In Halle treibt ein Vergewaltiger, der seine Opfer unter Drogen setzt, sein Unwesen – und Schmücke und Schneider sind gefordert. Endlich! Auch sonst gibt es in „Schneewittchen“ ausreichend Kontrapunkte zu den altväterlichen Auftritten der beiden Kommissare. Mit jungen Gesichtern, zeitnaheren Themen und einem weniger biederen Inszenierungsstil lässt sich einiges machen – das hat nun offensichtlich auch die Redaktion des MDR erkannt.
Die erfahrene Drehbuchautorin Rodica Döhnert („Prager Botschaft“) und die junge Regisseurin Christiane Balthasar heben das Team von der Saale endlich wieder auf erträgliches Niveau. Jetzt kann sehen, dass Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler eigentlich ein gutes Duo abgeben, wenn man sie nicht ihre onkelhafte Two-Men-Show abziehen lässt. Nicht sie waren zuletzt schlecht, schlecht war vor allem das Beiwerk. Lieblos die Fälle, hölzern die Dialoge, einfallslos die Regie – dieses Problem löst der MDR-„Polizeiruf“ im 30. Film nicht mit einem Paukenschlag, sondern leise und beiläufig. Es sind die kleinen Details in Besetzung, Spiel und Atmosphäre, ein flüchtig dahingesagter Satz, ein Stimmungsbild, die „Schneewittchen“ zu etwas mehr als einem soliden Whodunit-Krimi mit den üblichen falschen Fährten und einer überraschenden Auflösung machen.