Die ZDF-Reihe „Zwei Ärzte sind einer zuviel“ ist zwar ein Quotengarant, doch Christiane Hörbiger hat zuletzt leise Kritik an den Drehbüchern geübt. Den Filmen war das nicht anzumerken, was aber auch an den beiden herausragenden Hauptdarstellern liegen kann. Die Kratzbürste und der Grantler sind ein hervorragendes Team, bei dessen Dialogduellen sich Hörbiger und Gegenspieler Elmar Wepper ebenso wenig schenken wie die Figuren. Gut möglich, dass dieses Zusammenspiel gewisse Drehbuchschwächen kaschiert hat.
Da ein Tapetenwechsel ohnehin oft Wunder wirkt, spielt die jüngste Geschichte nicht wie üblich am Tegernsee, sondern auf Mallorca: Stefan Wolf ist von einem Pharmaunternehmen zu einem Kongress eingeladen worden. Aber auch Anna Louise Albrecht kreuzt auf der Insel auf, denn sie soll für einen erkrankten Kollegen einspringen und dessen Vortrag halten. Die Reisegruppe besteht allerdings ausschließlich aus Männern, auf deren niedere Instinkte auch das Rahmenprogramm zugeschnitten ist: Die Pharmafirma will ein neues Potenzmittel auf den Markt bringen. Während Wolf darauf spekuliert, dass sich der Konzern an seiner Wellness-Klinik beteiligt, wird Anna sanft, aber unmissverständlich wieder ausgeladen. Vor ihrer Abreise will Wolf ihr noch rasch seinen Lieblingsstrand zeigen. Dort retten die beiden einen verunglückten Urlauber. Im Krankenhaus stellt sich raus, dass der Mann an einer inoperablen Blutgefäßerweiterung im Gehirn leidet. Seine letzte Rettung wäre ein begnadeter Neuro-Chirurg, der ebenfalls zum Kongress eingeladen ist, aber seit Jahren nicht mehr operiert hat.
Während der Hauptstrang alsbald dramatische Züge annimmt, sorgen Autor Michael Baier & Regisseur Karsten Wichniarz immer wieder für amüsante Abwechslung. Heiteres Gegengewicht zum erkrankten Familienvater sind die Anhängsel der beiden Ärzte: Wolfs deutlich jüngere Freundin Anita (Rothemund) und Annas Verehrer Franz (Mattausch) sind ebenfalls nach Mallorca gereist; er, um Anna zu überraschen, sie, weil sie überzeugt ist, ihr Stefan habe es auf die Kollegin abgesehen. Natürlich ergeben sich prompt diverse Missverständnisse, so dass Anita & Franz in der Tat überzeugt sein müssen, Arzt und Ärztin hätten was miteinander. Das ist tatsächlich gar nicht so falsch, zumal Wolf und Anna nicht nur dramatische, sondern auch slapstickreife Ereignisse erleben. Dadurch sind sie einander zwar nähergekommen, aber nicht im romantischen Sinne: Wolf verdient sich den Respekt der Kollegin, weil er unverhoffte hippokratische Ideale offenbart und sogar bereit ist, seine Klinik aufs Spiel zu setzen. Und da Wichniarz und sein Kameramann Rainer Gutjahr Mallorca von seinen schönsten Seiten zeigen, lohnt sich der Ausflug für die Zielgruppe in jeder Hin-Sicht.