Eine Studentin einer Berliner Elite-Uni behauptet, vergewaltigt worden zu sein – vor einem halben Jahr. Doch erst jetzt treten die Bilder des Missbrauchs in ihr Bewusstsein. Anna Winter soll den Fall übernehmen. Sie soll herausbekommen, wer ihre Vergewaltiger sind und sie soll sie vor Gericht bringen. Die Anwältin übernimmt posthum den Fall, denn die unter Depressionen leidende Studentin hält dem Druck nicht stand und stürzt sich in den Tod.
Eine erste Spur führt Anna auf den Campus und zu Lutz, einem Schnösel aus reichem Haus: ein Tattoo auf seinem Bauch weist Ähnlichkeiten auf mit Motiven der Zeichnungen, die die Tote gemalt hat. Der Hang zu exzessiven Partys an der Uni lässt die Anwältin vermuten, dass bei der Vergewaltigung Ko-Tropfen und Drogen im Spiel waren. Was sie nicht weiß: ein zweites Mädchen wird vermisst und von drei jungen Männern gefangen gehalten. Anna Winter hat den richtigen Riecher, doch sie hat keinerlei Beweise.
„Killerjagd. Schrei, wenn du dich traust“ ist der zweite Langfilm-Einsatz der Anwältin Anna Winter, die zuvor in der Serie „Unschuldig – Für die Wahrheit ist es nie zu spät“ an verzwickte Fälle, oft aus grauer Vorzeit, ihre Schönheit verschwendete. In den 90-Minütern kann sie tiefer gehen und Alexandra Neldel kann noch stärker auf ihren Sympathiebonus setzen. Der Campus-Krimi entwickelt sich zum Zweikampf, bei dem die Gegner früh dem Zuschauer bekannt sind. Der Spannung schadet das nicht, im Gegenteil. Das Mehrwissen steigert die Emotionen und die Aggression gegen die Vergewaltiger. Und auch dass sich Anna in die Höhle des Löwen begibt, lebensgefährlich bedroht wird und zwischenzeitlich unter Mordverdacht gerät, erhöht den Nervenkitzel dieses unaufgeregten TV-Thrillers.
Foto: Pro Sieben / Christiane Pausch
Dass der Einsatz der Anwältin wenig mit Ethik und Aufgabenbereich des Berufsstands zu tun hat – wen interessiert das am Ende?! Warum haben TeamWorx und Pro Sieben nicht gleich eine Privatdetektivin aus Anna Winter gemacht? Weil man dann weniger um sie bangen würde, wenn sie sich etwas bläuäugig mit ihrer coolen Dienstpistole (!) auf Verbrecherjagd begibt? Wie auch immer: „Killerjagd“ ist gute Genre-Unterhaltung, clever ausgedacht, gut gespielt und souverän an der schönen, glatten Oberfläche des Milieus entlang inszeniert.