Anfang Mai 2001 rollte der Castor-Transport durch Brandenburg. Brennstäbe gingen auf eine Reise vom KKW Rheinsberg ins Zwischenlager im ehemaligen KKW Lubmin. Der ORB (heute RBB) warf daraufhin kurzfristig seine Krimiplanung über den Haufen, um auf dieses Ereignis zu reagieren. Entstanden ist der „Polizeiruf 110 – Angst“, der das reale Geschehen mit einer fiktiven Filmgeschichte verbindet. Der Entwicklung des Krimiplots voraus gingen drei „heiße“ Doku-Drehtage im KKW, am Tag der großen Anti-KKW-Kundgebung und am Tag des Transports, die für die „authentische“ Grundatmosphäre des Films sorgen sollten. Autor Stefan Kolditz erhielt einen Zusammenschnitt des gedrehten Materials, auf dessen Grundlage er ein vom Sujet her eingegrenztes Drehbuch entwickeln sollte. Alles lief in Rekordzeit, die erste Drehbuchfassung, die Vorbereitung der Dreharbeiten durch Manuel Siebenmann, der Dreh, der Schnitt. Und bereits im Dezember 2001 wurde „Angst“ ausgestrahlt.
Leider kann die Story dieses „Polizeiruf 110“ mit der unkonventionellen Produktions-Geschichte nicht mithalten. Eine Frau stirbt. Ihr Mann steht auf der Kirche – und will springen. Parallel dazu rollt der Castor-Zug. Die Frau war leukämiekrank, ihr Tod rührte aber von einer Kopfverletzung her. Ihr lebensmüder Ehemann ist Ex-AKW-Mitarbeiter. Wie geht das zusammen? Da ist selbst Wanda Rosenbaum überfordert und Revierpolizist Krause übt sich in Küchenpsychologie. Dann erschüttert eine Explosion die friedliche Gegend. Anonyme Täter bedrohen den Castor-Transport, der durch Brandenburg rollt. Und die Tochter der Kommissarin ist als Aktivistin dabei… Gerade weil Jutta Hoffmann als ätherisch schwebende Ermittlerin Wanda Rosenbaum so überzeugend ist, wird sie mit diesem Fall (und Film) nicht warm. Drei, vier Handlungsstränge – und jeder ist auf Großes getrimmt, auf Schicksal und politischen Kampf, auf (Selbst-)Mord und Tod(schlag). Auch der semi-dokumentarische Charakter weiß ob des bemühten Plots nur wenig zu fesseln. „Angst“ ist – trotz einiger nachhaltiger Inszenierungsideen – die einzige nicht (ganz) gelungene von den vier Hoffmann-„Polizeiruf“-Episoden. Kurz darauf gab die Schauspielerin bekannt, dass sie aus der Reihe aussteigen werde: „Für mich stand schon vor der ersten Klappe zum ersten ‚Polizeiruf’ fest, dass ich nicht zum weiblichen Derrick mutieren werde“, so Hoffmann.