„Kein guter Diel“ wäre auch ein möglicher Titel für den dreizehnten „Wolfsland“-Krimi gewesen, denn darum geht es: Der amerikanische Tech-Milliardär Gerry Diel will in der Nähe von Görlitz eine Hightech-Fabrik bauen. Ökonomisch wäre das für die Region dank einiger tausend Arbeitsplätze ein Segen; ökologisch sind derartige Projekte zwangsläufig immer etwas fragwürdig. Deshalb passt es ins Bild, als ein Biologe, der ein Gutachten zur Naturschutzverträglichkeit erstellen sollte, mit gespaltenem Schädel auf dem zukünftigen Bauland gefunden wird. Prompt ist Burkard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) überzeugt, dass der Wortführer des lokalen Umweltschutzes dahinter steckt: Botho Frauenburg (Andreas Leupold), von Schulz konsequent als „Drecksack“ tituliert, ist ein stadtbekannter Querulant. Da sich sein Alibi als ziemlich löchrig erweist, ist der Fall zumindest für Schulz klar; er hat ohnehin noch eine alte Rechnung mit dem Mann offen.
Natürlich ist die Geschichte etwas komplizierter, zumal die „Wolfsland“-Schöpfer Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser noch ein Familiendrama ins Spiel bringen, denn es stellt sich raus, dass offenbar nicht alle Landbesitzer willens sind, dem Fortschritt zu weichen: Das zurückgezogen lebende Ehepaar Elmar und Bettina Flinz (Cornelius Schwalm, Anne Cathrin Buhtz) macht keinerlei Anstalten, sein einsam gelegenes Eigenheim zu verlassen; den Verkaufsvortrag hat Sohn Theo (Damian Thüne) unterschrieben. Das noch nicht veröffentlichte Gutachten des Mordopfers wäre zu Gunsten des Investors ausgefallen, das Ehepaar hätte demnach ein handfestes Motiv.
Foto: MDR / Molina Film / AVM
Der Inhalt klingt zwar interessant, aber nicht weiter aufregend, weshalb sich der Film zwischendurch tatsächlich etwas zieht. Dass sich „Das schwarze Herz“ dennoch lohnt, hat viel mit der Bildgestaltung zu tun: Regisseur Ole Zapatka und Kameramann Timo Moritz haben sich sichtlich vorgenommen, von den üblichen optischen Krimiklischees abzuweichen. Das gilt nicht nur für den Verzicht auf die obligaten Befragungsszenen im Kommissariat; selbst eine schlichte Autofahrt durch Görlitz ist anders gefilmt als sonst. Dass Licht und Farbgebung zu einer gewissen Düsternis neigen, ist für Krimis natürlich nicht ungewöhnlich, aber die Kamera nimmt auch immer wieder ungewöhnliche Blickwinkel ein. Die Arbeit mit dem Ensemble ist indes nicht ganz so gelungen, und das nicht allein, weil einige Mitwirkende zum Teil gar nicht überzeugen. Das gilt auch für den vermeintlichen Gegenspieler: Matthias Weidenhöfer verkörpert den gebürtigen Görlitzer mit seiner Mischung aus Deutsch und amerikanischem Englisch fast wie eine Parodie.
Ausgerechnet Schubert, sonst ein Schauspieler mit viel Gespür für Zwischentöne, führt sich diesmal zudem mitunter wie ein Elefant im Porzellanladen auf. So sympathisch seine Szenen mit Christina Große als Staatsanwältin auch sind: Die Begegnungen mit dem Umweltschützer münden jedes Mal in unnötig übertriebenes Geschrei. Das ist auf Dauer ähnlich nervig wie die für die Kernhandlung völlig überflüssigen Zwischenspiele mit Petra Zieser: Rose Delbrück, Mutter von Butschs Kollegin „Kessie“ (Yvonne Catterfeld), will ihre Tochter mit Kriminaltechniker Böhme (Jan Dose) verkuppeln. Erneut sorgt die Bildgestaltung für eine ungewöhnliche Auflösung der lautstarken Szene: Während sich die beiden Frauen streiten, bewegt sich die Kamera langsam um den Rücken des am Esstisch sitzenden Böhme herum; mehr ist nicht nötig, um zu illustrieren, wie unangenehm die Situation für ihn ist. Bei den Flurgesprächen mit dem Kommissariatsleiter trägt die Kameraarbeit ebenfalls ihren Teil dazu bei, die Verschwörungserzählungen des Vorgesetzten in einen passenden Rahmen zu betten. Tobias Grimm (Stephan Grossmann) ist überzeugt, dass wie schon beim letzten Fall das damals titelgebende „Dreckige Dutzend“ (2022) in den Mord verwickelt ist. Die Verbrecherorganisation wird jedoch erst im nächsten Film wieder aktiv.