In Münster mordet es sich einfach anders. Da blüht nicht das organisierte Verbrechen, da rastet eher mal ein Kleinbürger aus. In “Wilsberg und der letzte Anruf” geht es nicht nur um genmanipuliertes Gemüse, es liegt bald auch eine junge Biologin ermordet im Maisfeld. Und mittendrin Privatdetektiv Georg Wilsberg, der sich dieses Mal besonders charmant durchs illegale Münsteraner Treiben schnüffelt, dabei wie gewohnt kein Fettnäpfchen auslässt und die Freundschaft zu seinem Kumpel Manni extrem auf die Probe stellt.
Ein klassischer Schmunzelkrimi ist auch dieses Mal wieder unter der Regie von Dennis Satin entstanden. Wilsberg ist einer, der allen Spuren nachgeht, ein solider Handwerker, der auch schon mal einen mutmaßlichen Mörder deckt und auch vor Hausfriedensbruch nicht halt macht. Schnelle Schnitte und Handlungssprünge sind nicht die Sache dieser Reihe um jenen zerknautschten westfälischen Hobby-Columbo. “Wilsberg, das sind keine Ballerfilme, das sind kleine Geschichten mit netten Figuren, wo es immer auch um die Beziehungen geht und wo immer auch reichlich Humor drinsteckt”, betont ZDF-Redakteur Martin Neumann. Dass die Filme dramaturgisch recht durchsichtig gestrickt sind, stört auf Dauer weniger, als befürchtet. Die Running Gags um Manni, gespielt von Heinrich Schafmeister, gehören nach wie vor zum Markenzeichen der Reihe. Als kleine Duftmarke in dieselbe Richtung funktioniert in der heutigen Episode ein Gast-Auftritt von Harald Schmidt.
Spannung kommt weniger auf. Wie auch, bei einem lethargischen Helden, der alle Sympathien auf sich zieht, und nur wenig für die Opfer übrig lässt. Dass er dieses Mal mit der Liebe seines Lebens konfrontiert wird, eine Frau, die ihn vor 20 Jahren sitzen ließ, um wenig später in den verarmten Landadel einzuheiraten, macht ihn zusätzlich zum vom Schicksal geplagten Helden. “Er ist ein Loser, dauern blank und nichts bekommt er richtig geregelt”, so Lansink. Mit einer jungen Frau tauscht er noch leicht flirtend Visitenkarten aus, wenige Minuten später ist sie tot. “Das hatten wir doch schon mal”, sagt Kommissarin Springer (Rita Russek). Ein bisschen Selbstironie darf sein. Neue Ideen darf man nicht erwarten.
Georg Wilsberg ist der Dreh- und Angelpunkt der Reihe. “Der Zuschauer weiß, was der Detektiv weiß”, so Leonard Lansink. Der ist über diese etwas simple Dramaturgie nicht unglücklich. “Immerhin beschert sie mir 23 Drehtage von insgesamt 23 Drehtagen.” Und was dem Schauspieler noch gefällt: die Krimi-Reihe aus Münster, bei der regelmäßig interessierte Laien über das Internet am Drehbuch mitbasteln, hat ihm als Schau-spieler den “Status der Halbberühmtheit” beschert. “Alle Leute kennen einen, wissen aber nicht woher”, so der Westfale. “Das ist genial. Das genieße ich sehr.”