Folgendes haben das Autorenpaar Katja und Sven Böttcher miteinander erlebt: Beide waren ein paar Monate zusammen, sie ist noch mit einem anderen verheiratet, da wird sie plötzlich schwanger; er, der Vater, ist in dieser Rolle schon ziemlich erfahren, denn er ist bereits Vater von zwei Kindern zweier verschiedener Mütter. So viel Beziehungschaos verbreiten wollten die Autoren aber nicht: „Das hätte uns kein Mensch abgekauft“, so Katja Böttcher. „Es war einfach zu viel, es gab mehr Wendepunkte als einer Komödie guttut.“ Reich an Tonlagen ist diese verschlungene Geschichte einer Liebe: Was absurd beginnt, endete voller Ernst.
Aus diesen Lebenslagen ist Martin Enlens „Ein Kuckuckskind der Liebe“ entstanden. Ein Film, der mitunter ebenso unharmonisch wirkt wie das Leben seiner Helden. Es beginnt mit einer Hiobsbotschaft für die Hauptfigur Anabel: ihr Mann Dirk ist zeugungsunfähig. Dabei hat sie sich doch so sehr ein Kind gewünscht. Statt den arbeitswütigen Gatten aufzuklären, rät ihr die beste Freundin, ihm lieber ein Kuckuckskind unterzujubeln. Nach einem völlig missglückten Samenspender-Trip nach Mallorca findet sich Anabel in ihr Schicksal. Vielleicht muss es ja auch gar kein Kind sein. Durch Zufall schlittert sie in eine Affäre, die sich zur leidenschaftlichen Romanze auswächst. Anabel spürt erst jetzt, was ihr in der Ehe alles fehlt. Und plötzlich ist sie schwanger. Was tun? Soll sie den Geliebten in die Wüste schicken und ihren mit dem Scheckbuch winkenden Mann zum Vater machen?
Foto: ZDF / Hardy Spitz
„Ich fand diese Haltung lange Zeit unvorstellbar und wusste nicht, wie ich das spielen sollte“, erinnert sich Hauptdarstellerin Lisa Martinek. Abonniert auf Rollen mit Sympathiebonus, spielt die 32-jährige hier einen moralisch eher bedenklichen Menschen. „Ich fand das Verhalten Anabels nicht persönlich anstößig, aber ich konnte mich anfangs nur schwer in die Rolle hineinversetzen.“ Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie ihre Figur dem Ehemann noch in die Augen gucken sollte. Zu hören, dass es das Phänomen des Kuckuckskinds verbreiteter ist, als man denkt, erleichterte ihr das Spielen der Rolle. Durchaus verraten werden kann, dass ihre Figur am Ende moralisch die Kurve bekommt. Nicht nur der Genre-Mix aus romantischer Komödie und Melodram, auch Lisa Martinek verpflichtet. Es liegt an ihrer Ausstrahlung, dass man ihr nichts Böses zutraut und ihren Figuren das größte Glück auf Erden wünscht. „Frauenversteher“ Martin Enlen weiß das und hat ihr und dem Zuschauer nach durchwachsenen 85 Minuten ein wunderbar romantisches Happy End geschenkt. (Text-Stand: 2.5.2005)