Ein weinender Mann. Eine leblose, junge Frau, gefesselt an einen Stuhl. Ein Seil um ihren Hals. Ist sie tot und der Mann ihr Mörder? Eine Kamera läuft und registriert die grausame Szene. Bedrohlich geht es weiter in der neuen Episode der ZDF-Krimi-Reihe „Das Duo“: anonyme Anrufe, ein seltsamer, junger Mann, der mit einem Kind durch die Gegend zieht, ein Leichenfund eines Mannes, der sich zu Tode gehungert hat. Man sollte über die Handlung nicht allzu viele Worte machen. Man muss den Film sehen, man muss ihn genau sehen und man muss ihn mögen wollen. Das ist nicht ganz leicht. Anders als der fast schon legendäre Hessen-„Tatort: Weil sie böse sind“, der ähnlich von einer schicksalhaften Freundschaft und von schlechten Menschen erzählt, zieht dieser Film den Zuschauer nicht unbedingt in seinen Bann. Der Film entwickelt keine magische Spannung wie jener „Tatort“ mit Matthias Schweighöfer, er funktioniert vielmehr als ein Puzzle. Und der Zuschauer braucht Geduld.
Die Figuren sind anfangs wenig charismatisch. Das hochnäsige Adelspärchen, der seltsam mitteilungsbedürftige Däne, eine über den Tod ihres Ex-Mannes erleichterte „Witwe“: sie alle nehmen nicht für sich ein, sie stoßen den Zuschauer eher ab. Der Filmtitel „Bestien“ ist Programm. Distanz schaffen darüber hinaus die elegant in die Handlung eingefügten Rückblenden per Videofilm. Auch Kommissarin Marion Ahrens gibt sich extrem spröde – agiert zwischen Psycho-Analytikerin und Kripo-Domina. Selbst die quirlige Clara Hertz ahnt früh, wohin es bei diesem Fall wohl gehen wird: „ans Eingemachte, an die Eier, an die Triebe, an den Wahnsinn, das Irre.“ Um dieser dunklen Seite erfolgreich zu begegnen, macht sie auf Kumpel und schlüpft quasi in die Rolle jener jungen Blondine aus der schrecklichen Eingangsszene. Sie ist die Einzige im Film, die Nähe zulässt – eine gespielte Nähe. Auch die im Film zwischen den Bildern erzählte Männerfreundschaft erweist sich als verhängnisvolle Symbiose, die das Gen der Zerstörung in sich trägt. Helfenwollen und Eigennutz, verzerrter Gerechtigkeitssinn und Allmachtsphantasie ergeben ein explosives Gemisch.
Warum morden Menschen? scheint dieser Krimi zu fragen. Weil sie böse sind? Weil das Schicksal es so bestimmt? Oder weil sie aus einem kalten System, das die Welt nur einteilt in Gewinner und Verlierer, keinen Ausweg sehen? Christian Görlitz tut gut daran, keine eindeutigen Antworten zu geben. Die morbide Grundstimmung des Films ist Antwort genug.