Wilsberg wird überfallen, gerade als er einen hübschen Packen Bargeld in den Fingern hält. Zwei maskierte Räuber dringen in sein Antiquariat ein und bedrohen den Privatdetektiv und seinen Freund Ekki Talkötter mit einer Eisenstange und einer Spielzeugpistole. Einer der Räuber fällt im Hinterzimmer kurioserweise in Ohnmacht, flieht allerdings aus dem Rettungswagen, ehe die Polizei eintrifft. Der andere ist mit der Beute von 10.000 Euro längst verschwunden. Und Wilsberg, der keinen Beleg über die Einnahme des Geldes vorweisen kann, gerät in Verdacht, einen Versicherungsbetrug inszeniert zu haben. „Der Mann besitzt doch nur Altpapier zwischen modrigen Buchdeckeln“, sagt Lieblingsfeind Overbeck. Als der Haupttäter schließlich tot im Aasee gefunden wird, gerät Wilsberg gar in Mordverdacht.
„Wilsberg“-Erfinder Jürgen Kehrer hat für diese Folge der Krimireihe am Schauplatz Münster mal wieder das Drehbuch geschrieben und widmet sich dabei einem aktuellen Thema, der fleißigen Steuerhinterzieherei in Deutschland. In Schwierigkeiten gerät auch der Finanzbeamte Talkötter, auf dessen Konto plötzlich und ungebeten 10.000 Euro auftauchen, überwiesen von einem örtlichen Bauunternehmen, dem Talkötter gerade auf den Zahn fühlt. Später wird noch eine weitere Leiche gefunden, ein alter, gehbehinderter Mann, der Nachbar der beiden Räuber.
Foto: ZDF / Thomas Kost
Wie das alles zusammenhängt, erzählt Kehrer im gewohnten „Wilsberg“-Stil: Über die leicht unübersichtliche Handlung und eine brave Inszenierung helfen die Kebbeleien zwischen den (überwiegend) sympathischen Hauptfiguren hinweg. Die Dialoge sind mal spritzig, mal plump und das Ensemble kommt ausgewogen und gleichberechtigt zum Zuge. Anwältin Alex vertritt nacheinander nicht nur Wilsberg und Talkötter, sondern schließlich auch den zu Ohnmachts-Anfällen neigenden Räuber Marvin alias Vladimir Burlakov. Netter Einfall: Als Aushilfe in Wilsbergs Antiquariat entpuppt sich Marvin als Rabatt-freudiges Verkaufstalent. „Bielefeld“ dagegen ist diesmal der Name eines Mannes, den sogar Overbeck „zum Kotzen“ findet.
Auf Logik bis ins Detail kommt es hier weniger an, und häufig treiben haarsträubende Zufälle die Handlung voran: So fällt Wilsberg das Foto des ihm bis dahin unbekannten Räubers beim Polizeiverhör direkt vor die Füße. Und dass man einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung eines Mordopfers benötigt, ist auch eine interessante Idee. Das Tempo ist für „Wilsberg“-Verhältnisse hoch, und das Schwarzgeld-Thema bleibt, im großen wie im kleinen Maßstab, konsequent der rote Faden des Films. Außerdem sind da noch einige hübsche „Sidekicks“: Zum Beispiel Collien Ulmen-Fernandes in der kleinen Nebenrolle einer Putzfrau, die sich bei der Polizei schnell als Computer-Expertin unverzichtbar macht. Und Wilsberg darf diesmal zwischenzeitlich sogar ein eigenes Auto fahren – und was für eines: einen Cadillac, Serie 62, aus dem Jahr 1955, in der Ausführung eines Convertible Coupe. Am Ende verkauft er ihn an einen namenlosen Herrn, den Kenner der Rockmusik-Szene mühelos als Steffi Stephan identifizieren werden. So wird das Wilsbergsche Krimi-Pflaster Münster für die Fans der Reihe weiter routiniert, aber durchaus unterhaltsam gepflegt. (Text-Stand: 5.3.2014)