Er war Wedels „Schattenmann“, sie Spielball des legendären „Sandmann“. Beide kamen vom Theater; beide holten sich den Grimme-Preis. Stefan Kurt und Karoline Eichhorn gehören zu den Shooting Stars des deutschen Fernsehfilms. Regisseur Martin Enlen holte sie für die amüsante kleine Komödie „Kind zu vermieten“ für Sat 1 vor die Kamera.
Eichhorn dreht mächtig auf, als ob sie gerade aus einer amerikanischen Screwball-Comedy geflüchtet sei. Als notorische Kleinbetrügerin, die äußerst selbstbewusst und zu günstigen Preisen ihre selbstgemachte antike Keramik unter die Berliner Kunstschickeria bringt, steht sie dabei allerdings stets mit einem Bein im Kittchen. Als sie wieder einmal dem Richter eine ihrer Lügengeschichten auftischt, einen Sohn erfindet und von dessen möglicher Einweisung ins Jugendheim fabuliert, wird Richter Staal plötzlich weich. Auch jener alleinerziehende Staatsbeamte hat so ein Früchtchen zu Hause. Als dieser Bengel, der sich mit Vorliebe an fremdem Eigentum abreagiert, der Angeklagten über den Weg läuft, glaubt sie, den Richtigen gefunden zu haben… Für fünf Mark in der Stunde würde er ihren Sohn spielen.
Die Story nach einem amerikanischen Drehbuch hat mit deutscher Wirklichkeit nicht viel zu tun. Doch das macht wenig. Nach 15 Minuten entwickelt die abstruse, allein zum Zwecke der Unterhaltung ausgedachte Geschichte ihren eigenen verqueren Rhythmus. Getragen wird er vom Spielwitz der Hauptdarsteller und dem Sympathie-Bonus, den man ihnen und ihren Charakteren entgegenbringt. Auch die Nebenrollen sind mit Bettina Kupfer, Suzanne von Borsody und Moritz Bleibtreu („Knocking on Heavens Door“), halbseiden und komisch tumb wie so oft, glänzend besetzt. Und mit dem 13jährigen Debütanten Italo de Angelis bewies Frauen- und Kinderversteher Martin Enlen („Roula“) ein glückliches Händchen.
Stefan Kurt erhofft sich mit „Kind zu vermieten“ die Wende zu verstärkt komischen Rollen. „Eigentlich sehe ich mich seit jeher schon mehr im komischen Fach“, sagt er. Auf der Bühne glänzte er mit komödiantischen Kabinett-Stückchen (Robert Wilsons „Black Rider“), im Fernsehen dagegen zog der „Schattenmann“-Erfolg zunächst ernst-dramatische Rollen nach sich. So steht er in Oliver Storz’ Nachkriegsdrama „Gegen Ende der Nacht“ zur Zeit – ausgerechnet wieder mit Karoline Eichhorn – vor der Kamera. (Text-Stand: 4.11.1997)