Die Dobischs haben ihr Leben einem Toten verpflichtet. Gottlieb Dobisch erfüllte sich einst einen Traum: Er eröffnete die erste Kuckucksuhrenfabrik Norddeutschlands. Die Mitgliedschaft im Verband der Schwarzwälder Kuckucksuhrenhersteller blieb ihm allerdings Zeit seines Lebens verwehrt. Seine Witwe setzte die letzten 20 Jahre alles daran, dass ihrem Gottlieb die Anerkennung aus dem Schwarzwald in Form des gewünschten Verbandssiegels zuteil werde. Jetzt erst besteht Aussicht auf Erfolg. Eine Kommission aus dem Ländle kündigt sich an. Ein Riesen-Event wird geplant. Damit alles klappt, soll Schwiegertochter Katrin die feierliche Rede für die Manufaktur halten. Schwägerin Greta gefällt das gar nicht – aber auch die Auserwählte selbst zweifelt bald an ihren rednerischen Fähigkeiten. Ein Wochenend-Rhetorikkurs in Hamburg soll sie fit machen für die verantwortungsvolle Aufgabe. Doch anstatt sich sprachlich zu bilden, verbringt sie eine Liebesnacht mit dem verzweifelten Rhetoriklehrer – und lernt etwas fürs Leben: „Du bist nicht glücklich. Und wer nicht glücklich ist, kann keine überzeugenden Reden halten.“ Plötzlich steht Katrins Existenz auf dem Spiel.
Kleine Witzeleien erhalten die Neugier? Von wegen. „Zum Kuckuck mit der Liebe“ gelingt es nie richtig, in die komödiantisch moralischen Gänge zu kommen. Die Geschichte eiert von einem Scheinproblem zum nächsten albernen Erzählvorwand: das blödsinnige Verbandssiegel, die schwachsinnige Heimlichtuerei um den Rhetorikkurs, der erfundene Onkel aus Amerika usw. Dass die Heldin dem Professor das Leben rettet und er in ihr etwas „auslöst“, das allein kann man als Komödien-Setzung mal so stehen lassen. Komödie darf schließlich alles, solange sie nicht langweilt. Eben. „Zum Kuckuck mit der Liebe“ kann einem gehörig auf die Nerven gehen. Alles wirkt „ausgedacht“. Da spürt man weder Leben noch eine erkennbare Komödienstruktur. Die zu komplizierte (keinesfalls aber komplexe) Grundkonstruktion der Handlung funktioniert einfach nicht, weil die Sorgen und Nöte der Dobischs so sehr an den Haaren herbeigezogen sind, dass hier das anything goes des Genres Komödie nicht verfängt.
Weshalb sollte man sich auf solche Leute einlassen? Man spürt nur Aversion – doch das Mindeste wäre: fasziniert zu sein von dieser Familien-Obsession. Diese Geschichte, die von Anfang an nicht stimmt, reitet sich immer weiter rein. Eine schiefe Wendung ergibt die nächste. In diesem Drehbuch gibt es keine Klarheit, nur die Hoffnung, dass man mit einem Hauch von „Amélie“, mit etwas Romantik, ein paar halbherzigen Sinn-des-Lebens-Einwürfen und etwas Klamotte den deutschen Fernsehzuschauer gewinnen könne. Gewinnend sind in „Zum Kuckuck mit der Liebe“ allenfalls die Schauspieler: Heerwagen, Kremp, Vogler, Russek, von Bülow, Uhlig, Grossmann – eine Top-Besetzung. Das ergibt zumindest Sympathiepunkte für den Film und dürfte reichen, dass manch ein Zuschauer bis zum Ende durchhält. Die Top-Besetzung könnte aber auch einen Grund geben, noch verärgerter zu sein über diesen Film von Hajo Gies. Was könnte man mit diesen Schauspielern nicht alles erzählen!?