Imogen Kogge ist die Neue am Potsdamer Tatort. Theaterfreunden ist die Berliner Schauspielerin ein Begriff. Im Fernsehen trat sie bisher nur in ausgewählten Rollen wie in “Schande” oder “Sperling” in Erscheinung. Dementsprechend ist auch die neue Kommissarin alles andere als einer jener Sexy-Weibchen mit Pistolenhalter und der Lizenz zur Action. “Wir erzählen weiterhin psychologische Geschichten, die auf dem Land spielen”, betont denn auch Cooky Ziesche, die verantwortliche ORB-Redakteurin. “Braut in Schwarz” ist zum Auftakt weniger ein diffiziles Kammerspiel, wie es Hoffmanns Wanda Rosenbaum bevorzugt hat, sondern einer jener “Ein-Dorf-schmiedet-einen-Komplott”-Krimis mit vielen Verdächtigen.
Ein junger Ex-Knacki gerät in den Verdacht, den neuen Freund seiner großen Liebe umgebracht zu haben. Es wird Hochzeit gefeiert, dann brennt ein Haus, der Ehemann ist tot und keiner will etwas gesehen haben. Kein leichter Fall für Johanna Herz – trotz der Hilfe von Dorfpolizist Krause, der wieder mal alles zackig im Griff hat. Ähnlich wie Jutta Hoffmann überzeugt auch Imogen Kogge als Ermittlerin mit dem Blick nach Innen. Auch wenn es im Drehbuch von Scarlett Kleint leider keine psychologischen Tiefen auszuloten gibt wie in “Wandas letzter Gang”, Jutta Hoffmanns großem Schlussakkord. “Braut in Schwarz” mit Ken Duken und Eva Mattes ist ein ORB-Krimi, der nur in Maßen aus der Reihe tanzt.
Auch Johanna Herz ist eine Kommissarin mit Leib und Seele. “Auch sie sieht die Dinge mit weiblicher Feinsinnigkeit und geht an ihre Fälle mit einer starken emotionalen Beteiligung”, so die Redakteurin. “Wir versuchen auch immer, ihre private Geschichte mitzuerzählen.” Wie ihre Vorgängerin hat sie eine Tochter und einen Freund, den sie liebt. Schauspielerin wie Figur sind bodenständiger, nicht so intellektuell wie Hoffmann und ihre Wanda Rosenbaum. “Johanna Herz gehört mehr zu den Leuten, sie ist verwurzelter in der Gegend”, so Ziesche. Die Frau aus der Stadt spricht auch die gleiche Sprache wie die Menschen aus der Provinz. “Vom menschlichen Typ her kommt sie den Brandenburgern sehr entgegen: ein bisschen zurückgenommen, ein bisschen karg und diese Kargheit entsteht aus ihrer typischen Lakonie.”
Neben Imogen Kogge, die sich vor allem durch ihre zwölf Jahre an der Berliner Schaubühne in die erste Reihe der Bühnendarstellerinnen ihrer Generation spielte, scheint Horst Krause zunehmend ein Aktivposten im neuen Gespann zu werden. Sein Dorfpolizist hat mit Mutterwitz und deutschem Zack-Zack alle Kommissarinnen aus der Stadt überlebt. Krauses Krause, jener grobe Klotz, der es immer nur gut meint, ist die klassische Kontrastfigur zu den feinfühligen Ermittlerdamen. Ziesche: “Dem ist Diplomatie nicht gerade in die Wiege gelegt; der trägt Herz und Verstand auf den Lippen.” (Text-Stand: 21.7.2002)