„Rassiges Vollweib, 29“: Das ist auch mit ziemlich dreist gelogen. Aber weil die patente Karin, um die 40, zwei Kinder, viel zu lange solo ist, haben ihre Freundinnen eine Kontaktanzeige für sie aufgegeben und es mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Die meisten Zuschriften kommen ohnehin nicht in Frage. Eine Karte weckt jedoch Karins Neugier. Sie trifft sich mit dem Mann zum „Blind Date“, stellt fest, dass er zehn Jahre jünger ist, und macht sich gleich wieder aus dem Staub, aber Andreas lässt nicht locker. Karin erzählt nichts von ihren Kindern, und auch Andreas hütet ein Geheimnis: Er hat vor sechs Jahren eine Bank überfallen, sitzt seither im Gefängnis und nutzt den Freigang zum romantischen Schäferstündchen.
Der Einstieg in die Geschichte von Scarlett Kleint mag nicht sonderlich originell klingen, und auch Karola Hattops Inszenierung vermeidet Überraschungen. Trotzdem gelingt es Buch und Regie, viel Sympathie für die Hauptfigur zu wecken, weil sich die Handlung keineswegs auf die Romanze beschränkt. Natürlich ist gerade die soziale Ebene ein bisschen geschönt: Karin (Katharina Böhm) arbeitet in einer Globusfabrik, die beiden Väter ihrer Kinder sind über alle Berge, Geld fehlt an allen Ecken und Enden, aber all das ist noch lange kein Grund, um Trübsal zu blasen. Außerdem sorgen ihre drei Freundinnen (Anja Franke, Caroline Fink, Steffi Kühnert) permanent für gute Laune. Als etwas in die Jahre gekommene Girl-Group ist das Quartett zudem gar nicht schlecht. Und dann ist da noch Karins musizierender Chef (Oliver Stritzel), der unübersehbar ein Auge auf sie geworfen hat, sich nach einem gemeinsamen Auftritt aber einen Korb abholt. Als kleine Revanche lüftet er das Geheimnis von Andreas (Kristian Kiehling), und damit ist der Ofen aus. Der junge Mann hat im Gefängnispfarrer zwar einen beredten Fürsprecher, zumal er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wird, aber dann scheint ein Umschlag mit 2.000 Euro eine all zu große Versuchung darzustellen.
Mitunter meint es die Geschichte ein bisschen zu gut; die gesanglichen Darbietungen beispielsweise, offenbar tatsächlich von den vier Damen vorgetragen, klingen viel zu professionell. Und ein umständlich eingeführter Erzählstrang mit einem teuren Mantel für Tochter Maike, den Freundin Lilo mal eben täuschend echt nachnäht, so dass Karin nach einem Malheur die Kopie zurückbringen kann, spielt später gar keine Rolle mehr. Immerhin verzichtet der Film auf ein verlogenes kitschiges Ende.