Hoch im Norden lebt Chris ein bescheidenes, aber beschauliches Kleinstadtleben. Doch die Schließung der Fischfabrik wirft plötzlich grundsätzliche Fragen auf. Hat die Tankstelle, die sie und ihr kleiner Bruder nach dem Tod des Vaters betreiben, überhaupt noch eine Zukunft? Und was wird aus dem Gospelchor und dem Traum, ein Mal beim Bundeschor-Wettbewerb teilzunehmen? In dieser angespannten Situation taucht im Ort der ab- und ausgebrannte Rockmusiker Marc O auf. Er hängt wegen eines Autoschadens fest und nistet sich bei der Familie von Chris ein. Nach und nach erkennt er hinter ihrer ruppigen Art eine liebenswerte junge Frau und auch sie muss ihre Vorurteile gegenüber dem kiffenden Rocker überdenken. Und als Marc die vermeintliche Landpomeranze singen hört, ist er so begeistert, dass er am liebsten sofort mit ihr eine Platte aufnehmen würde. Aus nicht uneigennützigen Gründen.
Der Fernsehfilm „Die Spätzünder“ machte es vor. Musik kann Grenzen überschreiten, kann Balsam sein für verletzte Seelen – auch im Fernsehfilm. „Mein Song für dich“ hat sich allerlei Bekanntes ausgeliehen: die Tankstellenbesitzerin, das gegensätzliche Paar, das seine Gemeinsamkeiten entdeckt, das Lied, das eine Brücke sein kann, der Lebenstraum in Form eines Wettbewerbs als emotionalisierender Endzweck. Ein bisschen zu redselig trägt die Heldin die Botschaft des Films auf den Lippen: „Wir müssen zusammenhalten und dafür steht der Chor. Den Chor aufzugeben, das hieße sich selbst aufzugeben.“ Dennoch, man nimmt es hin als Zuschauer – es passt irgendwie zu dieser Figur, die gerne managt und den Dingen offensichtlich tiefer auf den Grund geht als der abgehalfterte Rockstar.
Foto: Sat 1 / Christine Schröder
Soundtrack: Clash („Should I stay or should I go“), Stray Cats („Stray Cat Strut“, „Runaway Boys“), Doors („Riders on the Storm“, „Alabama Song“), Ideal („Monotonie“), Amy Winehouse („Me & Mr. Jones“), Jeanette Biedermann („Don’t forget to say I love you“)
Dem Film sieht man – im Gegensatz zu anderen Sat-1-Produktionen der letzten Monate – sein schmales Budget nicht auf den ersten Blick an. Liebevoll gestaltet er Atmosphäre bildende Nebenstränge: einer gehört der schweigsamen, „seltsamen“ Mutter der Heldin, auch der Chorleiter mit seinem tragischen Schicksal erfüllt mehr als nur die dramaturgische Funktion als Bruder Schmerz, der den Weg frei macht fürs Happy End. Auch die große Kraft eines Songs, vorgetragen von zwei zunehmend sympathieträchtigen Hauptfiguren (filmhistorisch sehr beliebt: von „Singing in the Rain“ bis „Mitten ins Herz“), und die kleinere Kraft eines sehr stimmig-stimmungsvollen Soundtracks (Clash, Stray Cats, Doors) tragen zum emotionalen Gelingen des Films bei. Und endlich eine Rolle für Jeanette Biedermann, die – anders als zuletzt in „Callgirl undercover“ – ihre Qualitäten zu nutzen weiß. Auch Daniel Wiemer kommt im Verlauf der 90 Filmminuten immer besser ins Spiel. Fazit: ein netter, kleiner Wohlfühlfilm.