Anna Winter leidet noch immer seelisch an den Folgen ihrer Entführung. Vor einem Jahr ist sie knapp dem Tod entgangen. Die Anwältin, Expertin für Gewaltverbrechen aus der Vergangenheit, will ein neues Leben beginnen. Sie will sich nicht länger für ihre Klienten aufopfern. Und so nimmt sie einen Job in einem Call-Center für Rechtsberatung an. Doch bald ist sie wieder mittendrin in einem Fall, der sie nicht kalt lässt und der sie in höchste Lebensgefahr bringt. Durch einen Justizirrtum läuft ein Frauenmörder frei herum. Dieser, ein perfekt planender Psychopath, ersehnt den Freispruch für seine Taten durch Anna Winter. Hilfe von Dritten ist für die Anwältin nicht zu erwarten. Freund Marco wird lebensgefährlich zugerichtet, einen Berufskollegen setzt sie selbst außer Gefecht, ein Journalist wird ermordet und ihre neue Freundin Caroline befindet sich bald selbst in den Händen des Mörders.
Seit dem Niedergang des TV-Movies, wie es die Privatsender in den 1990er Jahren etablierten, ist der echte Thriller selten geworden auf dem Bildschirm. Viele Krimis – selbst einige „Tatorte“ – arbeiten mit Momenten dieses Genres, aber die von irren Mördern und bedrohten, attraktiven Frauen bevölkerte Gattung des populären Erzählens ist in Reinform kaum noch existent. ARD und ZDF versuchen gelegentlich, das Angst-Genre mit dem Familiendrama kurzzuschließen. Das Ergebnis ist selten meisterlich wie Geschonnecks „Entführt“. Viel öfters sind es Räuberpistolen, denen der Spagat zwischen TV-Realismus und Genre-Kino misslingt.
„Killerjagd. Töte mich, wenn du kannst“ reaktiviert den klassischen Thriller. Der 90-Minüter mit Alexandra Neldel, der auf der Serie „Unschuldig“ basiert und zu einer Reihe entwickelt werden soll, verzichtet auf Experimente. Er bedient die Regeln des Genres, lässt kein Thriller-Klischee aus und sorgt so für vorhersehbare Spannung. Die Reduktion auf wenige Figuren und einsame oder entleerte Locations, die Konzentration auf eine Heldin, die zwar tough ist, der man aber nicht immer zutraut, dass sie sich gegen ihren brutalen Widersacher durchzusetzen wird, ist nicht nur preispolitisch klug, sondern auch dramaturgisch wie ästhetisch konsequent und sie ist clever, wenn man einen Sympathieträger wie Neldel zur Verfügung hat. Sie nimmt einen mit durch diese Allerweltsstory, mit furchtsamem Blick, mit angstverzerrtem Gesicht. Nur selten schenkt sie einem ihr Lächeln. (Text-Stand: 21.9.2009)