50 Prozent aller Ehen werden in Deutschland geschieden. 2,3 Millionen Scheidungskinder bleiben nicht selten auf der Strecke. Nicht alle Eltern entpuppen sich als Rosenkrieger. Das Statistische Bundesamt verzeichnet immer mehr Väter, die auch nach der Scheidung Verantwortung übernehmen wollen. Paritätisches Wechselmodell nennt sich die gleichmäßige Aufteilung von Rechten und Pflichten. An die fünf Prozent der Eltern sollen sich hierzulande für diese Praxis entschieden haben, in den USA sind es bereits 15 Prozent. Noch ignoriert das deutsche Familienrecht das „Doppelresidenz“-Modell. Auch Psychologen sind skeptisch.
Miriam und Paul Weingarten wollen es versuchen. Ihr Felix ist sieben Jahre alt, und es soll ihm auch nach der Trennung an nichts mangeln. Materiell, vor allem aber emotional soll der Junge nach wie vor bestens versorgt sein. So jedenfalls haben es die Eltern geplant. Sogar ein Therapeut wird zu Rate gezogen. Doch Felix, der wegen Logopädie gegen seine Rechtschreibschwäche und Yoga für eine bessere Körperhaltung schon hinreichend an seiner Normalität zweifelt, hat gehörige Probleme mit der ungewohnten Aufteilung zwischen den Eltern. „Lieber Gott, ich glaube, mit mir stimmt was nicht.“ Sollte er Schuld an der Trennung der Eltern sein? Während sich der Junge in die Zwiesprache mit Gott flüchtet, verlieren die Eltern sein Wohlergehen aus den Augen. Die Weingartens wollen es anders machen – doch sie verfallen in alte Muster und waschen schmutzige Wäsche aus grauer Vorzeit.
„Woche für Woche“ macht sich nicht nur theoretisch zum Anwalt des Kindes, der WDR-Film nimmt auch immer wieder konsequent die Sicht des Kindes ein. Autorin Silke Zertz, die sich offenbar einige Anregungen bei „Wer früher stirbt ist länger tot“ geholt hat, spürt vornehmlich das komische Potenzial dieses Familienkonflikts auf. Komödien-Experte Martin Gies trieb das Ganze mit einem Augenzwinkern weiter und suchte in alltagsnahen Situationen das, was die Franzosen „Comédie dramatique“ nennen. Für Gies war bei diesem Stoff diese leichte bis tragikomische Gangart die absolut passende: „Getrennte Eltern, die behaupten, zwischen sich alles geklärt zu haben, gehen zum Therapeuten, weil sie den Sohn, wie sie selbst sagen, ‚gerecht teilen’ wollen – das ist ein aberwitziges Unterfangen und schreit nach Komödie.“
Tanja Wedhorn, bekannt als Hauptdarstellerin der ersten deutschen Telenovela, 224 Mal war sie „Bianca“, spielt die überfürsorgliche Mutter. Hans-Jochen Wagner übernahm die Rolle von Paul Weingarten, der bald als Kinder erziehender Alleinverdiener an seine Grenzen stößt. Wie zwei Menschen, die man zu kennen scheint, weil sie Probleme miteinander haben, die so ziemlich jeder auch schon hatte, verkörpern sie ihr Elternpaar. In ihrer Mitte ein Kleiner, der ein ganz Großer werden könnte: Nach „Die Luftbrücke“, „Das Geheimnis der falschen Mutter“ oder dem „Tatort: Der glückliche Tod“ besticht Jannis Michel auch in diesem Film, bei dem er sich keineswegs auf das kindliche So-Sein verlassen konnte. Realitätstreue und kindliche Phantasie musste er gleichermaßen abrufen. Dass seiner Figur besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, verleiht dem Film einen sympathischen Ton, ohne ihn zum Wohlfühlfilm zu degradieren. Silke Zertz wollte deutlich mehr, als eine Trennungsgeschichte zu erzählen. Das viel zitierte „Verschwinden der Kindheit“ bildet den größeren Rahmen für diese angenehm klein erzählte Geschichte.