Die älteste, schönste und am häufigsten verfilmte Geschichte der Welt ist nur drei Wörter kurz: „Boy meets girl“, Junge trifft Mädchen; der perfekte Stoff für romantische Komödien. Die Fortsetzung, Junge verliert Mädchen, ist weniger schön und erst recht nicht komisch. „Wie gut ist deine Beziehung?“ ist jedoch der Beweis, dass man auch aus dieser Geschichte eine geistreiche Komödie mit Happy End machen kann. Ralf Westhoff hat seit seinem Debüt „Shoppen“ (2006) erst drei Filme gedreht. Das könnte erklären, warum sich seine Drehbücher vor allem durch ihre Dialoge auszeichnen: Er hat viel Zeit für den Feinschliff. Trotzdem klingen die Wortwechsel nach richtigem Leben. Gleichzeitig ist Westhoff genauer Beobachter des Zeitgeistes. In „Shoppen“ bestand das Ensemble aus lauter schnöseligen Gestalten um die 30, die ihren tiefen Frust entweder wie eine Trophäe zur Schau stellen oder hinter arrogantem Geschwafel verstecken. „Wir sind die Neuen“ (2014) erzählte vom Generationskonflikt zwischen einer Senioren-WG und einer Studenten-WG. Dazwischen lag die Komödie „Der letzte schöne Herbsttag“ (2010), die von einem klassischen Beziehungsdilemma handelt: Die Frau fühlt sich nicht genügend wahrgenommen, der Mann fühlt sich überfordert.
Westhoffs neues Werk ist eine Variation dieses Themas. Der Titel klingt wie ein Ratgeber und ist gewissermaßen die Verfilmung der englischen Redensart „Wenn’s nicht kaputt ist, reparier’s auch nicht“. Das ist exakt der Fehler, den Software-Entwickler Steve (Friedrich Mücke) begeht, als sein Freund Bob (Bastian Reiber) ihm gesteht, dass seine Beziehung in die Brüche gegangen ist. Steve will sich gewissermaßen neu erfinden, um Lebensgefährtin Carola zurückerobern, bevor sie überhaupt auf die Idee kommt, ihn zu verlassen. Als er Bobs deutlich älteren Nebenbuhler kennenlernt, ist er doppelt alarmiert: Trantra-Yoga-Lehrer Harald (Michael Wittenborn) hat bei Bobs Freundin eine gewisse Sehnsucht gespürt und sie einfach angesprochen. Nun fragt sich Steve, ob Carola (Julia Koschitz) nach fünf Beziehungsjahren womöglich ähnliche Schwingungen ausstrahlt. Er arrangiert ein zufälliges Treffen mit Harald, und tatsächlich scheint Carola äußerst angetan. In Wirklichkeit will sie die Unterhaltung aber nur hinauszögern: Weil sich Steve sich in letzter Zeit etwas seltsam benimmt, ist ihre Freundin Anette (Maja Beckmann) überzeugt, er stecke in einer Midlife-Krise, und hat ihr empfohlen, ihn ein bisschen eifersüchtig zu machen.
Der schleichende Entfremdungsprozess hat schon vor dieser Szene eingesetzt, aber als Carola herausfindet, dass die Begegnung mit Harald ein Treuetest war, ist sie zutiefst verletzt. Spätestens jetzt offenbart sich das tragische Potenzial der Geschichte: Steve hat die besten Absichten, macht aber alles kaputt. Der Film, wie schon „Wir sind die Neuen“ eine Kinokoproduktion des Bayerischen Rundfunks und der ARD-Tochter Degeto, ist also im Grunde ein Drama, aber davon kann dank Westhoffs kurzweiliger Umsetzung keine Rede sein, zumal viele Szenen auf sympathisch humorvolle Weise aufgelöst sind. Gleichzeitig hat er es mit großem Geschick vermieden, ins typische Muster lehrfilmartiger deutscher Komödien à la „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ zu verfallen, weil sich die Handlung in einem realistischen Rahmen bewegt. Die Figuren sind kaum merklich zugespitzt, aber die Ereignisse entwickeln schließlich eine gewisse Eigendynamik. Die Sehnsucht nach Selbstoptimierung wiederum entspricht exakt dem aktuellen Zeitgeist. Das gilt auch für zwei Unternehmensberater, die die von Steve mitbegründete Firma unter die Lupe nehmen sollen. Die jungen Männer sehen in ihren braven Anzügen zwar wie Abiturienten aus, verpassen ihm aber einen empfindlichen Denkzettel, der zu seiner allgemeinen Verunsicherung beiträgt. Komisch wird die Geschichte, als Steve prompt übers Ziel hinausschießt: Es entpuppt sich als ganz schön anstrengend, jeden Abend so zu zelebrieren, als könne es der letzte sein, wie ihm ein Kollege (Steffen Groth) empfohlen hat.
Ganz vorzüglich ist auch das Ensemble. Friedrich Mücke verkörpert Steve als Mann, wie ihn sich Frauen eigentlich wünschen: aufmerksam, sensibel und darauf bedacht, die Beziehung nicht im Alltag zu verlieren; dabei möchte Carola, durch seinen plötzlichen Aktionismus ohnehin irritiert, die Abende viel lieber kuschelnd auf der Couch verbringen. Julia Koschitz hat bislang in allen Langfilmen Westhoffs mitgewirkt; er hatte sie vermutlich schon vor Augen, als er das Drehbuch geschrieben hat. Auf zurückhaltende Weise amüsant ist Steffen Groth als Kollege; er hat eine erstaunliche Präsenz, obwohl seine Rolle abgesehen von seinem Ratgebergespräch mit Steve praktisch stumm ist. Die schönste und vor allem witzigste Figur spielt allerdings Bastian Reiber, der selbst aus dem eigentlich abgenutzten Gag mit einem widerspenstigen Bürostuhl ein schönes Slapstick-Kleinod macht. Außerdem gelingt ihm das Kunststück, viel mit seiner Mimik zu arbeiten, ohne dabei klamaukig zu wirken. Zum Glück bevorzugt Westhoff die leisen Töne; weniger begabte Komödianten investieren in solchen Momenten oft zuviel und wirken dann prompt plump. Reiber hatte bereits großen Anteil daran, dass „1000 Mexikaner“, 2016 im Rahmen der NDR-Debütreihe „Nordlichter“ ausgestrahlt, ein großer Spaß war. Überfällig ist auch die „Entdeckung“ von Maja Beckmann („Knallerfrauen“), bislang meist bloß als Nebendarstellerin besetzt. Sie setzt als Carolas beste Freundin starke Akzente, und das nicht nur, weil sie die Handlung mit ihrer These von der Midlife-Krise überhaupt erst richtig ins Rollen bringt. (Text-Stand: 10.2.2019)