Tatort – Granit

Wer solche Brüder hat, braucht keine Feinde: ORF-Heimat-„Tatort“ mit Krassnitzer

Foto: ORF
Foto Tilmann P. Gangloff

Zwei Brüder bekriegen sich bis aufs Messer – und dann taucht noch ein dritter Bruder auf & mit ihm ein Familiengeheimnis. Einen Toten gibt es auch im „Tatort – Granit“; besonders interessant aber ist die Medienkritik, die Autor Felix Mitterer seinem krachenden, durchaus reizvollen Heimat(krimi)drama abgewinnt. Und natürlich darf auch Muriel Baumeisters Journalistin Harald Krassnitzers Sonderermittler Eisner aus Wien schöne Augen machen.

Bei allem Respekt für diesen Versuch des ORF, diesen Heimatfilm-Krimi nicht als Melodram mit Alpenpanorama zu verkaufen: Diesseits der Berge werden viele „Tatort“-Fans den Dialogen des öfteren nicht folgen können. Bei richtig guten Filmen kann man das sogar verschmerzen, weil sich der Inhalt durch die Handlung erschließt; aber hier würde man gelegentlich schon gern wissen, was gerade die älteren Herrschaften erzählen… Letztlich aber ist es doch nicht wichtig, denn die zentralen Figuren sprechen durch ihre Taten: Zwei Brüder streiten sich bis hin zur handfesten Prügelei um den Bauernhof ihrer Eltern. Schmuckstück des Gutshofs ist ein Steinbruch. Hier will der Erbe Granit abbauen. Auf eigene Kosten hat er eine Straße anlegen lassen. Doch die familiäre Fehde schreckt selbst vor finanziellen Gemeinheiten nicht zurück, und so musste der Besitz zwangsversteigert werden. Nutznießer waren der Bruder sowie ein Steinbruchbesitzer, der die ganze Zeit im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Dieser Mann sitzt nun in einer kalten Winternacht kurz vor Weihnachten tot in seinem Auto. Ein Fall für die Polizei? Auch; vor allem aber für „akut-Agnes“, eine zweifelhafte Fernsehsendung, die Menschen gern in die Enge und auch schon mal in den Tod treibt.

Interessanter als der Bruderzwist ist die Medienkritik, die Autor Felix Mitterer („Die Piefke-Saga“) seinem Stoff abgewinnt. Auch wenn man Muriel Baumeister die knallhart nachfragende Top-Journalistin nicht recht glauben mag: Mitterer versäumt nicht, auf die Abhängigkeit des (Privat-)Senders von seinen Werbekunden hinzuweisen. Vollends interessant wird dieser Seitenstrang, als Agnes und Sonderermittler Moritz Eisner einander schöne Augen machen, in Wirklichkeit aber bloß ein Spiel miteinander treiben, in dem es um Informationen geht. Allerdings taut die hübsche Journalistin buchstäblich auf, als sie in eine Falle gerät und Eisner sie aus einem eisigen See retten muss. Zwischendurch aber kehrt Regisseur Fabian Eder (der als Kameramann für wunderbare Aufnahmen sorgt) zum krachenden Heimatdrama zurück, weil der enteignete Besitzer des Hofs droht, sich in die Luft zu sprengen; schließlich taucht noch ein dritter Bruder auf, der ein Geheimnis hütet, das wiederum Agnes kennt. Die Geschichte hat also durchaus ihren Reiz, selbst wenn dieser mitunter eher exotischer Natur ist; die Bauernbrüder zum Beispiel pflegen eine höchst einsilbige Art der Kommunikation und beantworten die Fragen des Inspektors bloß mit „ja“ und „na“ (nein).

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Reihe

ORF

Mit Harald Krassnitzer, Muriel Baumeister, Alexander Mitterer, Sarah Tkotsch, Ludwig Dornauer, Julia Gschnitzer, Andreas Lust, Adele Neuhauser

Kamera: Fabian Eder

Schnitt: Ulrike Pahl

Musik: Matthias Pflug, Daniel Huber

Produktionsfirma: Satel Film

Drehbuch: Felix Mitterer

Regie: Fabian Eder

Quote: 6,21 Mio. Zuschauer (17,3% MA)

EA: 21.12.2008 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach