aber kennen und empfehlen können: Wie alles auf tittelbach.tv ist es eine kuratierte Auswahl.
Das Ungleichgewicht der TV-Formate
Kuratierte Programm-Empfehlungen
„Das Leben ist zu kurz für mittelmäßiges Fernsehen.“ Mein neues Motto gilt nach 15 Jahren t.tv besonders für Wiederholungen. Es gibt eine Unmenge an sehr sehenswerten, zeitlos guten Filmen und Serien. Ein Großteil davon befindet sich in den Mediatheken. Ich werde künftig mehr Zeit darauf verwenden, die Streaming-Angebote zu durchforsten, anstatt mich wie bisher akribisch durch die Programm-Listen von über zehn Sendern zu quälen.
Filmfriend: Programmkino streamen
Wussten Sie schon, dass die Stadtbibliotheken in Deutschland nicht nur eine riesige Auswahl an DVDs und Blu-rays zur Ausleihe anbieten, sondern dass es über das Video-on-Demand-Filmportal Filmfriend auch möglich ist, viele hundert Filme und Serien zu streamen? Und das zu einem extrem günstigen Preis. In Bonn beispielsweise beträgt der Jahresbeitrag für alle Medien, also auch Bücher, Hörbücher, CDs etc., plus Streaming schlappe 30 Euro.

Einschaltquoten: Die Fiction-Top-Hits. Alles Krimi oder was?!
Erfreulicherweise spielt in Zeiten der Mediatheken die Einschaltquote nicht mehr DIE Rolle, die sie einmal für die Programmplanung gespielt hat. Ohne junge Serien für die, die nur noch streamen, und ohne anspruchsvolle TV-Dramen würden ARD und ZDF ihren gesellschaftlichen Programmauftrag nicht erfüllen. Außerdem gäbe es keine Preise mehr für deren Fiktion. Diesem Artenschutz zum Trotz, dem sich t.tv auch verschrieben hat, mit einem gelegentlichen Bonus für aussterbende Gattungen, besitzen Charts einen besonderen Reiz. Deshalb gibt es monatlich die Top Ten der erfolgreichsten Fiction-Programme. Meine Prognose: Dieser Primetime-Quoten-Check wird ein Ranking der beliebtesten Krimis sein. Bin gespannt, wann es mal ein Nicht-Krimi unter die ersten zehn Filme/Serien schafft.

Rückblick: Als Kalender-Ersatz gibt es eine Seite, auf der die Highlights der Monate gesammelt sind!

Liebe User, auch nach dem Relaunch brauche ich Mäuse. Meine Autor:innen werden es Ihnen danken!

Gewinner TeleVisionale 2024 im Bereich Serie: „Angemessen Angry“ von Elsa van Damke (RTL+)

Spät kam sie, aber sie kam: die Kritik zu „Nachts im Paradies“ (MagentaTV) mit Lea Drinda & Vogel

