Fluppy hat sich eine raffinierte Masche ausgedacht, um Juweliere auszurauben: Er sucht einen Laden, in dessen Nähe sich eine Telefonzelle befindet. Von dort aus ruft er den Besitzer an, um ihm anzukündigen, dass ein Raubüberfall unmittelbar bevorstehe. Der Inhaber soll den Räuber jedoch gewähren lassen, die Polizei werde ihn nach getaner Tat festnehmen. Um den Inhaber in Sicherheit zu wiegen, gibt Fluppy (Stefan Behrens) einige Passanten als Polizisten aus. Diesmal geht die Sache jedoch schief: Als er das Geschäft des alten Herrn Malcher verlässt, ist der Besitzer tot. Der Fall scheint klar, zumal Fluppy kurz drauf festgenommen werden kann; aber er schwört Stein und Bein, dass er Malcher schon tot vorgefunden habe.
Die Umsetzung der Geschichte legt zwar nahe, dass Fluppy der Mörder ist, aber das Drehbuch (Joachim Nottke, Karlheinz Knuth) hat eine entscheidende Leerstelle gelassen: Die Tat bleibt ausgespart. Dafür bietet der Film eine andere mögliche Täterin an, denn die Handlung beginnt mit einem Trennungsgespräch: Malcher gibt seiner Geliebten Vera (Anita Lochner) den Laufpass. Die junge Frau ist empört, sie hatte auf eine gemeinsame Zukunft gehofft, zumal der allerdings verheiratete alte Mann eine ausgesprochen gute Partie ist. Er tröstet sie mit einem kostbaren Ring aus einer Sammlung alten Familienschmucks. Mitten ins Gespräch platzt Fluppys Anruf. Noch vor dem Überfall ist zu sehen, wie Vera eilig das Geschäft verlässt. Bei der Befragung durch die Polizei versichert sie, Malcher habe da noch gelebt. Weil die Sammlung verschwunden ist, kommt eine dritte Partei ins Spiel: Der Schmuck gehört Yasmin Wrangel (Sabine Sinjen). Die Firma ihres Mannes (Peter Aust) ist in großen Schwierigkeiten, weshalb sie die Pretiosen bei Malcher mit 150.000 Mark beliehen hat. Weil der Gatte kein Alibi hat, vermuten die Kommissare Walther und Hassert (Brandt & Faulhaber), er habe den Juwelier überfallen; der Verkauf des Schmucks und das Geld von der Versicherung ergäben ein schönes Sümmchen. Als sich der Mann in der Untersuchungshaft aufhängt, scheint der Fall ein zweites Mal geklärt, aber erneut überrascht das Buch mit einer unerwarteten Wendung; und auch diesmal ist die Geschichte noch nicht zu Ende.
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„Fluppys Masche“, erstmals ausgestrahlt 1983, unterscheidet sich deutlich von den früheren „Tatort“-Episoden des Sender Freies Berlin. Die Rahmenbedingungen ähneln erstmals den heutigen Erzählschemata: Der Film beginnt mit einem Mord, die Hauptfiguren sind die Kommissare, deren Umgang miteinander von einer gutmütigen Frotzelei geprägt ist; die Figuren von Volker Brandt und Ulrich Faulhaber sind fast gleichwertig. Selbst Walthers Vorgesetzter (Horst Schön) spielt eine größere Rolle, zumal er dem Hauptkommissar nach Wrangels Freitod Versagen auf der ganzen Linie vorwirft. Die Schwächen des Krimis liegen im Detail, weil das Drehbuch allzu nonchalant über einige Ungereimtheiten hinweg geht: Fluppy hat seine Masche bereits mehrfach durchgezogen; in der Realität wären die Juweliere ganz sicher gewarnt worden. Die Polizei kennt sogar seinen Namen und weiß, wie er aussieht; woher die Informationen und das Foto stammen, obwohl Fluppy bei seinen Überfällen maskiert ist, bleibt jedoch offen. Wenig überzeugend ist auch die Entdeckung des Schmucks in seinem Zimmer: Er hat ihn in der Lampe versteckt, also muss ein Beamter unter einem äußerst fadenscheinigen Vorwand am helllichten Tag den Schalter betätigen. Und Fluppys Flucht aus dem Gefängnis – er versteckt sich in Wrangels Sarg – ist so unglaubwürdig, dass sie erst gezeigt wird, als er seelenruhig aus dem Transporter steigt.
Die Inszenierung des erfahrenen langjährigen Defa-Regisseurs Wolfgang Luderer („Effi Briest“) ist solide, aber auch ein bisschen spannungsarm; einige Szenen sind im Vergleich zu heutigen Erzählweisen viel zu lang, aber das gilt für die meisten Berliner „Tatort“-Episoden aus der Frühzeit. Auffälligstes Merkmal ist der völlige Verzicht auf Filmmusik, es sind nicht mal eingespielte Popsongs zu hören, sodass „Fluppys Masche“ vor allem von den Kapriolen der Geschichte und den Schauspielern lebt. Brandt und Faulhaber entpuppen sich nun, da sie endlich Zeit bekommen, um ihre Figuren auszuleben, als interessantes und kurzweiliges Ermittlerteam. Auch der Rest des Ensembles ist interessant. Die bereits 1995 im Alter von 52 Jahren verstorbene Sabine Sinjen („Griseldis“) wurde immer gern genommen, wenn es galt, eine Rolle möglichst dramatisch zu besetzen; für den schluffigen Stefan Behrens („Derrick“) galt eher das Gegenteil. Die weiteren Darsteller sind in Vergessenheit geraten, repräsentieren aber die alte Schule, allen voran Käthe Haack in einer markanten kleinen Rolle als betagte Großtante von Yasmin Wrangel. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung des Films war sie bereits 86; sie starb 1986 nach einer siebzigjährigen Filmkarriere. Aus heutiger Sicht irritiert allerdings gerade bei den Schauspielerinnen mit großer Bühnenerfahrung, darunter auch Dagmar Altrichter (als Gattin des Juweliers), die betont akzentuierte Sprechweise. Trotzdem ist „Fluppys Masche“ eine der besten Episoden mit Volker Brandt. (Text-Stand: 18.7.2017)