Klarer Fall für Bär

Hans Sigl, Konstantin Wecker, Friedrich von Thun und die Dorfleichen im Keller

Foto: ZDF / Thomas R. Schumann
Foto Rainer Tittelbach

Der Dorfkrimi hat Konjunktur. Das Milieu der kurzen (Dienst-)Wege, wo jeder jeden kennt, bietet viele Möglichkeiten. „Klarer Fall für Bär“ nutzt sie: da ist mitunter eine Hassliebe spürbar auf alles Dörfliche, auf die soziale Kontrolle, aber auch die Familie ist alles andere als ein Hort der Glückseligkeit. Die Hauptfigur, ein Anwalt, gefällt sich darüber hinaus in der Außenseiter- und Schiedsrichterrolle. Landschaftliche Romantik, nostalgische Heimatgefühle und eine hochkarätige, stimmige Besetzung tun ihr Übriges. Daraus könnte mehr werden!

Aus einem Münchner Staranwalt wird ein niederbayerischer Dorfanwalt. Richard Bär hat gute Gründe, in seine alte Heimat zurückzukehren: Vergangenheitsbewältigung! Er sucht Abstand vom Tod seiner Frau, an dem er sich mitschuldig fühlt. Aber auch in der Beziehung zu seinem Vater, der als Dorfpolizist arbeitet, ist Vieles ungeklärt. Als eine junge Frau des Mordes an ihrem Bräutigam beschuldigt wird, eröffnet sich ihm die Chance, beruflich wieder Fuß zu fassen. Bär ist fest davon überzeugt, dass jene Anne Millner unschuldig ist. Er glaubt, dass die Lösung des Falls mit einer 20-jährigen Dorffeindschaft zusammenhängt. Dass die beiden Sprösslinge zweier verfeindeten Familien heiraten wollten, konnte einfach nicht gut gehen.

Ob Eifel, Nordsee oder Münchner Hinterland – der Dorfkrimi hat Konjunktur. „Das Dorf hat 1000 Ohren“ ist einer der Parameter, die diesen Mikrokosmos höchst krimikompatibel machen. Doch dieses Milieu des Geredes und der kurzen (Dienst-)Wege, wo jeder jeden kennt, bietet viele Möglichkeiten. „Klarer Fall für Bär“ nutzt sie: da ist mitunter eine Hassliebe spürbar auf alles Dörfliche, auf die soziale Kontrolle, aber auch die Familie ist alles andere als ein Hort der Glückseligkeit. Die Hauptfigur gefällt sich darüber hinaus in der Außenseiter- und Schiedsrichterrolle. Landschaftliche Romantik & nostalgische Heimatgefühle tun ihr Übriges.

Hinzu kommen die Möglichkeiten einer Justizserie: ein Anwalt, der der Polizei die Arbeit abnehmen muss, das kommt immer gut beim Zuschauer. Ob ein solches Modell längerfristig als ernsthafte, nicht komisierte Serie oder Reihe taugt und ob es nicht irgendwann ein Logik-Problem gibt (so viele Verbrechen in Niederbayern?), das müssen die Macher wissen. „Klarer Fall für Bär“ sieht jedenfalls wie ein Pilot zu einem seriellen Projekt aus. Die Auflösung des Falls ist zwar für einigermaßen krimierfahrene Zuschauer recht bald zu erahnen, der Weg dorthin, veredelt durch eine namhafte, stimmige Besetzung, ist allerdings durchweg kurzweilig. Als unterhaltsamer Dorfkrimi ohne viel Tiefgang könnte dieser Bär auf diesem Niveau eine Bereicherung für die aktuelle Krimilandschaft sein. (Text-Stand: 6.1.2011)

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Reihe

ZDF

Mit Hans Sigl, Konstantin Wecker, Friedrich von Thun, Johanna Gastdorf, Charlotte Schwab, Henriette Richter-Röhl, Gundi Ellert, Sonsee Neu, Heinz-Josef Braun

Kamera: Johannes Kirchlechner

Schnitt: Christian Bolik

Musik: Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming

Produktionsfirma: ndF

Drehbuch: Nils Willbrandt

Regie: Dirk Pientka

Quote: 3,49 Mio. Zuschauer (10,7% MA)

EA: 06.01.2011 21:00 Uhr | ZDF

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