Fehler aller Art, das System betreffend, Verschreiber, Einlese-Murks etc. … bitte melden
Special: die besten US-Serien 2023/24
(2.2.2025) Deutsches Fernsehen genügt seit Netflix & Co nur noch den älteren Zuschauern. Die immer bessere Verfügbarkeit ausländischer Serien hat die Sehgewohnheiten verändert. Die deutsche TV-Fiktion muss sich auch am internationalen Angebot messen lassen. Und Fernsehkritiker sollten mehr denn je über den nationalen Tellerrand schauen: um zu sehen, was möglich ist, um aufzuzeigen, von welchen Serien man sich hierzulande etwas abgucken sollte, und natürlich, um Zuschauern Tipps zu geben.
Special: US-Serien der goldenen Jahre
Zu viele Streamer, zu viele Serien, zu wenig Zuschauer, zu wenig Money – die nächste Blase droht zu platzen. Ohnehin haben Netflix & Co in den letzten Jahren kaum überragende erwachsene Serien produziert. Wer der Aktualität nicht hinterherhechelt, der findet die besten (Drama-)Serien nach wie vor in der Goldenen Ära. Hier meine aktuelle Top Twelve der US-Drama-Serien zwischen 1999 und 2015. Zeitlicher Ausreißer: „Twin Peaks“ (ab 1990), die Mutter des modernen Serien-Fernsehens.
Special: Meine Lieblings-CDs 2024
(7.1.2025) Ohne Musik geht bei mir nichts. Während viele bereits mit Mitte 40 nur noch die CDs ihrer Jugend hören, fasziniert mich auch die Musik der Gegenwart: 2024 ist ein gutes Jahr. Billie Eilish, Beyonce, Green Day, Nick Cave, Taylor Swift, Mark Knopfler – die Megastars haben abgeliefert. Aber noch interessanter sind die kleinen Alben von Indie-Größen wie Vampire Weekend, St. Vincent, Joan as Police Woman, MGMT oder Galliano. Einiges davon ist bestens geeignet für Serien-/Fernsehfilm-Soundtracks.
Rainer Tittelbach
Seiten-Konzept inklusive Layout-Entwurf, One-Man-Redaktion und Autor. Zu tittelbach.tv gibt es etwas zu lesen auf Wikipedia
Volker Bergmeister
Der Kritiker und Juror diverser Fernseh- & Film-Preise war eine große Hilfe beim Relaunch. Mehr über ihn bei Wikipedia
Martina Kalweit
Journalistin, lange Jahre TV-Spielfilm-Redakteurin und Jurymitglied beim Fernsehkrimi-Festival „Tatort Eifel“
Tilmann P. Gangloff
seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker für Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Mitglied einiger Fernsehpreis-Jurys
Thomas Gehringer
Freiberuflicher Journalist aus Köln, schreibt für epd medien, „Tagesspiegel“ und andere regionale Tageszeitungen
Katharina Zeckau
TV-Kritikerin für KNA, Medienkorrespondenz, Filmdienst, seit 12/2024 für t.tv; außerdem Reporterin für den BR
TRAILER aktuell laufender Top-Produktionen
Wem Bilder mehr sagen als viele Worte… Auf DIESER Seite gibt es TRAILER von aktuell in den Mediatheken, bei den Streamern oder im Free-TV laufenden Filmen/Serien. Darunter können auch Produktionen (z.B. Kinofilme) sein, die wir nicht besprochen haben, die wir aber kennen und empfehlen können: Wie alles auf tittelbach.tv ist es eine kuratierte Auswahl. Leider sind − anders als die Streamer − die Sender nicht so fix wie t.tv. Sie unterschätzen die Multiplikator-Funktion von Trailern. Immer weniger Trailer auf YouTube zu stellen, sich nur auf die Mediatheken zu verlassen, ist unklug.
Premieren 2024/25 & Previews
Streaming- & Mediathek-Highlights
2024: Mit den Mediatheken in der ersten Reihe
Kurz & salopp gesagt, ist das Jahr 2024 bisher okay. Vor allem die Serien von ARD, ZDF und deren Mediatheken legen thematisch, dramaturgisch & filmisch eine große Vielfalt an den Tag. Da sind nicht nur die auch international wahrgenommenen Leuchttürme wie „Die Zweiflers“ (ARD), „Herrhausen – Der Herr des Geldes“ (ARD), „Kafka“ (ARD) oder „Reset – Wie weit willst du gehen“ (ZDF), da gibt es auch diese wunderbaren kleinen, überraschenden Serien wie „Sexuell verfügbar“ (ARD), die mit feministischer Hinterfotzigkeit brilliert, wie „Schwarze Herzen“ (ARD), die divers neurotisch unterhält, oder wie die Sitcom „Jugend – Es ist kompliziert!“ (ZDF), die sich über Wokeness und den Traum vom ewigen WG-Leben lustig macht. Aber auch im phantastischen Fach wissen die deutschen Serien dieses Jahr mehr zu überzeugen als 2023. „Oderbruch“ (ARD) von Christian Alvart bedient sich souverän bei Thriller, Mystery und Krimi: Dieser Genre-Cocktail mit großem Besteck ist der reinste Horror. Jetzt im Herbst sind sogar die Vampire los: Blutig, romantisch, mit „Romeo und Julia“-Anleihen & filmisch furios geht es in „Love sucks“ (ZDF) zu. Alle diese Serien, das sei noch mal betont, sind öffentlich-rechtlich.
Bei den Streamern sieht das Angebot in diesem Jahr wesentlich dünner aus. Sky und Paramount+ haben sich bekanntlich ganz von deutschen Fiction-Produktionen verabschiedet. Die anderen gehen auf Nummer sicher: RTL+ kupfert bei den ZDF-Gebrauchskrimi-Reihen ab und hat im Frühjahr zumindest mit „Disko 76“ etwas unerwartet Sinnliches und mit „Ich bin Dagobert“ etwas erwartungsgemäß Packendes an den Start gebracht. Disney+ überzeugt mit „Pauline“ im Mystery-Horror-Bereich, auch hier mit Liebe und etwas Romantik gewürzt, im Blick die jüngere Zielgruppe. Im Herbst kam Apple TV+ mit seinem ersten deutschen Original: „Where’s Wanda“ ist allerdings ein verunglückter Genre-Mischmasch. Und Joyn kommt um die Ecke mit einem schrägen Horror-Comedy-Spaß namens „Der Upir“; den verkörpert Fahri Yardim in seiner „Jerks“-liken Impro-Performance an der Seite des trocken humorigen Rocko Schamoni. Netflix sorgt mit der zweiten Klasse-Staffel von „Kleo“ für Genre-Verlässlichkeit und setzt mit „Spieleabend“ oder „Liebeskümmerer“ auf TV-Movies à la ZDF. Mit dem Unterschied: Das Zweite macht mittlerweile sehr viel besser Komödien, Frier & Herbst („Merz gegen Merz“) sowie Pastewka („Alles gelogen“) sei Dank.