„Wahnsinn! Ich bin reich! Ich habe geerbt!“ Ekki ist happy, doch die Begeisterung über das Haus, das ihm seine Tante vermacht hat, ist rasch verflogen. Bei der ersten Begehung stoßen er und Wilsberg gleich auf eine Leiche. Wenig später richtet der Dorfsheriff mit zittriger Hand seine Dienstwaffe auf die beiden. Und dann behauptet auch noch die Nachbarin, dass sie die Mörder von Bauer Habich seien. Dabei haben andere im Dorf viel handfestere Motive, wie Ekki und Wilsberg, bald wieder auf freiem Fuß, herausfinden. Der Ermordete betrieb eine Biogasanlage, die das ganze Dorf mit billigem Strom hätte versorgen können. Darüber lag er mit den Stadtwerken im Clinch. Deren Regionalmanager war in seiner Jugend ein „ganz besonderer Freund“ von Ekki. „Immer noch nichts dazugelernt, Talköter“, ätzt dieser gegen den Steuerfahnder. Der ist bald ganz in seinem Element – denn dieser Oliver Brandstetter hat etliche Leichen im Keller. Umgekehrt muss Ekki bei Nachbarin Ulla Abbitte tun. Er ist nicht ganz unschuldig an ihrem verpfuschten Leben. Als kleine Wiedergutmachung überschreibt er ihr das heruntergekommene Haus seiner Tante. „Ein Haus voller düsterer Geheimnisse…“
Man begegnet sich immer zweimal im Leben. Unter diesem Motto steht der „Wilsberg“-Krimi „Gegen den Strom“. Die Story lebt zum einen von den Feindschaften aus der Kindheit, die ein Leben lang dauern, zum anderen von den Ermittlungen in der Fremde: das Dorf Havixwinkel mit seinen eigenwilligen Bewohnern, im Umland von Münster gelegen, entpuppt sich auch heute noch als Feindesland für die ermittelnden Städter. In der westfälischen Provinz, da gibt es misstrauische Menschen, viele Fliegen und „die bekloppte Ulla“. Sie beschwört die bösen Geister („Der Fluch wird über dich kommen“) und sorgt in Verbindung mit dem nicht gerade einladenden Erbhaus für mysteriöse Stimmungen. Wenig später geben sich Situationskomik und Suspense ein unterhaltsames Stelldichein. Die Autoren hätten sicher die Genre-Stellschrauben in einigen Szenen kräftiger anziehen können – allerdings auf die Gefahr hin, dass die dramatischen Momente an Intensität hätten verlieren können. Denn die Verletztheiten aus der Kindheit finden durchaus ihren adäquaten Ausdruck in der Gegenwart und fließen – für „Wilsberg“-Verhältnisse – stimmig in die Krimigeschichte ein. Eva Löbau überzeugt einmal mehr in einer vielschichtigen „Opferrolle“. Die Schauspielerin verleiht ihrem Charakter etwas Wildes, etwas Verrücktes, etwas Unberechenbares. Die dramaturgische (Krimi-)Konstruktion ist sicher nicht der große Wurf – aber die vielen kleinen „Wilsberg“-typischen Details machen „Gegen den Strom“ zu einem recht gelungenen Samstagabendkrimi, der etwas anders ist als gewohnt und doch die beliebte Reihe als Ritual feiert.
Foto: ZDF / Frank Dicks