Stubbe – Von Fall zu Fall: Blutsbrüder

Stumph & Stumph, Mues & Kahane. Die ZDF-Reihe „Stubbe“ erlebt seinen ersten Frühling

Foto: ZDF / Sandra Hoever
Foto Thomas Gehringer

Bei „Stubbe“ geht’s aufwärts, auch im dritten neuen Film, den das ZDF um die Jahreswende herum zeigt. Der Betreiber eines Hostels wird erstochen aufgefunden. Zwei junge Männer hatten ihm aufgelauert, um ihm die Tageseinnahmen zu rauben. Einer von ihnen ist Nico, der Halbbruder von Stubbes Schwiegersohn Helge… Eine familiäre Zerreißprobe, geschickt aufgebaut und spannend erzählt. Gelungen, wie sich Vater und Tochter Stubbe bei der Aufklärung die Bälle zuspielen. Die Kamera emanzipiert sich vom braven Serien-Look.

Nico wartet im Gebüsch mit seinem Komplizen Karsten, ist aber nicht ganz bei der Sache. Er lässt einen funkgesteuerten Mini-Hubschrauber durch die Luft fliegen, während Karsten den Eingang des nahegelegenen Hostels im Auge behält. Schließlich erteilt er Nico den Auftrag, den Betreiber des Hostels um die Tageseinnahmen zu erleichtern – und drückt ihm ein Messer in die Hand. Am selben Abend findet bei Stubbe ein Familientreffen statt. Alle sind gekommen, doch Fotograf Helge verdrückt sich nach einem Anruf unter dem Vorwand, er könne nun ein Kinderbett abholen. Am nächsten Tag findet die schwangere Christiane ein fremdes Smart-Phone, das Kinderbett ist nicht da, stattdessen reinigt Helge seinen Benz von Blutflecken.

Peter Kahane, Autor-Regisseur zahlreicher „Stubbe“-Filme, spitzt diese Folge schnell zu einer familiären Zerreißprobe zu. „Blutsbrüder“ ist mehr als nur ein konventioneller „Whodunit“, sondern auch eine psychologisch weitgehend überzeugende „Familienaufstellung“. Ab und an mit Schwächen: Etwas simpel und oberflächlich ist Stubbes Ausflug mit einer Dame vom Jugendamt in Helges familiäre Vergangenheit. Und dick aufgetragene Sätze wie „Er ist ein Teil von mir“ (Helge über Nico) müssen auch nicht sein. Doch wie das familiäre Band Helge erst in eine Zwangslage und dann schier ausweglos in U-Haft bringt, wird glaubwürdig erzählt.

Stubbe – Von Fall zu Fall: BlutsbrüderFoto: ZDF / Sandra Hoever
Helge (Wanja Mues) unter Mordverdacht – Zerreißprobe für das junge Glück. Das tangiert aber auch die Beziehung zwischen Christiane (Stephanie Stumph) und ihrem Vater.

Geschickt wird außerdem die Spannung hoch gehalten: Helge hat Nico in einem alten Lokschuppen versteckt, und durch Nicos merkwürdiges Verhalten, mal kindlich, mal aggressiv, bleibt der Fall in der Schwebe. Alles scheint möglich: Dass er den Mord tatsächlich nur beobachtet oder doch selbst zugestochen hat. Leider werden gewiefte Krimi-Gucker schon an der Besetzung erkennen, wer hier am Ende der Bösewicht sein könnte.

Der zweite Teil des Films wird dennoch zu einem gelungenen Beispiel dafür, wie die besondere Vater-Tochter-Konstellation der Reihe genutzt werden kann. Was früher oft ziemlich bemüht daherkam, das Einmischen der eifrig recherchierenden jungen Journalistin Christiane, das ergibt hier Sinn. Christiane will Helge helfen und die Wahrheit herausfinden, kann aber ihrem Vater nicht von Nico erzählen. Also zieht sie los und versorgt den Kommissar per Smartphone mit Hinweisen. Schön die Szenen im Hostel, wo sich Christiane ein Zimmer mietet: Kurios-komisch die Auftritte von Hendrik von Bültzingslöwen als Ruben von der Rezeption. Echter Nervenkitzel bei Christianes heimlichem Stöbern im Büro.

Auch Stubbe selbst gerät zwischen alle Stühle. Ihm wird der Fall wegen Befangenheit entzogen, was ihn natürlich nicht an Ermittlungen hindert. Das Vertrauen zu seinem Schwiegersohn wird auf die Probe gestellt, und auch mit seiner neuen Flamme Marlene (Heike Trinker) gerät er vorübergehend in Streit. Kahane treibt diese Familien-Krimi-Reihe mit einer neuen Tiefe und Ernsthaftigkeit voran, auch Kamera und Bildsprache werden moderner, schneller, variantenreicher. Die alte Betulichkeit lebt allenfalls auf dem Kommissariat und in den Dialogen mit Kollege Zimmermann auf. Drei Folgen noch, dann will Stumph alias Stubbe in Rente gehen und „nie wieder einen Krimi machen“. Die Krimiflut im Fernsehen „nervt mich. Alle gucken voneinander ab“, sagte Wolfgang Stumph dem Kölner „Express“. Da hat er zwar Recht, dennoch ist man nach den jüngsten Filmen geneigt zu sagen: Schade eigentlich.

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Reihe

ZDF

Mit Wolfgang Stumph, Stephanie Stumph, Wanja Mues, Heike Trinker, Lutz Mackensy, Helene Grass, Franz Pätzold, Antonio Wannek, Hansa Czypionka, Hendrik von Bültzingslöwen, Michaela Wiebusch

Kamera: Andreas Köfer

Schnitt: Birgit Bahr

Musik: Tamás Kahane

Soundtrack: Raul Malo („I said I love you“), Willy de Ville („Heaven stood still“), Muse („Starlight“), Bruce Springsteen („Hungry Heart“)

Produktionsfirma: Polyphon

Drehbuch: Peter Kahane

Regie: Peter Kahane

Quote: 7,59 Mio. Zuschauer (22,8% MA)

EA: 12.01.2013 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

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