Gunnar Barbarotti ist verliebt. Der Italo-Schwede würde sich gern seinen Gefühlen hingeben, doch stattdessen muss er einen Serienkiller durch das beschauliche Umland von Kymlinge jagen. Der Mörder treibt ein perfides Spiel. Mit Briefen an den Inspektor kündigt er seine Morde an, doch eine Chance will er der Polizei offenbar nicht geben. Weil ein Klatschreporter Barbarotti wegen Körperverletzung anzeigt, wird ihm der Fall entzogen. Doch er ermittelt weiter, durchforstet sein Leben, um so einen möglichen Hinweis auf den Mörder zu finden. Seine Kollegin Eva versorgt ihn mit den notwendigen Infos, doch die sind wenig viel versprechend. Mehrere Tote und kein Tatverdächtiger. Und dann bekommt Gunnar Barbarotti eine weitere Mordankündigung mit der Post: einen Gunnar soll es erwischen.
„Verachtung“ ist der zweite Fall für jenen schwedischen Ermittler mit italienischen Wurzeln, den sich der Krimiautor Hakan Nesser ausgedacht hat. „Mensch ohne Hund“ war in der Anmutung ein schweres, eher deutsch wirkendes Krimidrama in schwedischer Kulisse. Der neue Film kommt sehr viel schwedischer daher. Auch wenn Sylvester Groth einen ungewöhnlichen, etwas vergrübelten, fleißigen Kommissar kreierte – der neue Barbarotti, Anders W. Berthelsen, passt einfach besser ins Bild. Der charismatische Schauspieler, der bei uns durch die Dogma-Filme „Mifune“ und „Italienisch für Anfänger“ bekannt wurde, ist ein Gesicht, mit dem man sofort Skandinavien assoziiert. Auch wer ihn nicht kennt, wird ihn als durch und durch stimmig empfinden in einem Schweden, das zwischen sonnig und düster, heiter und melancholisch pendelt. Sehr stimmig auch Trine Dyrholm („Das Fest“) als Barbarottis Kollegin. Offenbar hat sich die Produktionsfirma von der erfolgreichen ZDF-Reihe „Der Kommissar und das Meer“ inspirieren lassen, die auf eine Reihe skandinavische Schauspieler setzt und auch in Stil und Anmutung den deutsch-schwedischen Mix sucht.
Der Film ist atmosphärestark und spannend und er besitzt immer wieder kleine, skurrile Szenen. Beispiel: ein Blinder auf dem Friedhof fragt Barbarotti, ob das ein guter Platz sei („Liegt man hier gut?“). Auch die tragenden Nebenrollen sind vorzüglich besetzt und obwohl in den vielen Ein-Personen-Szenen die Musik den Spielpartner ersetzt, stört der volle Sound hier nicht. Stimmungsvoll verschmilzt er mit den eindrucksvollen Landschaftsbildern und Barbarottis angespannter innerer Verfassung. Fast paranoid verdächtigt er seinen besten Freund. Auch das Urmotiv des Krimifalls (das noch nicht verraten werden soll) besitzt ein großes Potenzial. Fazit: Degeto meets Dogma – wer hätte das gedacht?! Ein gelungener Schwedenkrimi weitgehend aus deutscher Hand. (Text-Stand: 14.4.2011)