Mal wieder ganz schön was los in Hamburg. Während Jenny Berlin in der Parfümerie Camphaus den „Trendduft des Jahres“ ausprobiert, haben es zwei Drogenfahnder genau auf diesen altehrwürdigen hanseatischen Familienbetrieb abgesehen. Im Überwachungswagen vor der Tür belauschen sie den Chef (Joachim Król) auf verwertbare Äußerungen. Der ist mal wieder anderer Meinung als sein Künstlerbruder, der die Fotos für die Kampagne der neuen Parfümlinie gemacht hat. Außerdem wird Camphaus massiv bedroht von einem kriminellen Frachtunternehmer (Markus Boysen). Dann ist da noch ein Landwirt (Bjarne Mädel), der mit den Camphaus-Düften wenig anfangen kann und dessen Frau (Cosma Shiva Hagen) das Model der Kampagne war. Der kommt mit dem Traktor in die Stadt gerauscht – bald pflastern Gülle und Mist seinen Weg… Und dann ist plötzlich Camphaus tot.
Mit einer starken Exposition beginnt der neue „Einsatz in Hamburg“. In wenigen Minuten sind alle Beteiligten im Spiel und dabei sind die Fragezeichen, die die Aktionen aufwerfen, noch zu verkraften. Was folgt, ist überaus handlungsreich, aber nie konfus, abwechslungsreich konstruiert und montiert, reizvoll in Besetzung und Oberflächenoptik. Aglaia Szyszkowitz ist die hübscheste deutsche TV-Kommissarin – weshalb sollte da nicht Cosma Shiva Hagen die hübscheste Landwirtin aller Zeiten spielen?! Dass „Rot wie der Tod“ letztlich aber nicht mehr als gutes Gebrauchsfernsehen ist, liegt zum einen daran, dass fast alle Schauspieler sehr extrem ihrem Rollen-Image verhaftet bleiben – was dem Film etwas Kalkuliertes gibt. Bjarne Mädel ist der einfach gestrickte Bauer, der gelegentlich ausrastet. Nicole Heesters gibt den hanseatischen Eisschrank mit scharfem Blick und spitzer Zunge. Und Markus Boysen ist genau so eklig und fast so „böse“ wie im legendären Schweighöfer-Peschel-„Tatort“. Allein Joachim Król darf mal aus seiner Fernsehrollen-Haut schlüpfen.
Was es mit seiner „Doppelrolle“ auf sich hat, ahnt man als Zuschauer in den ersten Minuten: Krimi, ein Zwillingspaar, Mord – da ist die Variationsbreite nicht gerade sehr groß? Das weiß natürlich auch Autor Volker Kutscher und deshalb löst er die Zwillingsgeschichte noch vor der Halbzeit zu gefühlten 100 Prozent auf. Dass er dann allerdings die Spannung über eine halbe Stunde darüber zu halten versucht, dass der besser informierte Zuschauer seinen schimmerlosen Kommissaren beim Ermitteln zuschaut, ist eine dramaturgische Todsünde. Kurz vor dem mäßig inszenierten Showdown (Betonung auf Show!) verkauft Jenny Berlin ihre „Tathergangsvermutung“ ihren männlichen Kollegen als große neue Erkenntnis. „Also, ich weiß nicht“, meint einer von ihnen sogar noch. Dem kann man sich nur anschließen!