2000 Follower verloren und viel zu wenig Fame – so darf Ex-Topmodel-Kandidatin Luna Oberbörsch (Caro Cult) in Linz doch nicht in die Influencer-WG, obwohl ihr dort eigentlich ein Platz versprochen war. Den bekommt jetzt Ali Babi. Auch der nerdige IT-Programmierer Heribert Zocher (Benedikt Kalcher) erlebt ein Debakel: Beim Pitching-Contest im Ars Electronica Center setzt er die Präsentation seiner App-Idee in den Sand. Folge: ein Shitstorm im Netz und lange Gesichter bei seinen Teamkollegen Han (Maximilian Lim) und Grilli (Philipp Doboczky). Luna wird im Netz auf Heribert aufmerksam, sieht in ihm ihre Chance, als Influencerin durchzustarten und beginnt, Heribert und sein Team zu coachen. Sie wollen die App selbst herausbringen und zum angesagtesten Start-up von ganz Linz machen. Bei Mama Zocher (Muriel Baumeister) auf dem Dachboden der „Bierkuchl“ nisten sie sich ein, Luna bekommt als Ex-Topmodel-Kandidatin ein eigenes Zimmer und los geht es. Doch der Aufstieg ist schwer, zumal Rutger Stix (Rafael Gareisen), Star der Szene und Heriberts Erzrivale, seit er Heribert die zündende Idee geklaut hat, alles daran setzt, das zu verhindern. Und da ist auch noch Programmiererin Franzi Etlinger (Safira Robens), in die Heribert insgeheim verliebt ist, an der aber auch Rutger Gefallen findet. So will IT-Loser Heribert nicht nur Rutger vom Start-up-Thron stürzen, sondern auch Franzis Herz erobern…
Neben dem Landkrimi hat Österreich eine weitere erfolgreiche TV-Fiction-Reihe, die Stadtkomödie. „Heribert“ ist der elfte Film unter dem Label, das 2017 mit „Die Notlüge“ startete. Für Regisseur Andreas Schmied“ ist es bereits seine dritte „Stadtkomödie“ nach „Harri Pinter, Drecksau“ und „Curling für Eisenstadt“. Locker, leicht und mit viel Lokalkolorit will man hier erzählen, bei „Heribert“ kommen auch noch die Attribute jung und modern hinzu. Denn die Komödie führt in die Welt von Influencern, Apps und Start-ups. Klingt erstmal interessant und zeitgemäß. Und einigermaßen mutig – will man sich doch hier im „alten“ Medium Fernsehen mit Themen befassen, die auch Zuschauer ansprechen (sollen), die sich eher in der Welt von Smartphone, YouTube und Instagram bewegen.
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Für knapp 90 vermeintlich kurzweilige Minuten wird man zum Follower von IT-Nerds, Influencern und Möchtegern-Elon-Musks. Doch die Komödie über späte Teens und junge Twens ist arg brav geraten. Wenn man schon versucht, ein jüngeres Publikum anzusprechen, sollte man auch versuchen, weniger konventionell und erklärend zu erzählen. Um dem älteren Teil des Publikums das Thema näherzubringen, baut Regisseur Andreas Schmied einen leicht fülligen, flippigen Typen ein, der locker-flockig Begriffe wie Prime Unicorn oder Kürzel wie MVP erklärt. Ein netter Kniff? Oder doch eher ausgesprochen bieder? Auch sprachlich versucht Schmied, der gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Elisabeth Schmied („Mädchen können immer“), wie schon bei „Klammer – Chasing the Line“ das Drehbuch geschrieben hat, den Spagat zwischen Jugendspeech und Verständlichkeit für Ältere. Wobei sich Letzteres klar durchsetzt. Gut, es wird auch „corporated“ oder man startet einen „Instawalk“, aber meist reden die Youngster so, dass es das TV-Publikum auch versteht.
„Heribert“ fehlt der Biss, das Kantige, der Mut, auch mal wirklich jung für ein junges Publikum zu erzählen. Besonders flach ist die süßliche Liebesgeschichte geraten. Schmied versucht, sie zwar leicht zu ironisieren (Smileys am Sternenhimmel beim Kuss), doch selbst das will nicht so recht gelingen. Mehr als 3.5 Likes sind da leider nicht drin. Das Beste ist da noch das Ensemble mit seinen jungen Gesichtern: Benedikt Kalcher, der mit Schmied bereits in „Klammer“ zusammen gearbeitet hat, als tapsig-verliebter IT-Nerd und die schon bekanntere Caro Cult („Für Jojo“, die Serie „Biohackers“) als aufgedrehte Influencerin gefallen mit ihrem frischen Spiel. Und ein Wiedersehen gibt’s mit Muriel Baumeister. Die hat als „Heriberts“ Mama eine hübsche kleine komödiantische Rolle, die ihr sichtlich Spaß macht.