Krause ist bedient. Seit zwei Jahren wirbelt Rudi, die rheinische Frohnatur, regelmäßig durch seine brandenburgische Heimat und bringt seine lieb gewonnene Ordnung durcheinander. Seine Schwester Meta und der Kölner Taxifahrer haben das späte Glück gefunden. Zum Leidwesen von Hotti und Elsa. Völlig platt sind die beiden Geschwister, als ihnen die zwei Turteltäubchen mitteilen, dass sie heiraten und Meta und ihr „Hoppeltiger“ danach nach Köln aufbrechen werden – für immer. Was soll aus dem Gasthof Krause werden? Alle sind enttäuscht. Die Zurückbleibenden von der Endgültigkeit dieser für sie unverständlichen Entscheidung, die Braut darüber, dass sich ihre Liebsten nicht mit ihr freuen. Nur langsam verdauen Hotti und Elsa den Schock. Und am Hochzeitstag wartet die nächste Überraschung.
Bernd Böhlich über Dorfpolizist Horst Krause:
„Krause denkt mit dem Herzen und ist in vielerlei Hinsicht ein Kind geblieben: ohne Argwohn, sehr emotional, sehr naiv. Krause ist einer von den so genannten kleinen Leuten – die eigentlich die wirklich großen sind, weil sie unsere Gesellschaft zusammenhalten. Bescheiden, ehrlich, arbeitsam, solidarisch. Ohne die vielen Krauses wäre es deutlich kühler im Land.“
Nach „Krauses Fest“ (2007) und „Krauses Kur“ (2009) ist Horst Krause in „Krauses Braut“ zum dritten Mal als Brandenburger Dorfpolizist im Komödienfach unterwegs. Emanzipiert von seinen ermittelnden „Polizeiruf“-Kolleginnen, verfällt der Protagonist Horst Krause in Bernd Böhlichs Kleine-Leute-Geschichten ganz aufs Private. In Schönhorst hat er das Sagen – bis Rudi kam und Krauses geregeltes Leben störte. Und jetzt zickt auch noch die eigene Schwester. In „Krauses Braut“ konzentriert sich das Erzählte noch stärker als bisher auf die Binnenkommunikation der drei Geschwister. Die äußere Handlung, Nebenhandlungen inklusive, halten sich in Grenzen, Gefühle werden umso exzessiver ausgelebt: Überschwang, Enttäuschung, Wehmut, innere Einkehr. So schnell löst man sich nicht von alten Bindungen. Die drei sind nachdenklicher, ihre Einsichten existenzieller als in den bisherigen Filmen. Vom älter werden und tot umfallen ist da öfters die Rede. Doch andere Situationen und andere Figuren wie Gänse-Schlunzke (Andreas Schmidt) und seine neue Flamme (Fritzi Haberlandt) unterfüttern den melancholischen Grundton der drei Hauptfiguren mit trockener Komik.
Horst Krause über ‚Horst Krause ist Horst Krause‘:
„Meine Figur hieß von Anfang an Krause. Bei meiner Nachfrage, dass die Figur doch einen anderen Namen haben müsste, hatte ich den Eindruck, Bernd Böhlich hatte meine Frage nicht verstanden. Er sagte: ‚Warum soll der Dorfpolizist Schulz heißen, wenn er aussieht wie Krause. Bei mir heißt er Krause. Ich stand da und hatte kein Gegenargument.“
Ein liebenswerter Blick auf liebenswerte Menschen ergibt einen liebenswerten Film, durch den man sich treiben lassen kann. Und da man als Zuschauer keinem (genrebekannten) Ende entgegenfiebern muss, lassen sich die kleinen Augen-Blicke wunderbar genießen. Ein besonderer Reiz bei „Krauses Braut“ mit den oftmals drolligen Dialogfolgen, die auf dem Papier nicht auf Pointe getrimmt sind und doch immer wieder zum Schmunzeln anregen, ist das besondere Spannungsfeld zwischen Figur und Schauspieler: Man kann sich kaum vorstellen, dass Horst Krause nicht Horst Krause ist oder dass „Schlunzke“ nicht ganz viel von Andreas Schmidt mitbekommen hat. Man fragt sich, wie Fritzi Haberlandt, Carmen-Maja Antoni oder Angelika Böttiger wohl in Wirklichkeit sind. Ob sie auch diese „späte Mädchenhaftigkeit“ an sich haben. Oder man fragt es sich nicht – und erfreut sich einfach nur an diesen außergewöhnlichen Menschentypen. (Text-Stand: 22.11.2011)