Schon wieder hat die ukrainische Hausfrau Ruslana (Nina Nizheradze) ihr Deutschexamen nicht bestanden. Die mollige Frau mit der mütterlichen Ausstrahlung tut sich schwer: Seit sieben Jahren lebt sie alleine in München und wartet verzweifelt auf den Besuch ihres einzigen Sohnes Bogdan (Ivan Dobronravov) aus Kiew. Doch der hat gar kein Interesse daran, die Ukraine zu verlassen, er ist unglücklich in das Popsternchen Maria (Victoria Varlej) verliebt.
Mit einem Wasserrohrbruch tritt eine Wende in Ruslanas Leben ein: Ihr Nachbar Vladan (Karl Markovics), ein ehemaliger Profiboxer aus Serbien, kommt ihr zu Hilfe. Die beiden Gestrandeten finden Nähe in ihrer slawischen Seele und begießen ihr Schicksal mit selbst Gebranntem. Vladan war einst der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Nach der Scheidung von seiner Frau blieb ihm kaum etwas zum Leben. Er arbeitet als Busfahrer, sein Sohn Zoran (Vuk Kostic) hat sich für ein Leben in Belgrad entschieden. Zoran ist Handwerker und muss miterleben, wie Jelena (Lea Mornar) und ihr deutscher Ehemann (Georg Friedrich), brutal erpresst werden. Jelena will weg aus Belgrad, gleich am nächsten Tag. Zoran verliebt sich in die junge Mutter. Ihm bleibt eine Nacht, um sie davon zu überzeugen, zu bleiben.
Hintergrund:
Die in München lebende ukrainische Regisseurin und Ko-Autorin Daria Onyshchenko ist Absolventin der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Sie drehte ihren eindrucksvollen Episodenfilm vor Ort in Kiew, Belgrad und München. „Eastalgia“ wurde am 23. Oktober 2012 auf den 46. Internationalen Hofer Filmtagen als Eröffnungsfilm gezeigt. Auszeichnungen: der auf den Hofer Filmtagen verliehene Bild-Kunst-Förderpreis für das beste Szenenbild, der „Studio Hamburg Nachwuchspreis“ 2013 für die beste Produktion sowie der Produzentenpreis beim internationalen Studentenfilmfestival „Sehnsüchte“ 2013.
München – Kiew – Belgrad: „Eastalgia“ erzählt episodisch drei parallele Lebens- und Liebesgeschichten. Es geht um Alltägliches, um Liebe, Familienbande, Unzufriedenheit und um Sehnsucht nach etwas Neuem. Der Schwarze Regen, der in ganz Europa wegen des Vulkanausbruchs in Island niedergeht, verbindet alle Geschichten visuell und metaphorisch.
Die in München lebende ukrainische Regisseurin Daria Onyshchenko inszeniert ihren Film in zarten Tönen und mit weichem Licht, die es einem leicht machen, in die Lebenswirklichkeit der Protagonisten einzutauchen und dem Klang der Sprache(n) zu folgen. Die Musik tut ihr Übriges, um die Atmosphäre zu verdichten und greift dabei wunderbar fließend die visuelle Ebene des Films auf, ohne diese durch die Hintertür emotional zu überschwemmen.
Bei aller Melancholie, trotz des Scheiterns, trotz der blutigen Nase am Ende: Es gibt Hoffnung – bloß nicht die, die man erwartet hätte. Die Schauspieler Karl Markovics („Die Fälscher“) und Nina Nizheradze zeigen als Vladan und Ruslana ein fabelhaft unbeholfenes und darin besonders berührendes Paar. Beide Figuren sind einsam und bleiben es im Kern auch, doch sie finden im gegenseitigen Verständnis füreinander Unterstützung und Freude. Das Thema Migration hat die Regisseurin aus ihrer persönlichen Geschichte geschöpft. Die eigenen Erfahrungen der aus Kiew stammenden Daria Onyshchenko sind offensichtlich eine Grundlage dafür, dass die Emotionen der Figuren so authentisch wirken. Das Gefühl der Sehnsucht nach einem Zuhause, nach der Familie, nach Gemeinschaft schwingt in allen drei Geschichten mit: Das Glück jedoch scheint immer dort zu sein, wo man gerade nicht ist.
Die in München lebende ukrainische Regisseurin und Ko-Autorin Daria Onyshchenko ist Absolventin der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Sie drehte ihren eindrucksvollen Episodenfilm vor Ort in Kiew, Belgrad und München. Eastalgia wurde am 23. Oktober 2012 auf den 46. Internationalen Hofer Filmtagen als Eröffnungsfilm gezeigt. Zu den Auszeichnungen der BR-Koproduktion zählen der auf den Hofer Filmtagen verliehene Bild-Kunst-Förderpreis für das beste Szenenbild, der „Studio Hamburg Nachwuchspreis“ 2013 für die beste Produktion sowie der Produzentenpreis beim internationalen Studentenfilmfestival „Sehnsüchte“ 2013. (Text-Stand: 6.6.2014)