Mein Song für dich

Jeanette Biedermann und Daniel Wiemer: Ein Lied kann eine Brücke sein

Foto: Sat 1 / Christine Schröder
Foto Rainer Tittelbach

Musik kann Grenzen überschreiten, kann Balsam sein – auch im Fernsehfilm. „Mein Song für dich“ hat sich Bekanntes ausgeliehen: die weibliche Tankstellenbesitzerin, das gegensätzliche Paar, das seine Gemeinsamkeiten entdeckt, das Lied, das eine Brücke sein kann, der Lebenstraum in Form eines Wettbewerbs als emotionalisierender Endzweck. Dem Film sieht man sein schmales Budget nicht auf den ersten Blick an. Liebevoll gestaltet er Atmosphäre bildende Nebenstränge und Jeanette Biedermanns Qualitäten werden genutzt.

Hoch im Norden lebt Chris ein bescheidenes, aber beschauliches Kleinstadtleben. Doch die Schließung der Fischfabrik wirft plötzlich grundsätzliche Fragen auf. Hat die Tankstelle, die sie und ihr kleiner Bruder nach dem Tod des Vaters betreiben, überhaupt noch eine Zukunft? Und was wird aus dem Gospelchor und dem Traum, ein Mal beim Bundeschor-Wettbewerb teilzunehmen? In dieser angespannten Situation taucht im Ort der ab- und ausgebrannte Rockmusiker Marc O auf. Er hängt wegen eines Autoschadens fest und nistet sich bei der Familie von Chris ein. Nach und nach erkennt er hinter ihrer ruppigen Art eine liebenswerte junge Frau und auch sie muss ihre Vorurteile gegenüber dem kiffenden Rocker überdenken. Und als Marc die vermeintliche Landpomeranze singen hört, ist er so begeistert, dass er am liebsten sofort mit ihr eine Platte aufnehmen würde. Aus nicht uneigennützigen Gründen.

Der Fernsehfilm „Die Spätzünder“ machte es vor. Musik kann Grenzen überschreiten, kann Balsam sein für verletzte Seelen – auch im Fernsehfilm. „Mein Song für dich“ hat sich allerlei Bekanntes ausgeliehen: die Tankstellenbesitzerin, das gegensätzliche Paar, das seine Gemeinsamkeiten entdeckt, das Lied, das eine Brücke sein kann, der Lebenstraum in Form eines Wettbewerbs als emotionalisierender Endzweck. Ein bisschen zu redselig trägt die Heldin die Botschaft des Films auf den Lippen: „Wir müssen zusammenhalten und dafür steht der Chor. Den Chor aufzugeben, das hieße sich selbst aufzugeben.“ Dennoch, man nimmt es hin als Zuschauer – es passt irgendwie zu dieser Figur, die gerne managt und den Dingen offensichtlich tiefer auf den Grund geht als der abgehalfterte Rockstar.

Mein Song für dichFoto: Sat 1 / Christine Schröder
Zwei Herzen schlagen bald im selben Takt: Jeanette Biedermann und Daniel Wiemer. Sat 1 war immer schon meisterlich im Abkupfern von Kinofilm-Ideen. Aus „Mitten ins Herz – Ein Song für dich“ wird „Mein Song für dich“.

Soundtrack: Clash („Should I stay or should I go“), Stray Cats („Stray Cat Strut“, „Runaway Boys“), Doors („Riders on the Storm“, „Alabama Song“), Ideal („Monotonie“), Amy Winehouse („Me & Mr. Jones“), Jeanette Biedermann („Don’t forget to say I love you“)

Dem Film sieht man – im Gegensatz zu anderen Sat-1-Produktionen der letzten Monate – sein schmales Budget nicht auf den ersten Blick an. Liebevoll gestaltet er Atmosphäre bildende Nebenstränge: einer gehört der schweigsamen, „seltsamen“ Mutter der Heldin, auch der Chorleiter mit seinem tragischen Schicksal erfüllt mehr als nur die dramaturgische Funktion als Bruder Schmerz, der den Weg frei macht fürs Happy End. Auch die große Kraft eines Songs, vorgetragen von zwei zunehmend sympathieträchtigen Hauptfiguren (filmhistorisch sehr beliebt: von „Singing in the Rain“ bis „Mitten ins Herz“), und die kleinere Kraft eines sehr stimmig-stimmungsvollen Soundtracks (Clash, Stray Cats, Doors) tragen zum emotionalen Gelingen des Films bei. Und endlich eine Rolle für Jeanette Biedermann, die – anders als zuletzt in „Callgirl undercover“ – ihre Qualitäten zu nutzen weiß. Auch Daniel Wiemer kommt im Verlauf der 90 Filmminuten immer besser ins Spiel. Fazit: ein netter, kleiner Wohlfühlfilm.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Jeanette Biedermann, Daniel Wiemer, Willi Gerk, Oliver Fleischer, Gitta Schweighöfer, Kirstin Hesse, Luca Maric

Kamera: Johannes Kirchlechner

Schnitt: Barbara Hennings

Musik: Curt Cress

Soundtrack: Clash („Should I stay or should I go“), Stray Cats („Stray Cat Strut“, „Runaway Boys“), Doors („Riders on the Storm“, „Alabama Song“), Ideal („Monotonie“), Red Hot Chili Peppers, Amy Winehouse („Me & Mr. Jones“); Jeanette Biedermann

Produktionsfirma: Filmpool

Drehbuch: Aglef Püschel

Regie: Peter Gersina

Quote: 2,5 Mio. Zuschauer (7,9% MA)

EA: 23.11.2010 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach