„Der Kuss des Killers“ klingt verdammt nach coolem Kino, nach Don Siegel, Lee Marvin, Tarantino. Doch Autor Christos Yiannopoulos („Hotel Mama“) wollte davon erzählen, wie einer, der ohne Skrupel tötet, auf einmal die Liebe entdeckt. Ein eiskalter Engel wird zum Schaf im Wolfspelz, ein harter Halbweltkrimi wird zum amour-fou-Thriller. Liebes-Parabel im Genre-Look…Die Undercoveragentin Vera (Sandra Speichert) soll das schaffen, was dem LKA seit Jahren nicht gelingt: den Frankfurter Paten Kühne (Henry Hübchen) hinter Schloss und Riegel zu bringen. Die junge Frau schleust sich als Bardame in dessen Edelclub ein. Probleme gibt es dabei nur mit Artur (Oliver Korittke), Kühnes rechter Hand. Anfangs ist er geradezu krankhaft misstrauisch, dann verliebt er sich in Vera. Das ist „die“ Chance für die Polizistin. Doch dann geht es Schlag auf Schlag: Liebesnacht, Schusswechsel, Vera wird angeschossen und leidet unter Amnesie. Eine Chance für die Liebe?
„Ein bisschen wie eine griechische Tragödie“ wollte Yiannopoulos seine Geschichte vom geliebten Gegner erzählen. „Das Schicksal ist vorgegeben. Artur kann nur noch seinem Ende entgegensehen.“ Ein Killer, der nicht mehr imstande ist zu töten, ist ein dem Untergang Geweihter. Korittke („Die Musterknaben“) spielt ihn von Anfang an mit der nötigen Melancholie im Blick. Eine, die nicht recht raus kann aus ihrer Haut ist auch Polizistin Vera. Sandra Speichert („Der Campus“) spielt sie cool, fast in Kampfmaschinenart, dann geradezu mädchenhaft. Dazu lässt sie ihre Katzenaugen funkeln, in denen sich Erotik und Getriebensein gleichermaßen spiegeln. Das Drehbuch ist für RTL-Verhältnisse extrem durchkonstruiert, es arbeitet sich durch die Rhetorik der klassischen Dramaturgie: Umkehr, Variation, Spiegelprinzip. Erzählt wird der Film in zwei psychologisch grundverschiedenen Hälften. „Im ersten kennt der Killer die Frau nicht. Sie indes weiß, dass er ihr Feind ist“, so Yiannopoulos. Dennoch kommen sie sich näher. „Im zweiten Teil dann, nach ihrem Unfall, kennt sie ihn nicht mehr, er aber weiß, dass sie Polizistin ist. Und sie lieben sich trotzdem.“
Nur die Liebe zählte diesmal für den Kölner Erfolgsautor, der mit zeitgeistigen Thriller-Stoffen wie „Der Venusmörder“ oder „Mörderische Zwillinge“ der Mann für alle RTL-Fälle ist. „Die Quote ist mir bei dieser Geschichte völlig egal“, betont er. Umso mehr ärgert ihn der Titel. „Der Kuss des Killers“ führe den Zuschauer auf eine völlig falsche Fährte. Das entspreche nicht dem Parabel-Charakter der Story vom Killer und der Polizistin. Zum Stil des Films, den Michael Rowitz („Gigolo“) mit Sinn für Atmosphäre inszeniert hat, passt der Titel dennoch gut. Und der Autor hat einen weiteren Grund, sich zu ärgern (Spoiler-Alarm!): Der Stimmigkeit wegen sollte die Polizistin am Ende zur Mörderin werden. Doch der Kirchen-Beauftragte von RTL erhob Einspruch. Der Sender, genug gebeutelt nach seiner „Heiligen Hure“, akzeptierte, entließ das Opfer nur schwerverletzt aus dem Film und klebte noch eine erklärende Schlussszene hintenan. Yiannopoulos: „einfach bigott.“ (Text-Stand: 1998)