Mit „Hubert und Staller“ geht die zweite Krimiserie mit regionaler Färbung auf dem Vorabendsendeplatz im Ersten an den Start. Die komödiantische Note wird in der BR/MDR-Koproduktion noch deutlicher und vor allem überzeugender in den Vordergrund gerückt als in der NDR-Auftaktserie „Nordisch herb“. Das Konzept, mit 50-minütiger unterhaltsamer Fiktion, im Gewand der Heimatkrimi-Serie, das ARD-Sorgenkind aufzuwerten, geht vom Ergebnis her schon mal auf – vorausgesetzt, die 16 Folgen halten die Qualität des Auftakts.
Im Mittelpunkt des weißblauen „Grünen“-Treffs vor malerischer Bergkulisse stehen die Streifenpolizisten Franz Hubert und Johannes Staller. Der mit dem Vorname als Nachname ist mit seinem Job durch: Kriminalistische Dienst-Lorbeeren wird er am Starnberger See nicht ernten – hat er auch nicht im Sinn. Johannes Staller dagegen würde schon gern etwas größer rauskommen – auch bei den Frauen. Kaum eine Ermittlung ohne einen versuchten Flirt, bei dem er kein Fettnäpfchen auslässt. Bei den „Weibsbildern“ hat „Hubsi“ deutlich die besseren Schnitte. Seine Ex Anja geht ihm noch immer zur Hand – als Pathologin. Die Café-Besitzerin Sabrina ist das Objekt beider Ermittler Begehren und bei Barbara Hansen holen sie sich die Infos für ihre Fälle – denn die toughe Lokalreporterin ist den beiden stets zwei Schritte voraus. Das fällt bald auch dem neuen, aus Dortmund zugereisten Polizeirat Girwidz auf, der sich vor allem um das Image seines Reviers sorgt und die Sterne auf seinen Schultern.
Foto: ARD / TMG / Krammer
In „Große Fische, kleine Fische“ bekommen es die Voralpen-Sheriffs mit einem vorsätzlichen Mord zu tun, obwohl es zunächst nur nach Einbruch mit Todschlag aussieht. Mit Hilfe von „Spusi“ und Rechtsmedizin sind Hubert und Staller ermittlungstechnisch gar nicht so untalentiert. Zwar lassen sie sich von zwei Halbwüchsigen das einzige Polizeiauto der Dienststelle klauen und besprayen, stellen sich im Berichteschreiben deppert an und lassen auch im Ermitteln das nötige Fingerspitzengefühl vermissen – aber mit der lockeren „mia san mia“-Haltung und etwas Glück werden sie wohl auch ihre künftigen Fälle ins Ziel schaukeln.
Bei „Hubert und Staller“ ist deutlich der Weg das Ziel, so wie die Interaktion über die Aktion triumphiert, der ländliche Mikrokosmos über die kriminelle Energie, Komödie über Krimi. Der Fall hält das launige Treiben im Dorf zusammen, gibt dem Ganzen eine Richtung. Diese ARD-Serie ist Gebrauchsfernsehen, um die Zeit vor der „Tagesschau“ zu überbrücken. Dafür erreicht sie ein ansehnliches Niveau, ist bestens besetzt, locker und launig – und immer wieder mit leicht schrägen, beiläufig dahin geredeten Dialogen gewürzt. Auch der einsame Döner-Imbiss auf der grünen Wiese kommt gut. „Hubert und Staller“ sind besser als Jon Peterson und Nora Neubauer von der Waterkant („Nordisch herb“), weil sie mehr bieten als den Clinch, der aus den Gegensatzpaaren Stadt/Land und mänlich/weiblich resultiert. Dieses Bayern-Duo, das sind echte Typen, deftige Charaktere, deren weißblauer Humor im Alltag und der ureigensten Mentalität ihren Ursprung hat. (Text-Stand: 26.10.2011)