Halle leuchtet. Zumindest was die Disco-Szene angeht. In dieser Goldgräber-Branche müssen die Schmücke und Schneider im „Polizeiruf 110 – Discokiller“ ermitteln. Das ist nicht so ganz das Milieu, in dem sich die Mittfünfziger zuhause fühlen. Sie schlagen sich achtbar durch einen Krimi, der kein Klischee auslässt und der dafür auf der Humorebene punktet.
Vor einer Diskothek würde auf eine 17-Jährige geschossen. Vermutlich ist sie das Opfer in einem Verteilungskampf der Drogenszene, denn bei dem Mädchen wird eine größere Menge Ecstasy gefunden. Ein stadtbekannter Dealer wird von einem Augenzeugen belastet. Um den Zeugen aus der Schusslinie zu nehmen, quartiert Schmücke ihn bei sich ein. Dennoch entkommt er zweimal nur knapp einem Mordanschlag. Auch ein Sicherheitsunternehmen (schön schwitzend: Heinz W. Kraehkamp), das sich immer energischer in der Stadt breit macht, gerät ins Visier der Kommissare. Nur gut, dass Schmücke bei soviel beruflicher Aufregung Entspannung finden kann: Er trifft überraschend seine Jugendliebe, die – wie es der Zufall will – eine Diskothek betreibt. Was den Fall keineswegs durchsichtiger werden lässt. Und irgendwie scheint sie ein bisschen zu nett zu sein. Schmückes Freundin Edith reagiert denn auch wenig erfreut auf das Auftauchen der vermeintlichen Nebenbuhlerin.
Es flackert in allen Ecken, der Sound rumst, und eine Disco-Queen arbeitet sich ab als Go-Go-Girl zum Anfassen. Schmücke sieht sich in einer völlig fremden Welt; Jaecki Schwarz guckt deshalb etwas leidend. Dann ein Dinner For Two im rotblauen Neon-Look mit dem Schwarm von früher, der erfolgreichen Geschäftsfrau – das sind die kleinen großen Momente im „Polizeiruf 110 – Discokiller“. Ansons-ten viel Routine bei Buch (Scarlett Kleint, Michael Illner) wie Regie. Trotz besagter Effekte inszeniert Marco Serafini („Familie Heinz Becker“) unspektakulär bis bieder. Da ist zunächst wenig zu spüren vom Lokalkolorit, auf das der MDR-Fernsehfilmchef Karl-Heinz Staamann so großen Wert zu legen scheint: „Eine lokale Identifikation ist für unser Konzept wichtig.“ Die erste Stunde ist es ein Krimi ganz nach klassischem Whodunit-Muster. Da gibt es jede Menge falsche Fährten, und nicht immer gelingt es den Autoren, mit stimmiger Psychologie die Figuren zu zeichnen.
Überzeugender ist da schon die Beschreibung des Umfeldes, ganz nach Staamans Devise, „nicht immer nur dieses Schmuddelmilieu zu zeigen“. Da werden auch die gezeigt, die es geschafft haben oder die auf dem besten Weg „nach oben“ sind, und die, die noch am Anfang stehen, die kleinen Fische. Allen gemeinsam: Der Erfolg heiligt ihre Mittel. (Text-Stand: 1998)