Die Freunde der Freunde

Schweighöfer, Schwarz, Stetter, Timoteo, Graf: Liebe, Freundschaft, Übersinnliches

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Foto Rainer Tittelbach

Vier junge Menschen, die Liebe und das Gefühl, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der zu einem gehört oder genau zu einem passt. Davon erzählt Dominik Grafs Jugenddrama (auf DV gedreht) frei nach einer Novelle von Henry James. Für den achtfachen Grimme-Preisträger ist es ein Film über die Pubertät. “Man ist sehr schlau und sehr ’alt’ in dieser Zeit und man ahnt, dass man diese Glückszustände vielleicht nie mehr so erleben wird.”

“Das kennt man doch, dieses Gefühl, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der zu einem gehört oder genau zu einem passt, oder?!” An dieser Liebesutopie einer der jugendlichen Helden entspinnt sich die Geschichte von Dominik Grafs “Die Freunde der Freunde”. Es ist ein höchst (über)sinnlicher Diskurs über Liebe und Freundschaft, über den Zufall und die Unergründlichkeit des Lebens. Dem Film liegt eine Novelle von Henry James aus dem 19. Jahrhundert zugrunde und mit ihr die Idee vom Schicksal zweier Menschen, die eine Vision verbindet, die sich aber nicht begegnen. Ein außergewöhnlicher Fernsehfilm.

Vier junge Menschen und die Liebe. Gregor und Arthur sind beste Freunde. Sie stehen kurz vor dem Abitur. Im Kopf haben sie anderes. Gregor, der Nachdenkliche, träumt von der großen Liebe und er glaubt, sie mit Billie gefunden zu haben. Auch sie mag ihn, doch immer, wenn ihre Beziehung so richtig losgehen könnte, taucht sie ab. Ähnliche Erfahrungen macht Pia mit Arthur: “Er verschwindet täglich”, sagt sie. Auch sie will ihn weiterlieben so wie Gregor seine Billie. Als diese eines Tages mal wieder bei ihm aufkreuzt, ist er noch voller Hoffnung. Doch dann fragt er sich: Passt Arthur nicht viel besser zu Billie als er? Sind sie nicht wie geschaffen füreinander? Beide haben Erscheinungen, beide sind Fluchtwesen. Immer wollte Gregor, dass sich beide kennenlernen. Jetzt fürchtet er ein solches Treffen.

Die Freunde der FreundeFoto: WDR
Kurz vor dem Abitur, Gregor (Matthias Schweighöfer) & Arthur (Florian Stetter) sind beste Freunde. Dominik Grafs Jugenddrama nach einer Erzählung von Henry James, ganz im Stil von Eric Rohmer

“Die Freunde der Freunde” verlangt große Aufmerksamkeit vom Zuschauer. Er muss sich einfühlen in die Lebenssituation der jugendlichen Helden. “Henry-James-Geschichten haben immer diese Ungefährheit”, betont Dominik Graf, “wenn man sie zu sehr ins Konkrete zerrt, geht das ganz dünne Porzellan kaputt, aus dem sie gemacht sind.“ Der Film ist arm an äußerer Handlung, die Charaktere sind das Herzstück, nur über sie gelingt der Zugang zur Geschichte. Und einiges belässt Graf bewusst im Ungewissen. Der Zuschauer wird so gefordert, einige der ausgelegten Fäden selbst zu knüpfen. Die wilde Filmsprache mit fahriger Kamera und Jumpcuts ist da zwar konsequent, sie spiegelt quasi die Sprunghaftigkeit seiner Helden in Sachen Liebe, erleichtert aber die Wahrnehmung nicht immer. Überhaupt, die Bilder: anders als bei den “Dogma“-Filmen oder Andreas Dresens “Halbe Treppe“ sind die Mängel der Technik bei “Die Freunde der Freunde” deutlicher spürbar. Nachtbilder und enge Räume machen sich einfach sehr viel besser mit DV als lichtdurchflutete Landschaften.

Coming-of-Age-Geschichten sind ein beliebtes Genre, nicht erst seit man die jüngeren Zuschauer verstärkt im Blick hat. So oberflächlich Grafs Film auf den ersten Blick auch scheinen mag, so verspielt er auch ist, geht er thematisch doch in die Tiefe. Der Tod spielt eine wichtige Rolle. Und das kommt nicht von ungefähr. Only the good die young, heißt es. “Der Tod als Partner – im Sinne sowohl der Depression als auch im Sinn des absoluten Glückszustands – ist in der Pubertät immer präsent”, findet Dominik Graf. Und überhaupt: “Man ist ja sehr schlau und sehr ’alt’ in dieser Zeit und man ahnt, dass man diese Glückszustände vielleicht später nie mehr so erleben wird.” Als alternder Voyeur sah sich Dominik Graf dabei allerdings nicht: “Wenn ich einen solchen Film inszeniere, bin ich in gewisser Weise so alt wie meine Protagonisten, oder sie sind so alt wie ich. Sie werden automatisch älter und ich werde automatisch jünger.” (Text-Stand: 23.2.2003)

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Fernsehfilm

WDR

Mit Matthias Schweighöfer, Sabine Timoteo, Jessica Schwarz, Florian Stetter

Kamera: Hanno Lentz

Schnitt: Christel Suckow

Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem

Produktionsfirma: Bavaria Filmproduktion

Drehbuch: Markus Busch, Dominik Graf

Regie: Dominik Graf

EA: 23.02.2002 20:15 Uhr | ARD

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