Tüchtig ist Max Höllerer und beliebt ist er bei seinen Gästen, doch mit seinem Berghotel Seerose hat er sich übernommen. Hinter seinem Rücken hat die Bank den Familienbetrieb an einen internationalen Tourismuskonzern verkauft. Mit Hilfe zahlungskräftiger Investoren soll aus dem malerischen Bergdorf am See eine Reißbrett-Rendite-Landschaft mit Wellnesshotel, Golfplatz und Autobahn entstehen. Sarah Sand soll die vermeintlichen Hinterwäldler von dem touristischen Großprojekt überzeugen. Allein beim naturverbundenen Max Höllerer stößt die ehrgeizige, junge Dame aus Frankfurt auf taube Ohren. Er lehnt es sogar ab, den Geschäftsposten in seinem ehemaligen Hotel zu übernehmen. Dass sich ausgerechnet sein „Freund“ und Dauergast Kurt Groth die Seerose unter den Nagel gerissen hat, lässt Max zwischenzeitlich an der Menschheit verzweifeln und Zuflucht suchen auf der geliebten Alm.
Doch da ist ja noch Sarah Sand, gespielt von Henriette Richter-Röhl – und diese Schauspielerin, die vor keinem Genre zurückschreckt, hat noch in jedem Film ihren Traummann gefunden. Und auch in „Heimat zu verkaufen“ gibt ihr Businessfräulein unschwer zu erkennen, dass sie diesem männlichen Ausbund an Herzensgüte ein Stück weit Sympathie entgegenbringt. Und auch jener Max findet etwas an dieser Großstadt-Tussi, auch wenn Fritz Hammel ihn anfangs so spielt, als käme er vom anderen Ufer des Alpsees. Seine naive Aufgedrehtheit hat ein bisschen was von Peter Alexanders Heimatfilmkomödien – nur dass Hammel vom Musikmachen nur redet. Es kann noch so viel grünes Gedankengut und Spekulanten-Kritik in die Story eingepflanzt sein, die Ideologie dieses dem ARD-Mittwoch unwürdigen Films kommt geradewegs aus den späten 1950er Jahren herübergejodelt. Auch die Machart schließt nahtlos an „Im weißen Rössl“ oder „Ein Schloss am Wörthersee“ an. Dagegen ist eine genreverwandte Degeto-Produktion wie „Die Landärztin“ Premium-Ware.
Zwischenzeitlich könnte man als ironiefreudiger Fan trivialer Populärkultur fast jauchzen vor so viel pittoresk ausgestelltem Ösi-Trash. Doch da es die Macher ernst meinen und sie es sichtlich nicht besser können, wird man schnell wieder auf den Boden der MDR-ORF-Connection zurückgeholt. Ein Ekelpaket so zu spielen wie Udo Schenk sollte unter Strafe gestellt werden. Der Autorin Susanne Zanke sollten ihre Dialoge im Schlaf eingespielt werden: Albträume wären ihr gewiss. Und Regisseur Karl Kases sollten die Produzenten mal einen Crashkurs spendieren zum Thema „Wie zeige ich Berglandschaften im Jahre 2010 attraktiv, ohne in Postkartenkitsch anno 1960 zu verfallen?“. Den Redakteuren kann man keinen Rat geben. Geschmack lässt sich nicht lernen. Ihre Motive ähneln im Übrigen gewaltig denen des Filmbösewichts. Hauptsache Kosten sparend produzieren. Besser der Masse etwas vorgaukeln, lieber Kitsch am Reißbrett entwerfen, als Qualität im Individuellen zu suchen.