Nachts in einem Waldhotel. Drei Anwälte feiern, sind sturzbetrunken, wollen Spaß haben. Tresennovizin Tanja findet das gar nicht so toll. Wenig später bekommt die junge Frau eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt. Der Rest ist Schweigen. Am nächsten Morgen findet die Kollegin einen der Anwälte – tot. Neben den Müllcontainern, die Hose heruntergelassen. Wenig später taucht Tanja auf. Sie ist völlig verstört. „Dissoziative Amnesie“, so die Diagnose: Gedächtnisverlust durch ein unerträgliches Ereignis. Verdrängt sie ihre Tat gegen den zudringlichen Angreifer? Stubbe glaubt nicht, dass sich die junge Frau gewehrt hat. Er glaubt auch nicht, dass sie die Täterin ist. „Ich komme aus schwierigen Verhältnissen“, sagt die noch immer wie entgeistert über den Dingen Schwebende. Da heißt es für Stubbe & Co, genauer auf die Familienverhältnisse zu schauen. Aber auch die Anwälte bleiben unter Verdacht.
Das, was bei „Stubbe – Von Fall zu Fall“ gelegentlich etwas betulich daherkommt, das ganze Familiengedöns, ist bei „In dieser Nacht“ das Bessere an Episode 43 der erfolgreichen ZDF-Reihe. Christianes Verarbeitung einer Fehlgeburt, die stille Sorge des Vaters, dessen eigene Schmetterlinge im Bauch, die Auszugspläne von Charlotte, all das interessiert mehr als dieser banale Whodunit mit dem ewigen kluger-Bulle-dämlicher-Bulle-Muster und mit Kollege Zimmermanns unerhört penetranten Ermittlungsstil mit diesem ständigen Unterstellungs-Unterton. Einziger Pluspunkt der Story ist die parallel erzählte Dualität der „Liebes“-Konzepte. „Ich habe Sehnsucht nach der heilen Welt, wo Männer und Frauen zusammen tanzen und sich küssen, weil es beide wollen.“ Das mag etwas blauäugig erscheinen – zumindest aber sind das ehrliche Statements einer ehrlichen Figur, die sich die heile Welt sehnlich wünscht.
Bedenklicher wird es da, wo die Dramaturgie Buhmänner aufbaut, gegen die der Held wettern kann. Moralisch ist die Wut auf den Zynismus der Anwälte vertretbar, dramaturgisch ist das äußerst billig. Die Diskrepanz zwischen der Qualität der Privatgeschichten und der Qualität des Falls hat auch etwas mit der Qualität des Spiels zu tun. Die Darsteller der durchgehenden Rollen, allen voran die Stumphs und der neue Lichtblick der Reihe, Heike Trinker, besitzen einen Kommunikationsstil, der sich in seiner „Normalität“ angenehm abhebt vom Overacting der „Gäste“. Dieses Overacting ist typen- & systembedingt, also auch buch- & regieabhängig!