Harriet will sich nicht länger von ihren Eltern bevormunden lassen. Mit 16 Jahren bekam sie ihren Sohn Matthew, sie musste die Schule verlassen und ihre Eltern erhielten das Sorgerecht. Ohne Absprache haben sie ihn aufs Internat gesteckt. Harriet will Matthew, der in der neuen Umgebung nicht glücklich ist, so schnell wie möglich von dort wegholen. Doch dafür braucht sie das Sorgerecht. Das bekommt sie aber nur, wenn sie auf eigenen Füßen steht. Der erste Schritt ins neue Leben beginnt mit der Freundschaft zu May. Bei der ehemaligen Lehrerin, die auf einem idyllischen Hausboot auf dem Hudson River lebt, kann sie wohnen. Dort tankt sie auch eine Menge Selbstvertrauen. Und die Hobbyfotografin bekommt bald auch einen Job: beim Werbefotografen Leo Purbright. Da ist sie zwar nur das Mädchen für alles. Aber wie das Leben so spielt, Talent und ein reines Herz setzen sich durch – sogar im Haifischbecken der Werbebranche: denn Leo und Harriet verbindet die Liebe zur Landschaftsfotografie.
„Harriets Traum“ ist eine leicht melodramatisch angehauchte Selbstfindungs-Mär nach einem Roman von Katie Fforde. „Wer kein Ziel hat, wird nie ankommen“, heißt der Leitsatz des Films. Ein Satz, der offen ist, offen für echte Lebensphilosophie genauso wie für Turbokapitalismus. Ganz so unverbindlich ist der Film dann allerdings nicht in seinen konkreten Themen und Botschaften: eine sympathische Suche nach dem richtigen Lebensweg, nach Glück, zieht sich durch die Geschichte(n). Natürlich geht es um Harmonie, um Konsens, der teilweise über die Konventionen des Genres aber auch über Einsicht hergestellt wird. Es geht hier nicht um Machtkampf. So ist die Assistentin von Leo Purbright, gespielt von Stephanie Stumph, zwar eine dunkelhaarige Giftspritze, ein retardierendes Moment auf dem Weg zur Erfüllung, aber sie wird nicht als echter „Gegner“ aufgebaut. Die unerfahrene Heldin steht sich vielmehr oft selbst im Weg. Weiblichen Selbstzweifel treibt sogar gelegentlich die nach außen so taffe Aussteigerin May um, die lebendigste Figur des Films, kernig wie gewohnt gespielt von Ulrike C. Tscharre („Im Angesicht des Verbrechens“), deren Besetzung von vornherein einen dicken Bonuspunkt bringt.
Der Mix aus Grundkurs Emanzipation, weiblicher Solidarität und romantischen Sehnsüchten ist weitgehend gelungen, weil das keine „falschen“ Werte sind, die Figuren von der Dramaturgie nicht völlig zu Statisten gemacht werden und weil sich das Band der Sympathie über die vier Hauptdarsteller spannt. Drei sehr dunkle Sterne auch für Wanda Colombina, deren unbeschriebenes Gesicht mit Natürlichkeitssiegel wunderbar zur Rolle der jungen Harriet passt, die sich finden, neu erfinden muss. Das (Sport-)Wohlfühlfinale allerdings hätte noch visueller und damit emotional größer aufgelöst werden können.