Er ist ein Münchner mit fast italienischer Ausstrahlung, ein Filou, ein Schwerenöter, ein Charmeur der alten Schule. Monaco Franze ist das, was man in seiner über alles geliebten Heimatstadt einen Stenz nennt: ein unverbesserlicher Weiberheld. Dabei ist jener Franz Münchinger glücklich (und wohlhabend!) verheiratet mit Annette von Soettingen, Besitzerin eines Antiquitätenladens, eine Dame aus den besseren Kreisen. Dass ihr Franz ständig was am Laufen hat mit der holden Weiblichkeit, denn „Ein bissel was geht immer“, so Monaco Franzes Credo – das weiß Annette wohl, aber sie hat so ihre Methoden, um diesen Hallodri zu disziplinieren. Aber auch er hat Tricks, und er hat seinen Kumpel „Manni“ Kopfeck, der ihm bei so mancher „Anbahnung“ einer Affäre hilfreich zur Seite steht. Bereits am Ende der zweiten Folge wird der gerade mal 50-jährige Münchinger, der bei der Kriminalpolizei arbeitet, in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Seine einflussreiche Ehefrau hat da was gedreht – um ihren Franz fortan besser kontrollieren zu können. Doch daraus wird nichts. Der Franze bleibt „a Hund“. Als Privatdetektiv hat er bei den Frauen jetzt noch leichteres Spiel. Doch irgendwann hat Annette genug von den Affären. Die beiden trennen sich – und kommen doch nicht voneinander los. Parallel zur Beziehungskrise macht sich im Hause von Soettingen eine wirtschaftliche Krise breit. Annette will auswandern – und Franz kommt auf den Hund…
Helmut Dietl über: Was ist ein Stenz?
„Der Stenz hat die Pflege seines Haupthaares sowie die Pflege seiner Schuhe (von denen er unzählige besitzt) zu kultischen Handlungen entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen bzw. auf das, was er dafür hält, und schafft es, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein. Seine Sprache ist cool und lässig, die Art, wie er ein Glas, eine Zeitung oder eine Sonnenbrille hält, ist cool und lässig.“ (Süddeutsche Zeitung, 11.5.2010)
„Monaco Franze – Der ewige Stenz“ beginnt als Männerphantasie vom omnipotenten Casanova, entlarvt zunehmend die Brüchigkeit dieser Macho-Träume des Titelhelden und endet mit zwei (sich noch immer herzlich zugeneigten) Alkoholikern. Die Serie von Helmut Dietl und Patrick Süskind ist ein deutsches TV-Kleinod aus dem Jahre 1983. Eine Serie, angelegt wie ein Stück Literatur – entstanden aus dem Wesen seiner Charaktere, ein Anti-Entwicklungsroman, das Kontrastprogramm zu „Dallas“ & Co, Fortsetzung unmöglich. Hier ist einer verliebt in die Liebe – oder anders ausgedrückt: hier will einer ständig Sex. Man beachte, dass die 10-teilige Serie fürs Vorabendprogramm produziert wurde – für 480.000 Mark pro Folge und für die ganze Familie geeignet. „Sexualität sollte möglichst ausgespart bleiben“, erinnert sich Dietl 1987 in einem „Spiegel“-Interview, „was aber zu ganz guten Ergebnissen geführt hat.“ Ähnlich wie im Hollywood der 30er Jahre der sogenannte Hays-Code, der unter anderem die Richtlinien für die Darstellung sexueller Inhalte festlegte, Autoren und Regisseure (z.B. Ernst Lubitsch) erfinderisch machte und sie das lustvolle Spiel mit erotischen Metaphern forcieren ließ, so machten die Auflagen auch Dietl erfinderisch. „Man sieht nie, dass Franze mit jemandem ins Bett geht. Man kann sich alles nur denken.“
Für Helmut Fischer, bis dato trotz BR-„Tatort“-Assistenz ein nicht gerade erfolgreicher Münchner Schauspieler, wurde der Frauenfahnder Monaco Franze die Rolle seines Lebens. Ein bisschen hüftsteif kommt er in all seinen Rollen daher; er hat’s halt im Kreuz (nicht in den Lenden) – was lag da näher, die Rückenprobleme dem Franz Münchinger auch ins Drehbuch zu schreiben. Den „Monaco Franze“ wurde Fischer zeitlebens nicht mehr los. Bis zu seinem Tod 1997 hatten die meisten seiner Figuren ein bissel was von Dietls Schürzenjäger – ganz unter dem Motto: „A bissel was geht immer“. Diese ARD-„Billig“-Serie hat Fernsehgeschichte geschrieben: Sie ist bissig, sentimental, bodenständig, satirisch, liebevoll ätzend, sie verbindet Anspruch mit Unterhaltung, steckt voller Lokalkolorit und ist doch zeitlos gut. Und sie ist Wegbereiter der brillantesten deutschen Comedy-Serie aller Zeiten: Dietls „Kir Royal“! (Text-Stand: Juni 2013)