Alex Steiner ermittelt für die Wiener Kripo – ein harter Knochen, ständig im Einsatz, wenig Privatleben. Seine Frau Julia, selbst Polizistin in derselben Abteilung, will deshalb die Scheidung. Dass sie mit Alex’ bestem Freund Karl geschlafen hat, auch er ein Kripo-Kollege, macht die Sache nicht leichter – deshalb verschweigt Julia dem Noch-Ehemann den Namen ihres Lovers. Es gibt ohnehin Wichtigeres: Tommi, der jüngere Bruder von Alex, ist angeschossen worden, er liegt im Koma und muss so schnell wie möglich operiert werden. Davon rät die Chirurgin Rita Bucher allerdings dringend ab. Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass Tommi offenbar vergiftet worden ist – bei einer OP hätte er keine Überlebenschance und würde sofort verbluten. Für Alex heitß das: er muss den angeheuerten Killer so schnell wie möglich kriegen, um etwas über den Medikamenten-Cocktail zu erfahren. Das Problem dabei: Alex ist suspendiert, hat keine Waffe mehr – und die Zeit läuft.
Foto: RTL / ORF / Oliver Roth
„Medcrimes – Nebenwirkung Mord“ koppelt Krimi mit Krankenhausserie und verkuppelt zwischenzeitlich den smarten Vierkantschlüsselkopfbullen mit der zynischen Lebensretterin in Weiß. Und so gibt es denn auch zu Beginn nicht die übliche Genre-Leiche, sondern einen komatösen Patienten, an dem parallel zu den Ermittlungen ein bisschen herumgedoktert wird. Die Autoren erfinden Druck-Situationen am laufenden Band: der Patient wird schwächer, nur noch zwei Stunden Zeit, der Held, eingeschlossen im Kühlwagen… und zwischendurch muss auch sexueller Druck abgebaut werden. Dramaturgisch ist das ein ständiges Auf und Ab – und damit dieser Pilot Spielfilmlänge bekommt, müssen sich die Autoren auch noch manch Kammerflimmern und Nierentransplantation aus den Fingern saugen. Plottechnisch bewegt sich diese deutsch-österreichische Koproduktion auf dem Serienniveau der späten 70er und frühen 80er Jahre. Dass der Film von Peter Ladkani gelegentlich auch ästhetisch so aussieht mit seinen coolen Jungs, den überschminkten Mädels, den krachenden Karossen, den „Driver“-liken Verfolgungsjagden auf den Straßen von Wien und den billig montierten Action-Szenen, macht ihn zumindest in dieser Hinsicht konsequent und optisch nicht reizlos.
Auch die Besetzung hat zumindest RTL-Serien-Format. Simon Böer ist kein Hennig Baum, aber immerhin ein ansehnlicher, markanter Typ. Julia-Maria Köhler ist ein mehrgesichtiger Blickfang, Julian Weigend auch ganz passend als der ewige Zweite – nur mit Adina Vetter als des Helden bessere Hälfte, die sich im Verlauf der Handlung doch wieder nach ihrem Alex sehnt, wird man nicht so recht warm. Vielleicht wäre ja in dieser Rolle Stefanie Dvorak die bessere Wahl gewesen. Wer sie als größten Fan von Moritz Eisner alias Harald Krassnitzer im Wiener „Tatort“ schnurren gesehen hat, weiß warum. Denn das Beziehungsspiel auszubauen, wäre wohl die einzige Chance für diesen Reißbrett-Medicalkrimi, um als Serie reüssieren zu können. Das macht „Medcrimes“ aber auch schon im Pilotfilm besser als die letzten RTL-90-Minüter mit Serien-Option. Storys, Fälle, Milieus sind austauschbar – was zählt sind Konstellationen: und die zwischen dem toughen Cop, seiner vernachlässigen Ehefrau, der scharfzüngigen sexy-Ärztin und dem romantischen Verliererfreund ist – gemessen am RTL-Niveau – ausbaufähig.