In einer U-Bahn. Zwei Menschen treffen aufeinander. Für Sekunden verlieren sie Raum und Zeit. Ihre Herzen schlagen schneller. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch kann diese Liebe eine Zukunft haben? Beide sind verheiratet – sie seit vielen Jahren, er erst seit Kurzem. Sie, Julia (Gudrun Landgrebe), ist eine Frau von Welt, Bildhauerin, Mitte 40. Er, Michael (Thomas Kretschmann), ein jungdynamischer Banker, könnte ihr Sohn sein. Tatsächlich aber ist er die große Liebe von Julias Tochter. Nach einem einjährigen USA-Aufenthalt bringt Hanna (Muriel Baumeister) ihr Herzblatt mit nach München, um es den Eltern (Vater: Friedrich von Thun) vorzustellen. Der großen Wiedersehensfreude folgt der noch größere Schock.
„Ich liebe den Mann meiner Tochter“ ist eines der frühen TV-Movies, die Sat 1 in den 90er Jahren produzieren ließ. Ein klassisches Melodram, eine amour fou um Liebe und Verrat, Sehnsucht und Tod. Christiane Sadlo („Inga Lindström“) schrieb die märchenhafte Tragödie, die mit ihrem Mut zu einer „unerhörten“ Moral und zum großen Gefühl frischere Wege ging als der Fernsehfilm von ARD und ZDF. Auf der anderen Seite übertraf der Film von Grimme-Preisträgerin Vivian Naefe durch die Perfektionierung des sogenannten „Production Value“ (hochkarätige Besetzung, Top-Kamera, edler Look) die Machart der öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsware. Ob der Film den heutigen Sehgewohnheiten standhält, ist fraglich: 1995 jedenfalls war „Ich liebe den Mann meiner Tochter“ eine erste konsequente Genre-Wegmarke in Richtung anspruchsvolles Gefühls-Fernsehen. (aus dem Gedächtnis geschrieben − Text-Stand: 2011)